Kapitel 6 *

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They say if you dream a thing more than once, it's sure to come true.

-Aurora-

Am Morgen stand ich müde auf

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Am Morgen stand ich müde auf. Die Nacht konnte ich gut schlafen, obwohl das Stroh, mit dem die Bettdecke und Kissen gefüllt waren, an manchen Stellen mich gepikst hatten. Zuerst ging ich ins Bad und versuchte mich dort mit einer Katzenwäsche am Waschbecken heraus zu putzen, so gut es eben ging. Als ich die ersten Wassertropfen auf meiner Haut spürte, war ich etwas wacher.

Daheim wusch ich eigentlich nie mein Gesicht. Ich ging lieber direkt morgens unter die Dusche. Dennoch hatte mich die neue Situation hier verändert: Mein Körper wurde strapaziert und ich musste um mein Leben kämpfen. Wie kann ich da nur wieder rauskommen?

Völlig in Gedanken versunken, ging ich wieder zu meinem Bett und setzte mich darauf.

Was wohl meine Familie gerade machte? Meine Mutter würde wahrscheinlich die Tage nicht arbeiten gehen. Sie würde sich von ihrer Ärztin krankschreiben lassen, so wie es Mutti ständig nach unerwarteten schlechten Ereignissen tat. Sie hatte immer ihr kurzes braunes Haar wachsen lassen, da sie danach nie zum Friseur ging. Auch nahm sie öfter Tabletten gegen die schweren Bauchschmerzen. Mein Vater würde mir ein Geschenk kaufen, falls ich wieder nach Hause kommen würde. Er war zwar etwas kräftiger, hatte dafür aber ein gutes Herz. Als kleines Kind schaute ich in seine braunen Augen, da ich in den Himmel geworfen wurde. Es war ein schönes Gefühl gewesen, von seinen kräftigen Armen wieder aufgefangen zu werden. Die Luft durchströmte mich immer wieder wie der Wind das Meer.

Ein Klopfen an der Tür holte mich schreckhaft wieder in die reale Welt zurück, jedoch waren meine Gedanken völlig überfordert in dem Moment.

Es war Gesine, die im Türrahmen stand. Ihr Gesicht war wie immer in hellen, rötlichen Farben geschminkt und ein lila Abendkleid ließ sie wie eine Sängerin wirken, die zu lange in der Maske gewesen war.

„Gretel, wie hast du denn die erste Nacht in deiner schönen Unterkunft geschlafen?", fragte sie mich in einem freundlichen Tonfall, doch am Ende formten sich die Lippe zu einem offenen Lächeln, sodass man die weißen Zähne sehen konnte.

In mir hatte sich Wut breit gemacht und ließ meinen Körper beben.

„Ich habe relativ schlecht geschlafen. Ich kann mich in diese Situation einfach nicht einleben und will heim", schrie ich vor lauter Verzweiflung.

Ich rannte auf Gesine zu, doch sie blieb einfach nur an Ort und Stelle stehen. Als ich nur noch ein paar Schritte von ihr entfernt war, stellte sich jemand mir in den Weg. Ich hielt sofort an, als ich sah, wer es war. Seine braunen Augen schauten in meine. Auf seinen Lippen war ein leichtes Lächeln. Er packte mich vorsichtig mit seinen Händen an den Schultern, als ob ich jede Sekunde zerspringen könnte. Er lehnte sich mit seinem Kopf leicht nach vorne und flüsterte mir Folgendes ins Ohr: „Ich habe mit Gesine verhandelt. Wir haben heute Mittag eine halbe Stunde Freizeit."

Gefangen im Märchendorf - wird überarbeitet-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt