Kapitel 12 *

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Wer gewinnen will, muss auch gut essen.

- Xano, „der Prinz mit den langen Haaren" -
(Gefangen im Märchendorf)

Bevor wir uns in den Speisesaal begeben konnten, wurden wir noch für das Dinner zurecht gemacht

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Bevor wir uns in den Speisesaal begeben konnten, wurden wir noch für das Dinner zurecht gemacht. Die Dienstmädchen wuschen und schminkten uns und kleideten ein, doch ich war keineswegs darüber verärgert, denn so konnten wir immerhin den salzigen Schweiß von der Haut waschen.

Gesine wartete in der Zwischenzeit auf uns vor den Umkleiden. Als ich aus dieser heraustrat, blickte sie gerade von ihrer vergoldeten Taschenuhr auf. Hänsel war noch nicht anwesend.

„Gretel, schön siehst du wieder aus."  Gesine seufzte und faltete die Hände vor ihre Brust. „Die Zuschauer werden entzückt sein von deiner Rolle, die dir einfach aus den Leib geschnitten ist. Dieses Natürliche und Ärmliche."

Sie zog leicht an meiner weißen Haube. Wie eine Plastik stand ich da und hatte beide Hände vor meinen Rock zusammengefaltet. Während ich auf Charles wartete, wippte ich leicht auf der Stelle und schaute auf die beiden rötlichen Türen zur Umkleide. Davor hingen hölzerne Schilder an Ketten von der Decke, auf denen entsprechend eine männliche und eine weibliche Fee abgebildet waren. So vergingen ein paar Minuten, die wir beide, ohne uns zu unterhalten, verbrachten.

Die Tür öffnete sich schließlich und Charles stand wieder in Bundhose und weißem Hemd da. Seine Haare waren leicht zur Seite gekämmt worden und wirkten dadurch geordnet. Das Kinn war etwas lockerer und die Mundwinkel wirkten nicht mehr wie Reißzähne eines Hundes, der sich in etwas verbissen hatte. Doch seine Augen schauten nur Löcher in die Luft. Er stellte sich mit seinen Händen in den Hosentaschen neben mich hin.

Irgendetwas scheint ihn die ganze Zeit zu beschäftigen. Wie sollen wir das hier alles überstehen, wenn mein Partner nicht bei der Sache ist? Uns würde es sicherlich dort wie dem Reh ergehen, dass wir fast von einem wilden Wolf gefressen werden. Da bin ich mir sicher. Doch das war nicht das einzige Problem, das mich seit Stunden plagte, da ich nichts über Märchen wusste. Was beschäftigte ihn nur so, dass er mich und Gesine einfach wie Luft behandelte? Wenn ich ihm etwas über das Märchen und alles erzählen könnte, aber ... Das ist es: Weiß Charles etwas über das Märchen, das wir spielen sollen? Wird es nicht gut für uns beide enden und will er gleichzeitig, dass ich mir deswegen keine Sorgen machen muss?

Ich rieb leicht meine Stirn, da mich die Fragerei noch um den Verstand brachte.

„Gretel, kommst du jetzt endlich?"

Hänsel und Gesine standen schon am Ende des Flures, bevor dieser eine Kurve nach rechts einschlug. Anscheinend hatte ich nicht mitbekommen, dass sie schon vorgelaufen waren. Ich folgte dem lilafarbenen Teppichboden, der von vergoldeten Lampen an den Seiten gut erleuchtet wurde.

Insgesamt war es hier edler und luxuriöser als in den normalen Bereichen, die wir bis jetzt betreten hatten. Ausnahme stellte der Raum dar, in dem ich am Anfang aufgewacht war. Ich beschleunigte meine Schritte und so holte ich die beiden ein. Zügig machten wir uns zusammen auf den Weg, denn es winkte die wohl verdiente Mahlzeit.

Gefangen im Märchendorf - wird überarbeitet-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt