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Davut drückte die Tür zu dem kleinen Diner auf in dem seine Freundin arbeitete. Er mochte den Laden nicht, schon gar nicht als Arbeitsstelle für Jill. Hier hielten lauter Trucker und üble Gestalten und der Chef baggerte sie ständig an, obwohl sie bereits mit Davut zusammen gewesen war als sie hier angefangen hatte. Doch sie brauchte nunmal Geld und hier verdiente sie mit gutem Trinkgeld wenigstens halbwegs.
Sie entdeckte ihn und kam hinter einer Ecke hervor.
"Hey Baby", sagte sie glücklich und küsste ihn. Damit brach sie wahrscheinlich 100 Herzen der hier Anwesenden. Sie war mit Abstand die hübscheste Kellnerin, schon immer.
Er folgte ihr bis zur Theke und setzte sich.
"Willst du irgendwas? Geht natürlich aufs Haus", sagte sie mit einem Augenzwinkern.
"Auf keinen Fall. Das zieht dir der Wichser wieder vom Gehalt ab."
"Ach, dann flirte ich mal mit ihm, dann vergisst er's", sagte Jill und winkte ab.
"Dann erst recht nich", sagte Davut grimmig.
Jill schmunzelte und küsste ihn im Vorbeigehen auf die Stirn.
Er musste lächeln und betrachtete sie einen Moment.

"Also. Warum bist du hier?" fragte sie schließlich und setzte sich mit ihm an einen Fensterplatz ganz hinten. Sie hatte sowieso gleich Feierabend.
Davut zögerte eine Sekunde.
"Bist du heute Abend zu Hause?"
"Wenn du nicht geplant hast mich überraschend rauszuschmeißen klar. Warum?" fragte sie misstrauisch. Sie ahnte bereits was kommen würde.
Er ließ seine Knöchel knacken.
"Naja weißt du..Jason hat einen super Tipp gekriegt und.."
"Warum erzählst du mir das? Willst du eine Erlaubnis von mir oder was?" fragte sie mit zitternder Stimme.
Er griff nach ihrer Hand.
"Jill, ich weiß, dass dir das nicht gefällt und nach einer Erlaubnis brauche ich ja wohl nicht zu fragen, ich kenne die Antwort. Aber weißt du..es würde uns wieder etwas Sicherheit geben."
"Wenn es nicht schiefläuft", erinnerte sie ihn.
Er seufzte. "Es wird schon nichts schiefgehen Babe. Ich wollte dir nur Bescheid sagen, du brauchst nicht auf mich zu warten."
Sie schien einen Moment lang mit dich zu ringen, dann boxte sie ihn fest. "Du Arsch. Du weißt genau dass ich nicht schlafe bis du da bist."
Er schmunzelte. "Und dafür liebe ich Dich."
Sie ließ den Kopf hängen und fuhr sich mit den Händen übers Gesicht. "Ja ich..ich liebe Dich auch. Aber pass auf ja? Wenn dir was passiert.. Dann werde ich mir nie verzeihen dich nicht abgehalten zu haben."
Er nickte. "Mach ich."
In diesem Moment sprang der Zeiger der Uhr an der Wand auf die nächste Zahl.
"Komm." Er stand auf.
Jill nickte. "Ja, warte kurz, ich muss mich umziehen und mein Zeug holen", sagte sie und verschwand hinten im Laden.
Davut lehnte sich an die Wand und holte Kippen und Feuerzeug aus der Tasche. In Jill's Gegenwart vermied er es zu kiffen, aber rauchen störte sie nicht.
In diesem Moment hörte er seinen Namen.
"Davut. Na sieh mal einer an."
Er drehte den Kopf.
"Fillipp", sagte er kühl.
Die beiden hatten öfter mal zusammengearbeitet, aber waren sich nie wirklich sympathisch gewesen.
Jill tauchte wieder an Davut's Seite auf.
Die Wärme in ihren eisblauen Augen verschwand als sie den Blick von ihm auf Fillipp richtete.
"Oh, Hallo schöne Frau. Wer bist du denn?" fragte er mit einem dreckigen Grinsen.
"Jill", sagte sie kühl.
"Hallo Jill", sagte er in ekelhaftem Tonfall und scannte sie von oben bis unten durch.
Sie hätte ihn am liebsten angespuckt.
"Sie gehört zu mir", sagte Davut warnend.
Jill setzte einen gelangweilten Gesichtsausdruck auf und ließ eine riesige Kaugummiblase platzen.
"Und wer ist das Großmaul da?" fragte sie und sah zu Davut auf.
"Fillipp", sagte Fillipp und musterte sie interessiert.
"Wie lange gehört sie schon zu dir?"
"3 Jahre", erwiderte Davut ruhig, doch Jill spürte wie wütend er war.
"Aha."
"Komm, lass uns gehen Babe", sagte Jill leise und sah Davut bittend an.
Er nickte langsam.
"Ja. Lass uns gehen."
Er nahm sie bei der Hand und schob sich mit ihr zusammen an Fillipp und seinem Begleiter vorbei nach draußen. Sofort zündete er seine Kippe an.
"Dieser Wichser! Wenn ich den das nächste Mal sehe dann schieß ich ihm in sein dämliches Gesicht!"
Jill zuckte zusammen.
Sie wusste, dass Davut eine Waffe hatte, aber sie hoffte immer, dass sie nie zum Einsatz kommen würde.
"Was ist denn los mit dir? Der ist doch nicht der erste Typ der mich vor dir so angesehen hat, und der ist doch keine Konkurrenz für Dich."
Davut spuckte aus.
"Hör auf damit, das ist eklig", sagte sie und nahm ihm die Kippe ab.
Sanft bließ sie den Rauch in den Nachthimmel.
"Ich kenn ihn von früher", sagte er schließlich mit gedämpfter Stimme als sie langsam in Richtung Wedding kamen. Davut holte sie öfter ab, er wollte nicht, dass sie nachts alleine durch Wedding lief. Völlig unnötig. Irgendwer war immer unterwegs, und die meisten kannten und respektierten Davut. Niemand hätte sich Jill krallen können ohne von mindestens 5 Kurden zusammengeschlagen zu werden. Was schon vorgekommen war.
"Wir..wir haben ein paar Brüche zusammen gemacht. Aber er hat immer irgendeine Scheiße abgezogen", fuhr Davut fort.
"Der ist aber nicht bei dem Ding heute dabei oder?"fragte Jill bestürzt. Davut schüttelte den Kopf. "Nein. Dann würde ich das nicht so kurzfristig machen."
Sie seufzte.

"Ich hasse es dass du das machen musst. Aber ich liebe Dich. Also..komm heil wieder okay?" sagte sie leise und strich ihm über die Wange.
Er nickte.
"Ich liebe Dich auch. Falls ich nicht zurückkomme: Hau ab, ja? Du weißt wo was von der Kohle versteckt ist. Schnapp sie dir und verschwinde."
Jill schüttelte den Kopf.
"Niemals. Ich werde niemals ohne Dich gehen."
Er legte seine Lippen noch einmal auf ihre, dann fiel die Tür hinter ihm ins Schloss. Jill ließ sich aufs Bett fallen. Fuck.

Breakeven [Ak Ausserkontrolle]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt