9

889 35 8
                                    


Als Davut die Tür öffnete war es, als hätte ihm jemand einen Eimer kaltes Wasser ins Gesicht gekippt. Zumindest kam das dem Schock gleich. Vor der Tür standen zwei Polizisten und musterten ihn ernst.
"Haben sie einen Moment?" fragte einer.
Davut schluckte und nickte. "Ähm..ja ich denke schon."
Er hatte es gewusst. Irgendjemand musste ihn verraten haben.
Hinter ihm ertönten leise Schritte und Jill erschien im Flur.
"Alles in Ordnung?" fragte sie leise.
"Ja. Geh wieder schlafen, alles in Ordnung", versuchte er sie schnell zum Gehen zu bewegen. Es war kurz nach Mitternacht und Jill war eigentlich schon längst eingeschlafen gewesen.
Sie zog eine Augenbraue hoch und ging zu ihm.
Als sie die Polizisten sah, wich sämtliche Farbe aus ihrem Gesicht.
"Gibt's einen Grund warum sie so spät hier auftauchen?" fragte sie mit fester Stimme, bevor sie wieder einmal hustete.
"Alles okay? Geht's Dir gut?" fragte Davut besorgt.
"Es ist nur Husten", schaltete sich einer der Polizisten verächtlich  ein. Er war höchstens 30, blond und sah aus als würde er frisch von der Polizeischule kommen. Davut hasste ihn sofort.
Jill biss sich auf die Unterlippe.
"Ich hatte vor kurzem eine Lungenembolie. Also tun sie mir bitte einen Gefallen: Wenn sie keine Ahnung haben dann halten sie gefälligst die Klappe! Danke!"
Er nickte. "Verzeihung", sagte er, doch sie hörte den abfälligen Unterton.
"Es geht um eine Reihe von Raubüberfällen in der letzten Zeit", beantwortete nun sein Kollege Jill's Frage nach dem Grund ihres Besuches.
Davut verschränkte die Arme vor der Brust. "Und wieso kommen sie da ausgerechnet zu mir?" fragte er gelangweilt.
Jill ließ eine Kaugummiblase platzen und legte mit erwartungsvollem Blick eine Hand auf seine Schulter.
"Ja. Warum zu ihm?"
"Sie sind seine Freundin nehme ich mal an?"
"Ja."
"Gut, dann erklär ich es ihnen: Wir haben aus zuverlässiger Quelle erfahren, dass ihr Freund an diesen Überfällen beteiligt war."
Jill spürte wie die Panik ihr die Kehle hinaufkroch, doch sie lachte nur.
"Das ist doch Blödsinn!"
Davut schmunzelte und sah sie an. "Kannst du das glauben?"
"Ne. Das ist doch wohl ein Witz."
"Leider nicht Gnädige Frau. Leider nicht."
Jill gab ein verächtliches Geräusch von sich. "Und jetzt? Wollen wie ihn in den Knast stecken weil ihnen irgendwer gesagt hat er hätte was damit zu tun? Er hat auch Leute die ihm vielleicht gern was anhängen würden, verstehen sie?"
"Das ist nicht unser Problem. Wir nehmen ihn mit."
"Das können sie vergessen", sagte Davut abfällig.
"Hier ist der Haftbefehl", sagte der Jüngere mit einem genüsslichen Lächeln und zog ein Blatt Papier aus seiner Jacke.
Davut laß den Wisch kurz durch, gab ihn zurück und wandte sich dann Jill zu.
"Hör zu, Du musst jetzt stark sein ja? Für uns. Die werden mich mitnehmen, das dürfen sie, aber die haben nichts in der Hand ja?"
Jill begann zu Zittern und Tränen stiegen ihr in die Augen.
"Oh Gott Nein Davut bitte nicht.."
Er wischte die Tränwn weg und nahm ihr Gesicht in seine Hände.
"Doch Süße. Es tut mir Leid, aber wie gesagt, du musst stark sein. Kemal und Jason kümmern sich um Dich. Und noch was: Schau unterm Bett, unter einem losen Brett ist ein Bisschen Kohle ja? Bis ich wieder da bin. Du schaffst das. Ich liebe Dich okay?"
Jill nickte schluchzend.
"O..okay..ja ich..ich schaff das."
"Genau. Ja du schaffst das."
Er sah die Polizisten hasserfüllt an. Klar, sie machten nur ihren Job, aber sie taten Jill damit weh. Und eigentlich räumte er jeden aus dem Weg der ihr weh tat.
Er wandte sich um, doch Jill hielt ihn fest und presste ihre Lippen auf seine.
"Ich liebe Dich!"
"Ich dich auch Baby, es wird alles Gut."
"Los jetzt!"sagte der ältere Bulle barsch und legte Davut Handschellen an.
Er warf ihr einen letzten Blick zu.
"Du schaffst das", sagte er eindringlich. Dann war er fort.
Laut schluchzend fiel Jill gegen die kahle weiße Wand hinter ihr und rutschte zu Boden. Tränen liefen über ihre Wangen und tropften auf ihr Friends Tshirt und den Parkett Boden.
In diesem Moment ertönte ein Ruf. Kemal war im Treppenhaus aufgetaucht.
"Was ist denn passiert?" fragte er bestürzt und schob sich zu Jill in die Wohnung. Vorsichtig legte er einen Arm um sie und hielt sie fest bis sie in der Lage war zu erklären.
"Sie..sie haben ihn mitgenommen", begann sie mit erstickter Stimme.
"Die Bullen. Haben gemeint sie hätten aus zuverlässiger Quelle erfahren, dass er an den Überfällen beteiligt war. Sie hatten einen Haftbefehl, Kemal. Er wird wieder in den Knast wandern, Oh Gott es ist alles meine Schuld...ich hätte ihn aufhalten müssen..."
"Hey. Hey. Es ist nicht deine Schuld Jill, ganz bestimmt nicht", sagte Kemal sanft.
Jill wischte sich über die Nase.
"Denkst du..denkst du ihn hat jemand verpfiffen Kem?"fragte sie leise.
Er nickte grimmig. "Ja. Ja das denke ich."

Vorsichtig hob Jill das lose Brett hoch und legte es beiseite. Darunter war ein große Loch, in dem eine schwarze Tasche lag.
Sie kam sich langsam vor wie in einem Film. Nur, dass es ein echter Scheiß Film war.
Als sie sie öffnete schnappte sie nach Luft. Sie hatte noch nie so viel Geld gesehen.
Ein Zettel lag darauf, mit Davut's Handschrift.
"Jill. Wenn du das hier liest, bin ich entweder tot oder im Knast - ich hoffe nur letzteres. Das sind ungefähr 60 Riesen, für deinen Lebensunterhalt. Wenn du sonst was brauchst: Kem und Jason sind für Dich da. Gib ihnen bisschen was ab wenn du willst.
Du bist alles wovon ich jemals geträumt habe Süße, Ich hoffe dir geht es gut. Ich liebe Dich. Davut."

Wieder rollte eine Träne über ihre Wange. "Ich liebe Dich auch", murmelte sie leise und zog die Tasche aus dem Loch.
Kemal machte große Augen.
"Ist das-"
Jill nickte und gab ihm den Zettel, bevor sie tief durchatmete und sich erneut die Tränen weg wischte.
Er las ihn, lächelte und nahm sie in den Arm. "Wir schaffen das."


Breakeven [Ak Ausserkontrolle]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt