"Heilige Scheiße", murmelte Jill und sah auf.
"Was' los?"fragte Davut und legte sein Handy weg.
"Mein Dad hat mir gerade angekündigt, dass er herkommt und sich mit mir treffen will!"
Wütend schmiss sie ihr Handy auf's Bett.
"So ein Arschgesicht! Taucht der einfach plötzlich wieder auf und meint, einen auf Familie machen zu müssen!"
Davut seufzte. "Was wirst du machen?"
"Was soll ich schon machen? Ihm sagen, dass ich ihn nicht sehen will?"
"Zum Beispiel."
"Dav, das kann ich nicht machen. So sehr ich ihn auch verachte."
"Warum nicht?" Davut stand auf.
"Was hindert dich daran? Er war nie für Dich da, warum solltest Du es jetzt sein?" Er strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr. "Er ist mein Dad", seufzte sie und lehnte sich an ihn. "Aber 'n scheiß Dad." "Warte mal. Der kennt mich nicht. Stell dir das mal vor, so will ich doch nicht meinen künftigen Schwiegervater kennelernen", stellte Davut fest. Jill grinste. "Zukünftigen Schwiegervater?" Jetzt war Davut derjenige der grinste. "Du weißt, dass ich dich nie mehr gehen lasse." Jill schmunzelte. "Hey, du bist mir aber nicht böse wenn wir mit solchen Sachen wie heiraten noch warten oder? Bis ich weiß wie's weitergeht. Und das mit Kohle und so 'n Bisschen besser ist", meinte er. Jill nickte. "Du weißt wie ich über das ganze Zeug denke. Ich seh das genau wie Du. Krieg das mit der Musik hin, oder mach was anderes... Wir haben noch alle Zeit der Welt für all diese Dinge. Und außerdem: ein Stück Papier würde nichts verändern, nicht an meiner Liebe zu dir und nichts an unserer Beziehung." Er lächelte. "Was würde ich nur ohne dich machen?" "Draufgehen vermutlich. Elendig vor Dich hin vegetieren." Er musste lachen. "Ja, wahrscheinlich." "Aber jetzt weiß ich immer noch nicht was ich wegen meinem Vater mache", seufzte Jill. "Lass ihn herkommen. Hör dir an was er zu sagen hat, warte ab was er will. Dann sehen wir weiter", schlug Davut vor. Sie zögerte eine Sekunde, dann nickte sie. "Jaa, das klingt logisch. Aber jetz muss ich los. Meine Schicht fängt in 'ner halben Stunde an." Jill hatte während Davut's Knastzeit genug Zeit gehabt ihr Leben neu zu durchdenken und die Zeit auch genutzt: Mittlerweile war sie Krankenschwester, und sie liebte es. Davut war einfach stolz, dass sie sich nicht hängenlassen hatte. "Okay. Viel Spaß."Jill stieß die Tür auf und hängte eine neue Infusion an. "So. Jetzt sollte es gleich besser werden." Zusammen mit ihrer Patientin sah sie zu, wie die Infusionsflüssigkeit das Blut in dem dünnen Plastikschlauch zurück in den Arm spülte. "Danke." Ein dankbares Lächeln machte sich auf dem Gesicht der jungen Frau breit. Jill erwiderte das Lächeln und verließ das Zimmer wieder. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass sie es fast geschafft hatte. Pfeifend schlenderte sie den Flur entlang bis zum Schwesternzimmer und zog sich um. Es war ein guter Tag gewesen und Davut hatte versprochen sie abzuholen. Für Jill war das der Inbegriff eines perfekten Tages. Nur, dass sich ihre Laune erheblich verschlechterte als sie das Zimmer verließ. "Was zum Teufel machst du denn hier?"zischte sie und sah sich nach allen Seiten um. "Na was wohl. Dich abholen", sagte ihr Vater ungerührt. Jill war fassungslos über seine Dreistigkeit einfach unangemeldet hier aufzutauchen. "Nicht nötig, mein Freund holt mich ab", erwiderte sie schnippisch und zog ihn am Arm Richtung Ausgang. "Tut mir Leid, das wusste ich nicht." "Tja, hättest du dich angekündigt hätte ich's dir vielleicht gesagt", fauchte sie. "Ich fasse es nicht, dass du wirklich einfach hier auftauchst. Woher das Vertrauen, dass ich mit dir reden werde?" "Naja, ich bin dein Vater, Jill", sagte er leicht verwirrt. "Ach ja? Hab ich gar nicht gemerkt, nachdem ich dich mein ganzes Leben quasi nicht gesehen habe!" Er seufzte. "Es tut mir Leid Jill. Du weißt, ich habe immer sehr viel gearbeitet." "Das ist aber keine Entschuldigung nicht für sein Kind da zu sein!" Sie entdeckte Davut, der vor dem Ausgang auf sie wartete. "Hey Babe", sagte sie müde und gab ihm einen Kuss. Ihr Vater vergrub die Hände in den Hosentaschen und blickte unbeteiligt zur Seite. "Ist er das?"fragte Davut leise. Jill nickte. "Er sieht dir ähnlich", stellte er fest. "Igitt", machte Jill. Dav grinste nur und strich ihr sanft über die Wange. "Das ist dein Freund?"fragte ihr Vater. Davut konnte seinen Tonfall nicht richtig deuten. Es klang nicht überrascht, nicht zufrieden, aber auch nicht als hätte er ein Problem damit. Es war der neutralste Satz den Davut je gehört hatte. Misstrauisch zog er eine Augenbraue hoch. "Ja", sagte Jill nur. An ihrem Gesichtsausdruck konnte er sehen, dass sie den Tofall genauso wenig deuten konnte wie er, was ihn etwas beruhigte. "Okay, cool." Ihr Vater reichte ihm die Hand. "Mike." "Davut", erwiderte er und betrachtete den dunklen Anzug und die gegelten Haare. "Ich komme direkt aus dem Büro", sagte Mike mit einem entschuldigenden Achselzucken als er Davut's Blick bemerkte. Dieser zuckte mit den Schultern, vergrub die Hände in den Taschen seiner Hosentaschen und sagte: "Und ich aus'm Knast, was soll's?" Jill uterdrückte ein Lachen und schob ebenfalls eine Hand in Davut's Hosentasche, wo sie nach seiner Hand griff. Er lächelte leicht auf sie herab und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Mike lächelte ebenfalls, nachdem er Davut's Satz verarbeitet und sich wieder gefangen hatte. "Ihr seid ein hübsches Paar." Es klang als würde er es ernst meinen. Jill sah trotzdem aus als wäre sie gerade unangenehmerweise daran erinnert worden, dass er ja auch noch hier war. "Danke. Also, Mike. Was willst du hier?" Mike kratzte sich am Hinterkopf. Er erinnerte Davut stark an einen Typen aus The Night Shift, einer Serie die Jill liebte, namens Michael Ragosa. Irgendso ein Verwaltungstyp, wenn er sich richtig erinnerte. "Naja. Es geht um deinen Bruder, Jamie." Davut hob eine Augenbraue. Er hatte nicht gewusst, dass Jill einen Bruder hatte, doch als er sie ansah, wich sie seinem Blick aus. "Wieso, was ist mit ihm?"fragte Jill misstrauisch. Mike hob den Jopf und sah sie direkt an als er weitersprach. "Er..ist abgehauen."
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Breakeven [Ak Ausserkontrolle]
أدب الهواةJill und Davut, Davut und Jill. Das einzige was für ihn zählt: Dass es ihr gut geht. Das einzige was für sie zählt: Dass er heil aus der Scheiße rauskommt in die er immer tiefer zu geraten scheint. -- #1 deutschrap🥺❤️ (17.11.20)