10

917 36 17
                                    

"Ich will meinen Anwalt!" verlangte Davut zum zehnten Mal.
"Jetzt reden sie schon! Wir wissen dass sie da waren", sagte der Polizist wütend.
"Ich weiß überhaupt nichts", sagte Davut lässig und lehnte sich zurück.
Der Polizist lächelte fies.
"Und das Mädchen?"
Davut überlief es eiskalt. Er richtete sich auf und legte die Hände auf den Tisch.
"Wieso, was ist mit Jill? Ist was passiert?" fragte er leicht nervös.
"Weiß sie auch überhaupt nichts? Vielleicht sollten wir sie mal herholen und ein bisschen aus quetschen? Ist sie vielleicht bestechlich?" fragte der Mann. Davut sah, wie viel Freude es ihm bereitete ihn unter Druck zu setzen. 'So ein Hundesohn',dachte er. Er wusste genau, dass das einzige mit dem er ihn Ködern konnte Jill war.
"Hey! Sie weiß gar nichts und sie werden einen Scheiß mit ihr machen, kapiert?" sagte Davut wütend.
"Warum so viel Angst? Wenn sie eh nichts weiß.."
"Sie...sie hatte gerade erst eine Lungenembolie, sie hat extrem viel durchgemacht die letzten Jahre. Auch wegen mir, das gebe ich ganz offen zu. Setzen Sie sie bitte nicht unter Druck, das..würde sie vielleicht nicht überstehen", sagte Davut leise und vergrub das Gesicht in den Händen.
"Das tut mir wirklich Leid, aber ich mache nur meinen Job", sagte der Mann mitleidig.
Er stand auf und zog sein Handy aus der Tasche.
"Ja, wegen der Freundin..sie heißt Jill. Findet sie..."
"Okay,Okay ich rede ja schony aber lassen Sie sie da raus!"stieß Davut aufgebracht hervor.
Der Mann drehte sich langsam um. "Bringen sie meinen Anwalt her, dann rede ich."

"Also Monsieur...", der Mann warf einen Blick in die Akten, "..Altundal? Woher kommt das?"
"Meine Eltern sind Kurden", presste Davut hervor. Er machte sich solche Sorgen um Jill. Er wollte sie sehen.
"Also. Haben sie sich's überlegt?"
Davut nickte.
"Also. Folgender Deal", erklärte sein Anwalt.
"Er wird niemanden verpfeifen. Das können sie vergessen."
"Das braucht er nicht, die finden wir."
"Schön. Wenn sie meinen. Ich werd 'ne Aussage machen, paar Details geben..und wahrscheinlich in den Knast gehen. Aber dafür zahlen sie Jill's Krankenversicherung bis ich raus bin. Und ich will sie vor Prozessbeginn sehen."
Einen Moment lang herrschte Schweigen. Der Mann überlegte.
"Gut. Das lässt sich bestimmt machen."

Nervös knetete Jill ihre Hände und blickte an die Decke.
Ein Surren ertönte und die Tür öffnete sich. Mit klopfendem Herzen betrat sie den langen, kahlen Flur.
"Sind sie Jill?" fragte eine junge Frau freundlich.
Jill nickte langsam.
"Ihr Freund ist da hinten. Kommen sie."
Sie legte eine Hand auf ihren Rücken und brachte sie zu einem Raum.
Davut hockte auf dem Fensterbrett und starrte den Boden an.
Es brach Jill das Herz, ihn so mutlos zu sehen.
Und in diesem Moment wurde ihr klar, dass es zu spät war. Er würde in den Knast gehen. Und sie wieder alleine lassen müssen.
Er hob den Kopf. Sein Gesicht hellte sich auf als er sie sah.
"Hey", sagte sie leise, lief auf ihn zu und schlang ihre Arme um ihn.
Sanft strich er ihr übers Haar.
"Alles okay. Mir geht's gut. Wie geht's dir?"fragte er sanft.
"Nicht gut. Du bist weg", murmelte sie.
"Es tut mir so Leid. Du hattest Recht, ich hätte auf dich hören sollen. Du hattest von Anfang an Recht.."
Jill seufzte nur.
Sie hatte ja immer gewusst, dass das eines Tages wieder passieren würde. Aber sie war geblieben. Jetzt gab es kein zurück mehr.
"Ich bin da, Babe. An deiner Seite. Bis zu bitteren Ende, okay?" sagte sie leise.
Er nickte langsam.
"Ich liebe Dich", murmelte er an ihre Wange.
"Ich Dich auch. Wirst du..aussagen."
Davut seufzte. "Ja ich..ich regel das schon irgendwie so, dass wir damit leben können."
Er erzählte ihr was sie besproche hatten.
Sie seufzte wieder.
"Davut, du hättest irgendwas verlangen sollen, von dem DU was hast."
Er schüttelte den Kopf.
"Mir ist nichts auf der Welt wichtger als Du. Das passt schon so."
Sie küsste ihn auf die Stirn.
"Du bist ein guter Mensch, Davut, vergiss das nicht, ja?"
Er schüttelte den Kopf.
Dann flüsterte er ihr ins Ohr: "Falls du 'ne Waffe brauchst: Unter dem Brett, ganz unten ist eine."
Jill tat, als hätte er etwas normaleres gesagt und küsste ihn auf die Wange.
"Verdammte Scheiße Davut", murmelte sie zurück.
Er grinste nur. "Sorry. Ist halt so."

"Ich würde ihnen gerne noch ein paar Fragen stellen. Keine Sorge, dauert nicht lange", sagte die Frau zu Jill und lächelte.
"Okay", sagte sie unsicher und folgte ihr in einen kleinen, kühlen Raum mit einem Tisch und zwei Stühlen.
"Wussten sie von den kriminellen Aktivitäten ihres Freundes?" begann sie in gedämpftem Tonfall.
Jill sah auf ihre Hände und schüttelte den Kopf.
"Nein. Nein ich..ich dachte immer, wenn er irgendwas ausfrisst ist es vielleicht Dealen oder so..Wedding halt. Aber sowas.." log sie und schüttelte den Kopf, so als könne sie es immer noch nicht fassen. Sie hatte keine Ahnung ob die ihr glaubten, aber Davut hatte sie für solche Fälle gut abgerichtet.
Das bemerkte auch ein Polizist der ebenfalls in dem Raum war.
"Sie wissen genau was sie sagen müssen,hm", sagte er und in seiner Stimme schwang etwas Ärger mit.
Jill hob die Augenbrauen.
"Keine Ahnung wovon sie reden. Und jetzt lassen sie mich bitte gehen, ich fühle mich nicht besonders."
Als sie wieder draußen wary zündete sie sich eine von Davut's Kippen an und setzte sich an eine Bushaltestelle.
"So eine verfickte Scheiße..."

Breakeven [Ak Ausserkontrolle]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt