Kapitel 17

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Sehr zu Adelaides Bestürzung zwang ihre Mutter sie, präsentabel auszusehen und am Samstag morgen in die Stadt zu gehen. Alles, was sie tun wollte, war im Bett zu bleiben und sich von allem zu isolieren. Wenn sie ehrlich war, wäre es für sie vollkommen in Ordnung gewesen, wenn sie nie aufgestanden wäre.

Nachdem sie sich eine Viertelstunde lang beschwert und sich ans Bett geklammert hatte, stieg sie aus dem warmen bequemen Bett. Die Böden waren kalt, ihre Mutter machte das Frühstück zu laut, selbst die Sonne, die durch die Fenster schien, war viel zu hell. Es war, als wären ihre Sinne geschärft.

Gähnend trat Adelaide in das Kleid, das sie Heute tragen würde: ein schönes gelbes Kleid, das sie selten trug, weil es leicht schmutzig wurde. Nachdem sie sich bemüht hatte, es zu schnüren, fuhr sie mit den Fingern durch ihr unordentliches Haar und trottete die Treppe hinunter.

"Komm, setz dich. Ich habe dein Lieblings Frühstück gemacht; Toast mit Marmelade." Sprach Alice zu ihrer Tochter. Sie hatte nicht einmal gemerkt, wie depressiv ihre Tochter geworden war. Aber im Gegenzug hatte Adelaide nicht gemerkt, wie viele der kleinen weissen Pillen Alice in letzter Zeit eingenommen hatte.

"Ich habe keinen Hunger, ich esse, wenn ich aus der Stadt zurückkomme." Adelaide gähnte erneut. Alice hob die Augenbrauen.

"Bist du sicher? Es könnte eine Weile dauern, wenn der Schnee tief ist." Fragte sie. Adelaide murmelte etwas, das ihre Mutter nicht hören konnte, und band sich die Stiefel. Sie winkte Alice kurz zu, bevor sie zur Haustür hinausging.

Adelaide wusste, dass es ein schrecklicher Weg bis zur Stadt werden würde, zumal der Wind an diesem Tag stark war. Ihre Stiefel speicherten kaum Wärme, aber sie konnte sich nicht beklagen; Zumindest besass sie Stiefel.

Hör auf egoistisch zu sein.

Sagte sich Adelaide. Es gab Menschen auf der Welt, die hungerten und kein Dach über dem Kopf hatten, und hier stand sie vor einem schönen Haus und beschwerte sich über ihre Stiefel.

Adelaide schüttelte den Kopf, seufzte und zwang ihre kalten Füsse, sich zu bewegen. Sie  fluchte den ganzen Weg über, ihr Magen knurrte und ihre Hände zitterten. Sie war zu stur für ihr eigenes Wohl.

Die kalten Wintermonate waren viel zu lang für ihren Geschmack und sie wünschte, der Frühling würde bald kommen. Adelaide liebte den frischen Geruch von Regen und Blumen, die zu blühen begannen. Es war beruhigend, wie etwas aus einem Roman. Nichts konnte mit der feuchten Atmosphäre und der warmen Sonne, die auf ihr Gesicht schien, verglichen werden.

Bevor sie es merkte, ist sie in der kleinen Innenstadt von Avonlea angekommen. Frühaufsteher tummelten sich überall, einige gingen in die schneebedeckten Läden. Adelaide versuchte sich zu erinnern, was sie kaufen sollte. Sie erinnerte sich vage an etwas über Brot.

Adelaide schaute sich noch eine Sekunde um, bevor sie zum Bäcker der Stadt, Mr. Kallen stampfte. Sein Laden war da, seit sie denken konnte, und sein lächelndes Gesicht war immer durch das Fenster zu sehen. Sie zuckte beim Lauten  Geräusch der Eingangs Glocke zusammen. Adelaide winkt Mr. Kallen und seiner Frau zu.

"Hallo, Adelaide! Wir haben dich seit Ewigkeiten nicht gesehen", sprach der ältere Mann. Sie lächelte ihn an und schaute sich wieder die Auswahl an Backwaren an.

"Nun, ich war ziemlich beschäftigt mit der Schule und allem", erzählte Adelaide den beiden. Sie nickten verständnisvoll, während sie Händchen hielten. Adelaide lächelte sehnsüchtig; sie wollte so etwas in der Art mit Gilbert tun. Nichts konnte die Art und Weise ändern, wie sich ihr Herz erwärmte, als sie an ihn dachte.

"Also, Adelaide, wir haben nach einer Aushilfe für den Laden gesucht, um uns zu helfen. Wir werden älter und brachen jetzt ein bisschen Hilfe", sprach Mrs. Kallen mit eifrigen Augen. Adelaide sah verwirrt vom Brot auf. Sie betete, dass sie sie nicht darum bitten würden, hier zu arbeiten.

"Du warst immer so nett und hilfsbereit, genau wie dein Vater, und wir haben uns gefragt, ob dir der Job gefallen würde? Die Arbeitszeiten wären nicht zu lang und die Bezahlung wäre anständig." Adelaide spürte, wie sich ihr Gesicht erhitzte, sie stand unter grossem Druck. Natürlich konnte sie nicht ablehnen. Ihre Mutter würde sie sowieso bitten, nach einem Job zu suchen.

"Ähm, na ja... ich denke schon? Ich meine, ja. Ich werde den Job annehmen." Stammelte sie. Das Paar lächelte aufgeregt. Nachdem sie den Zeitplan und die Bezahlung besprochen hatten, packte Mr. Kallen ein Laib Brot ein und Adelaide war auf dem Weg nach Hause.

Sie holte tief Luft, als sie die Bäckerei verliess, und riss bei dem Gedanken an das, was gerade passiert war, die Augen weit auf. Das gute daran war, sie konnte anfangen Geld zu sammeln, um aus Avonlea zu verschwinden.

Als sie die Dinge, die ihre Mutter wollte, endlich gekauft hatte, war Adelaide erschöpft. Sie hatte wahrscheinlich etwas vergessen, war aber viel zu abgenutzt, um sich daran zu kümmern. Adelaide legte die Handfläche auf die Stirn, kniff die Augen zusammen und ging den schneebedeckten Waldweg hinunter. Ihr Kopf pochte. Sie öffnete ihre blutunterlaufenen Augen und schauten nach unten, um die schweren Taschen in ihrer Hand in die andere zu platzieren.

Adelaide keuchte auf, als ihr Körper mit einem anderen kollidierte. Sie stolperte rückwärts und fing sich, bevor sie fiel. Die andere Person tat dasselbe, und sie zuckte zusammen, als sie bemerkte, dass es Billy Andrews und seine Trottelmannschaft waren.

"Nun, was haben wir hier? Die Klei-" Fing Billy an zu reden, aber Adelaide war nicht in der Stimmung für seine Hänseleien.

"Oh, halt doch die Klappe. Alles was du tust, ist, schlecht über andere zu reden und auf dumme Dinge hinzuweisen, die niemanden wirklich interessieren. Das einzige, was du dadurch beweist, ist, wie unsicher du bist, Billy. Also, bitte lass mich in Ruhe und halt den Mund." Sagte Adelaide, ohne ein einziges Mal Luft zu holen. Ihre Augen weiteten sich, als sie realisierte, was sie gesagt hatte und jetzt sah, dass sie es mit vier Männern aufgenommen hatte. Billy lachte.

"Was ist hier los?" Sprach eine neue Stimme und alle fünf Köpfe drehten sich um. Dort stand Gilbert, und Adelaide lächelte bei seinem Anblick und hob ihre Hand um ihm zu zuwinken.

"Oh, grossartig, die andere Hälfte ist gekommen. Adelaide haben uns nur unterhalten, nicht wahr?" Billy sagte den ersten Teil leise. Gilbert wandte sich mit fragendem Gesicht zu Adelaide, während Billy sie ansah.

"Sicher, wenn du das 'unterhalten' so definierst, dass ich dir zum millionsten Mal erkläre, dass du deinen verdammten Kopf aus deinem Arsch ziehen musst." Adelaide verdrehte die Augen. Gilbert unterdrückte ein Lachen und Billy schüttelte den Kopf.

"Das lasse ich mir nicht von einem Mädchen sagen." Sagte Billy und trat einen Schritt näher an Adelaide heran. Gilbert fluchte leise und kam schnell zu ihrer Verteidigung, indem er vor sie trat. Sie starrte seinen Rücken an, er hätte inzwischen wissen müssen, dass sie sich selbst verteidigen konnte.

"Komm ihr nicht näher, Billy. Ich warne dich." Sagte Gilbert zu ihm.

"Was? Ich wollte gar nichts machen!" Billy lachte und hob die Hände. Seine Freunde hatten sich ein paar Meter zurückgezogen und beobachteten eifrig, was passierte. "Alles klar." Gilbert nickte und liess Billy nicht aus den Augen. Dann ergriff er Adelaides Hand und drehte sich um, um den Weg fortzusetzen. Adelaide wollte nicht so einfach aufgeben, aber sie war sich sicher, dass sie noch eine Chance haben würde, gegen Billy zu kämpfen.

Als sie Hand in Hand weggingen, hatte Billy das Bedürfnis, das letzte Wort zu haben. "Ihr seid übrigens ein grossartiges Paar!" Schrie er. Adelaide liess Gilberts Hand los und drehte sich um.

"Oh mein Gott." Sagte sie leise.

Ich denke, das ist meine Chance.

Die Art, wie Billy grinste, machte es noch einfacher, ihm ins Gesicht zu schlagen. Als sie ihn immer wieder schlug, sogar als er auf dem Boden lag, brachte es eine Erinnerung zurück. Der Tag, an dem sie aus ihrer alten Schule geworfen wurde, weil sie William geschlagen hatte. Erneut ein Junge, der dumm war.

Adelaide spürte kaum, wie Gilbert sie von Billy zurückzog. Sie wusste nur, wie strahlend sie lächelte, als sie sich das Blut aus dem Gesicht wischte. Sie nahm ihre Sachen und warf einen letzten triumphierenden Blick auf den blutigen Jungen auf dem Boden, bevor sie davonlief. Gilbert warf einen Blick auf die Jungen, die er einst als Freunde bezeichnet hatte, bevor er ihr nachlief.

wondrous (Gilbert Blythe fanfic) german translationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt