Kapitel 11

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"Also hast du einem Jungen wirklich ins Gesicht geschlagen?" Gilbert drückte vor lachen seine Hand an seinen Bauch. Adelaide lachte und schob seinen Arm von seinem Bauch.

"Ich hatte es satt, dass sie sich über mich lustig gemacht haben. Denkst du, ich bin nicht stark genug?" Fragte sie ihn.

"Nein, ich weiss, dass du stark genug bist, ich kann einfach nicht glauben, dass du das tun würdest!" Er lachte wieder.

"Nun, ich könnte es wieder tun, wenn Billy Andrews mich noch einmal ärgert." Sagte ihm Adelaide und lächelte den Jungen strahlend an.

Er war am frühen Morgen zu ihrem Haus gekommen, um sie in die Schule zu bringen. Gilbert hatte ihre Mutter nicht gesehen, hatte sie aber auch nicht danach gefragt.

Zu Adelaides Entsetzen genoss sie seine Gesellschaft. Gilbert war sehr nett und sie mochte es, ihn um sich zu haben und sie hasste ihn dafür. Es war fast unmöglich es nicht zu mögen.

"Adelaide?" Hörte sie Gilbert fragen.

"Hmm?" Adelaide wurde rot, als sie bemerkte, dass sie in Gedanken versunken war. Sie sah schnell hinunter auf ihre Stiefel, um keinen Blickkontakt herzustellen.

"Es schneit." Sagte Gilbert mit Erstaunen in seiner Stimme. Adelaide warf ihm einen Blick zu und bemerkte, dass seine braunen Augen in den Himmel starrten und beobachteten, wie die weissen Schneeflocken herunterfielen.

Ein sanftes Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie bemerkte, dass sie stehen geblieben waren. 

Gilbert richtete seine Augen vom Morgenhimmel wieder auf Adelaide. Sie brach den Blickkontakt nicht ab, sie starrte zurück.

Der Abstand zwischen ihnen war kleiner geworden, und bevor sie es bemerkte, berührten sie sich fast.

Adelaide wollte Gilbert küssen, das tat sie wirklich. Aber sobald ihre Lippen nur noch Zentimeter voneinander entfernt waren, liess ihr Bewusstsein sie zurückspringen.

Sie konnte nicht jemanden mögen. Er wollte sie eigentlich nicht küssen, er war nur im Moment gefangen. Kein Junge konnte Adelaide je mögen, geschweige denn küssen wollen.

"Wir- wir sollten zur Schule gehen." Adelaide versuchte sich nicht schuldig zu fühlen, als sie den Ausdruck auf seinem Gesicht sah. Er versteckte  ihn sofort und nickte dem Mädchen zu und folgte dem Mädchen, das ihn gerade zurückgewiesen hatte.

...

Der Schultag hätte nicht langsamer vergehen können, da Adelaide kein Wort sprach, es sei denn, sie stellte eine Frage.

Als sie im verlassenen Zuhause angekommen war, wurde Adelaide die Schuld nicht los, die an ihr nagte. Sie wusste, dass Gilbert sie nicht mochte, aber warum sah er so traurig aus, als sie zurücksprang?

Adelaide behielt den Gedanken im Kopf, als sie durch das Fenster nach draussen schaute. Der Schnee war den ganzen Tag gefallen und bildete eine dichte weisse Decke, die sich so weit zog, wie sie sehen konnte. Adelaide runzelte bei dem Anblick die Stirn, da Schnee sie an die Unterhaltung am Morgen erinnerte.

Auf der Fensterbank stand eine Tasse Tee, daneben ein Buch mit zerknitterten Seiten. Das Einzige, was sie von ihm ablenkte, war dass sie las, und das tat sie dann auch. 

Das Lieblingsbuch ihres Vaters war ihr zum zwölften Geburtstag geschenkt worden, ein Jahr vor seinem Tod. Es war ein erstaunliches Buch, das die Geschichte eines Forschers erzählte, der die Welt bereiste. 

Adelaide wollte eines Tages dasselbe tun.

Sie liess sich in ihr bequemes Bett fallen und dachte über ihren Vater und den Kuss nach, den sie heute fast mit Gilbert gehabt hatte.

wondrous (Gilbert Blythe fanfic) german translationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt