Kapitel 9

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Nachdem Adelaide nach Hause geschafft hatte, beruhigte sie sich. Etwas über Gilbert Blythe machte sie atemlos.

Als sie aus einem Glas voll Wasser trank, dachte Adelaide über die Ereignisse nach, die gerade geschehen waren. Sie war zusammengezuckt, als er sie berührt hatte.

Warum?

Adelaide wusste, dass er sie nicht verletzen würde. Würde er?

Sie schüttelte den Kopf und stellte ihr Glas in die Spüle. Sie musste ihren Kopf hier rausholen, und zwar schnell. Die Schule würde bald wieder anfangen und alles würde wieder normal werden.

"Mutter, ich gehe zu den Cuthbert's", rief Adelaide und hob ihren Schal von der Bank.

"Deine Mutter ist nicht zu Hause." Sagte George und trat in den Raum. Adelaide spürte, wie sich ihr Puls beschleunigte. 

"Jetzt werde ich dir zeigen, was passiert, wenn du einem Erwachsenem widersprichst." George grinste sie an.

"Es- es tut mir leid, ich wollte wirklich nicht-", stotterte Adelaide, als sie zur Tür trat.

George packte ihr Handgelenk und stiess sie zurück. Sie zuckte zusammen, als sich der Türgriff sich hart in sie drückte .

"Nächstes Mal werden es nicht nur blaue Flecken sein, und Adelaide?" George liess sie in seine Augen sehen.

"Ja?" Sagte sie mit leiser Stimme.

"Wenn du es jemandem erzählst, werde ich deiner Mutter weh tun", sagte er ihr. Adelaide nickte und rannte durch die Haustür, sobald er seinen starken Griff löste. Tränen liefen ihr über ihr Gesicht, als sie am Gillis-Haus vorbei sprintete und seltsame Blicke erhielt.

Sie konnte nicht sehen, wer sie ansah, und ehrlich gesagt war es ihr egal. 

Adelaide duckte sich bei einigen Bäumen, als sie den Wald betrat. Als sie erkannte, dass sie in Sicherheit war, hörte sie auf zu rennen. Adelaide sass auf einem umgestürzten Baum und versuchte, ruhig zu atmen. Sie wischte sich die Tränen von ihren rosa Wangen und hielt ihre Hände zusammen, damit sie aufhörten zu zittern.

Wie war ihr Leben so geworden? Sie hatte einen gewalttätigen Stiefvater, der sich zur Aufgabe gemacht hatte, Adelaides Leben elend zu machen, eine Mutter, die so tat, als würde sie nicht existieren, und einen Jungen, der nicht zu glauben schien, dass sie so seltsam war.

Adelaide war verloren. Nicht wortwörtlich, aber ihr Verstand war leer. Sie hatte das Gefühl, dass ihr Leben keine Rolle spielte, als ob sie keine Rolle spielte.

Sie erinnerte sich an ihren ursprünglichen Plan und beschloss, zu Anne zu gehen. Mit ihren Freunden zusammen zu sein, ist genau das, was sie braucht.

...

Bei den Cuthbert's angekommen, klopfte Adelaide an die Tür und drückte schnell wieder ihre Handflächen zusammen, um sicherzugehen, dass niemand sehen konnte, dass sie immer noch zitterten.

"Oh, hallo, Adelaide, richtig?" Marilla Cuthbert öffnete die Tür, um sie zu begrüssen. Sie bemerkte den Bluterguss nicht, der sich am Handgelenk des jungen Mädchens bildete.

"Ja, Ma'am. Ich bin hier, um Anne und Ruby zu sehen."

"In Ordnung, Liebe. Sie sind mit Jerry und Matthew in der Scheune." Adelaide nickte und rannte zu dem grossen Gebäude. Sie öffnete die Türe und spürte, wie ihr Herz beim Anblick der Tiere pochte. Es brachte viele Erinnerungen ihrer eigenen Tiere zurück und wie sehr sie sie vermisste.

"Oh, Adelaide! Ich begann mich zu fragen, ob du uns vergessen hast." Anne bemerkte das Mädchen und rannte zu ihr, um sie zu umarmen.

"Anne, wie könnte ich dich jemals vergessen?" antwortete Adelaide und zuckte zusammen, als Anne versehentlich den neu entstandenen Bluterguss auf ihrem Rücken drückte. Anne öffnete den Mund, um etwas zu sagen, stellte jedoch fest, dass alle anderen noch da waren.

"Adelaide und ich werden bald wieder hier sein" erzählte Anne Ruby, Jerry und Matthew.

"In Ordnung." Sagte Ruby und grinste, als sie Jerry erfolgreich mit einem Stück Heu ins Gesicht  traf. Er keuchte und warf eine Handvoll zurück.

"Bist du in Ordnung? Ich habe gesehen, wie verängstigt du heute bei Gilbert ausgesehen hast und wie du zusammengezuckt bist, als ich dich umarmt habe. Passiert es immer noch?" sagte Anne Adelaide mit einem verständnisvollen Blick.

"Es ist nicht meine Mutter, es ist George. Er ist ein schrecklicher Mann und er hat sogar gedroht, sie zu verletzen. Was soll ich tun, Anne?" rief sie. Anne umarmte sie ein zweites Mal, vermied aber ihren unteren Rückenbereich.

"Ich denke, es ist Zeit, dass wir es jemandem erzählen."

"Anne, vielleicht sollte ich mit meiner Mutter darüber reden? Ich glaube nicht, dass sie mich wirklich verletzen wollte, als sie mich an diesem Tag schlug, aber ich bin sicher, George ist auf Rache aus", entschied Adelaide, und Anne stimmte ihr zu.

"Was immer du für das Beste hällst. Stell aber sicher, dass du es tust, sobald du kannst, damit du nicht weiter verletzt wirst."

Adelaide nickte und die beiden Mädchen gingen zurück in die Scheune und nahmen am Heukampf teil, den Ruby und Jerry immer noch hatten. Matthew hatte selbst auch ein paar Heustücke geworfen.

Als es endlich Nacht wurde, wünschte Adelaide, dass sie in diesem Moment für immer innehalten könnte. Ihre Wangen schmerzten, weil sie soviel gelacht und gelächelt hatte, und ihr Haar war voll mit Heu. Sie hatte noch nie so viel Spass gehabt, und sie wünschte, es würde nie zu Ende gehen.

.Aber sie musste zurück zum schrecklichen Haus gehen. Es gelang ihr, sich reinzuschleichen, ohne jemanden zu wecken, und beschloss, bei ihrer nächsten Gelegenheit, wenn George nicht da war, mit ihrer Mutter zu sprechen.

Adelaides Leben läuft besser, aber wie lange?

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