Das vertraute Haus liess Schmetterlinge in Adelaides Bauch flattern. Sie hatte ihn so lange nicht gesehen, und sie fragte sich, wie er auf sie reagieren würde. Adelaide vermisste Gilbert so sehr und sie hoffte, dass es ihm gut ging, oder zumindest besser als ihr.
Die Gegend war unheimlich ruhig. Keine Vögel zwitscherten, keine Brise liess die Blätter rascheln, wie es eigentlich normalerweise war. Adelaide blieb stehen und sah zum blauen Himmel hinauf. Ein paar Wolken waren zu sehen, aber das störte sie nicht.
Es sah perfekt aus.
Sie konzentrierte sich wieder auf das Haus, sie bewegte ihre Füsse noch einmal und ging die letzten Schritte zur Veranda hinauf. Als sie bei der Haustür angekommen war, klopfte sie schnell. Ein paar Momente der Stille liessen ihren Magen zusammenzucken. Sie spielte mit den Figuren in ihrer Tasche.
Sie klopfte ein zweites Mal.
Und ein drittes Mal.
Ein letztes Klopfen ohne Antwort liess Adelaides Augen mit Tränen brennen. Sie hielt sie zurück und lief zum Fenster. Ihr Instinkt sagte ihr, sie solle nicht hineinsehen, es sei ein Eingriff in die Privatsphäre, aber es war ihr egal.
Das benebelte Glas machte es Adelaide schwer, ins Wohnzimmer zu sehen. Obwohl ihre Sicht verschwommen war, konnte sie bestimmte formen erkennen, die alle mit geisterhaft weissen Laken bedeckt waren. Einige Kisten standen im Raum - und verstärkten den Verdacht, dass nicht eine einzige Person in diesem Haus lebte.
Adelaide trat einen Schritt zurück und seufzte tief. Er hat versprochen, sich zu verabschieden, bevor er geht. Gilbert war nicht einer, der Versprechen brach, also was ist passiert? Sie kämpfte gegen die Tränen an, die über ihre geröteten Wangen liefen, als sie die Stufen des verlassenen Hauses hinunterlief. Er muss einen guten Grund gehabt haben, früher zu gehen. Immerhin hatte sie schon lange nicht mehr mit ihm geredet, vielleicht hatte er gedacht, dass sie sich nicht mehr um ihn kümmern würde.
Adelaide wusste, dass dies das genaue Gegenteil der Wahrheit war. Sie kümmerte sich so stark Gilbert, dass sie es nicht einmal in Worte fassen konnte. Sie hatte stundenlang über den Jungen mit den lockigen Haaren nachgedacht und sie war sich sicher, dass es mehr als eine blöde Schwärmerei war. Er war etwas besonderes für sie.
Als sie sich weiter von dem Haus entfernte, beruhigte sie sich.Er ist gegangen, das war seine Wahl, die sie nicht mehr ändern konnte. Dafür war es viel zu spät.
Ihre Gedanken sagten ihr, das sei das beste. Wenn sie ging, konnte sie diese schreckliche Stadt verlassen. Die Erinnerungen waren zu stark. Sie brannten hell und blendeten das Mädchen metaphorisch. Wenn sie blieb, würde sie vielleicht nie das Leben führen, das sie brauchte.
Adelaide war zweifellos müde und fühlte sich durch die Kälte zerbrechlich. Das Gillis Haus war nicht allzu weit entfernt, und Adelaide schaffte es kaum bis zu den nassen Stufen der Veranda, auf denen sie zusammensackte.
Die Kutsche würde bald eintreffen und sie und ihre Sachen zum Bahnhof bringen.
Haselnussbraune Augen musterten das Land um sie herum. Adelaide versuchte, sich so viel wie möglich von den Hügel und den tiefen Wäldern zu merken, wie sie nur konnte - sie wird Avonlea vermissen. Obwohl es sie vielleicht an schlechte Erinnerungen erinnerte, war es immer noch einer der schönsten Orte der Welt.
Plötzlich tauchte jemand neben Adelaide auf. Ruby setzte sich neben sie, ihr langes, blondes Haar mit einem rosa Band nach hinten gebunden. Ruby Gillis war die Tochter, die sich Adelaides Mutter immer gewünscht hatte. Ein richtiges Mädchen, das es liebte, Kleider zu tragen und ausgefallene Accessoires mochte.
Rubys leise Stimme brachte Adelaide aus ihren Gedanken. "Weisst du, ich werde es vermissen, dass du nicht mehr hier wohnst."
Ein kleines Lächeln lag auf Adelaides Gesicht.
"Und warum solltest du?" Fragte sie das jüngere Mädchen. Ruby dachte ein paar Sekunden nach, bevor sie antwortete: "Du bist so anders als jeder andere hier, ausser Anne natürlich. Ich glaube, dass dein Gehirn ein bisschen anders funktioniert - auf eine gute Art und Weise natürlich." Antwortete Ruby.
Adelaide nickte. "Ich nehme an, das tut es. Nicht viele Leute sehen es als gute Sache an."
"Es ist etwas gutes, vertrau mir. Du bist sehr interessant und das macht dich grossartig, denke ich." Ruby lächelte ihre ältere Freundin an und umarmte sie. Adelaide war kurz überfordert, schlang dann aber ihre kalten Hände um Ruby. Die beiden schnieften, lösten sich aber voneinander, als die Kutsche immer näher kam. Adelaide lächelte Ruby sanft an, bevor sie ihre Sachen nahm.
Die Kutsche wurde von einem älteren Herrn gefahren, dessen Schnurrbart viel zu lang war. Eine rundliche Frau sass hinten und umklammerte ihre Tasche. Sie sah hochnäsig und arrogant aus, aber Adelaide urteilte nicht gern, wenn sie die Person noch nicht kannte.
"Adelaine Monroe?" Fragte sie. Adelaide zuckte bei dem Namen zusammen, bevor sie ihre Hand leicht hob.
"Adelaide King", korrigierte sie die Frau. Sie verdrehte nur die Augen. "Um Himmels willen, Kind, es ist egal, nimm deine Sachen und komm. Wir haben besseres zu tun."
Adelaide wurde aufgeregt, als sie ihre Kiste in den hinteren Teil der Kutsche stellte. Es spielte eine Rolle, dass der Mann mit dem Nachnamen Monroe eine schreckliche Person war. Er war mitverantwortlich für den Tod ihrer Mutter und sie wollte damit nicht in Verbindung gebracht werden.
Rubys Eltern waren inzwischen nach draussen gekommen und umarmten und küssten Adelaide, bevor sie sie zu der bösen Frau schickten. Ruby vergoss ein paar Tränen, als sie beobachtete, wie ihre neu gefundene Freundin in die Kutsche stieg, die von einem braunen Pferd gezogen wurde. Die Kutsche war bald nicht mehr in Rubys Sichtweite und sie wurde hineingeschickt.
Sie fragte sich, wie anders das Leben ihrer Freundin nun sein würde. Avonlea war ohne Adelaide definitiv nicht dasselbe und wer weiss, wann sie zurückkehren würde.
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wondrous (Gilbert Blythe fanfic) german translation
RomanceAnders war das einzige Wort dass das Mädchen, bekannt als Adelaide King, beschreiben würde. Sie passte nie zu den anderen Mädchen in ihrem Alter und sie hasste es absolut Regeln zu folgen. Adelaide wird von ihrer Mutter gezwungen schicke Kleider zu...