Kapitel 23

1.7K 71 1
                                    

"Adelaide! Oh, wie froh ich bin, dein hübsches Gesicht zu sehen! Ich habe dich so vermisst, geht es dir gut, ich kann mir gar nicht vorstellen, wie du dich fühlst. Du bist mit abstand die mutigste Person, die ich kenne. Nicht, dass ich so viele Leute kenne, aber-" Annes blaue Augen weiteten sich, als sie ihre Freundin sah. Sie hörte auf zu reden, als sie den überforderten Ausdruck auf Adelaides Gesicht sah.

"Ich habe dich vermisst, Anne." Sagte Adelaide, bevor sie ihre beste Freundin umarmte. "Ich fürchte, ich habe schreckliche Neuigkeiten." Begann Adelaide. Sie wollte, dass dieses Gespräch so schnell wie möglich vorbei war. Der Abschied von ihrer besten Freundin fiel ihr unglaublich schwer.

"Oh nein, was ist los? Ist alles in Ordnung?" Anne sah sie besorgt an und Adelaide verzog das Gesicht, als sie versuchte, die Worte auszuspucken.

Wie sollte sie das denn sagen? Sie kannte Anne erst seit einem halben Jahr, aber es fühlte sich so an, als würden sie sich ewig kennen. Daher war es viel schwieriger diese Freundschaft zu brechen, die tief in der Seele verankert war, als eine einfache Freundschaft, die erst vor kurzem geschlossen wurde.

Adelaides Gedanken rasten durch ihren Kopf. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Würde Anne so wütend sein wie sie? Adelaide konnte sich nicht konzentrieren, egal wie oft sie sich selber sagte, dass alles in Ordnung sein würde.

Anne schüttelte ihre Freundin aus der Benommenheit, in der sie steckte. Anne musste dreimal wiederholen, worüber sie sprach, damit Adelaide verstand, was sie sagte. Sie verfiel wieder in Panik, aber sie spuckte schnell aus, was ihr in den Sinn kam. Nichts konnte ändern, was passieren würde. Es war unvermeidlich, egal wie ihre beste Freundin reagieren würde.

"Ich muss Avonlea verlassen. Ich werde in ein Waisenhaus geschickt." Der Satz hinterliess einen schrecklichen Nachgeschmack in ihrem Mund und sie spürte, wie die Tränen, die sie tagelang unterdrückt hatte, wieder zu steigen begannen.

Anne öffnete den Mund, schloss ihn aber schnell wieder, als sie merkte, dass sie nicht genau wusste, was sie sagen sollte. Ihr Herz fühlte sich an, als wäre es auseinander gerissen worden. Adelaide war eine enge Freundin, die sie nicht bereit war, zu verlieren. Anne wusste, dass ihre Freundin bereits so viel durchgemacht hatte, und sie hatte so viel Mitgefühl für sie.

"Es tut mir so leid, aber wir können unsere letzten Momente weise miteinander verbringen. Wir können Erinnerungen sammeln und-"

"Ich gehe heute, Anne. Heute."

Anne fing an zu weinen. Sie hatten keine Zeit mehr.

"Adelaide, es scheint, als würde unsere Freundschaft in Frage gestellt werden." Die beiden Mädchen  umarmten sich erneut und Adelaide nickte. Anne löste sich von ihr und packte ihre Freundin an den Schultern und sah ihr direkt in die Augen.

"Wir können nicht zulassen, dass uns das auseinander reisst, in Ordnung? Wir werden uns wiedersehen, mögen es Tage, Monate oder sogar Jahre sein. Ich werde hier auf dich warten." Adelaide nickte.

Sie umarmten sich noch eine halbe Stunde und unterhielten sich leise, und es war Zeit für Adelaide, zu gehen. Anne gab ihr noch eine Kopie von dem 'besten Buch, dass sie je gelesen hatte', damit Adelaide etwas hatte, an das sie sich erinnern konnte. Anne signierte die Innenseite und brachte Adelaide dazu, nostalgisch zu lächeln.

Mögen deine Träume wahr werden

in liebe, Cordelia

Nichts konnte die Mädchen davon abhalten, sich wiederzufinden, nicht einmal ein dummes Waisenhaus.

Adelaide und Anne sahen sich ein letztes Mal an, bevor Adelaide schliesslich ging. Sie stellte sicher, Matthew und Marilla auf dem Weg nach draussen zu umarmen und zu versprechen, sich gut um Anne zu kümmern. Sie winkte Jerry zum letzten Mal zum Abschied und dankte ihm schweigend, dass er die ganze Zeit über für sie da war. Er nickte, als verstehe er, was sie dachte.

Adelaide verliess Green Gables schnell. Sie wusste, was als nächstes kommen würde. Sie hatte seit einer Ewigkeit nicht mehr mit Gilbert gesprochen. Wie ging es ihm?

Sie stöhnte innerlich, als sie daran dachte, wie egoistisch sie gewesen war. Wie hatte sie nicht merken können, dass er mit seiner eigenen Trauer beschäftigt war? Adelaide war zu beschäftigt mit sich selbst gewesen, um zu sehen, wie andere sich fühlten, besonders Gilbert.

Adelaide fing an, in Richtung seines Hauses zu joggen. Es hiess jetzt oder nie.

wondrous (Gilbert Blythe fanfic) german translationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt