Rose und ich schlenderten gerade durch den Flur der Schule, auf den Weg nach draußen. Wir hatten endlich Schluss. Ich glaube, dass war mit Abstand der anstregendeste Schultag meines Lebens. Ich war eher damit beschäftigt wach zu bleiben und Rose anzustarren, statt aufzupassen. Meine Augen brennen schon richtig und fallen mir beinahe im laufen schon zu. Ich muss dringend ins Bett, schlafen.. Wie konnten mich heute überhaupt alle ansehen? Ich sehe furchtbar aus, trotz Schminke. "Hast du mir zugehört?" ,vernahm ich die Stimme meiner Freundin. Müde sah ich sie an. "Was?" Sie seufzte. "Ich habe gefragt ob ich heute wieder bei dir schlafen kann, solange deine Familie noch weg ist." Ich nickte ein paar mal, bis ich bemerkte das ich antworten muss. "Klar." ,ist alles was ich dazu sage. Das ist normalerweise nicht meine Art und das bekommt Rose auch sofort mit. "Was ist los? Du bist den ganzen Tag schon so komisch." "Ich bin einfach nur extrem müde.. sobald ich zuhause bin muss ich schlafen." ,antwortete ich müde und rieb mir über die Augen. "Oh ok, soll ich dich da einfach abgeben?" Rose versuchte neutral zu klingen, jedoch hörte ich ihre Unsicherheit raus. "Nein, du bleibst bei mir. Ich muss bloß schlafen. Das stört dich ja bestimmt nicht." ,grinste ich nun leicht. "Da hast du recht. Komm, bevor du mir hier noch im stehen einschläfst." Problemlos hob sie mich hoch und trug mich im Prinzessinenstyle zum Parkplatz. Es fühlt sich komisch an getragen zu werden, da ich normalerweise die Person bin, die Leute trägt. Beschweren tue ich mich aber nicht, da ich es genieße in ihren starken Armen zu liegen. Außerdem bin ich müde und kann echt nicht mehr richtig gehen. Da ist mir das mehr als nur recht. Meine Nase versteckte ich an ihrem Hals und atmete ihren wunderbaren Duft ein. Sowas habe ich zuvor bei niemanden gemacht, aber ihr Geruch gibt mir Sicherheit und beruhigt mich. Meine Augen waren beinahe ganz geschlossen, dennoch sah ich die ganzen Blicke der Schüler. Viele Mädchen sahen mich eifersüchtig oder bitchig an. Doch die meisten waren wohl schockiert, dass ich kein einfaches Spiel für Rose bin. "Die sollen aufhören zu glotzen." ,murmelte ich gegen ihren Hals und ich spürte eine Gänsehaut auf ihren Körper. Leicht grinste ich und schloss dann ganz die Augen, bis ich endlich in den Schlaf fand.
Ich wurde wach, als ich erneut hochgehoben wurde und irgendwohin getragen wurde. Leicht öffnete ich meine Augen und sah mein Zuhause. Da ich wusste, dass Rose mich trug und ich endlich in mein Bett konnte, war ich beruhigt und schloss die Augen. "Es tut mir leid. Habe ich dich geweckt?" ,fragte Rose leise. Ich öffnete erneut meine Augen und kniff sie leicht zusammen, da es hell war. "Nein, alles gut." "Ich muss dich runter lassen. Du hast den Schlüssel und musst aufschließen." Ich nickte und vorsichtig ließ sie mich runter. Da ich ein weeeeeenig ausgeschlafener war, konnte ich stehen, ohne gleich umzufallen. Ich schloss die Tür auf und zusammen betraten wir das Haus. Die Sachen stellten wir unten ab und ich ging in die Küche. Ich brauche erstmal ein Kaffee. Rose folgte mir langsam und sah sich genau um, dass hatte sie wohl die anderen Male nicht gemacht. "Willst du auch ein Kaffee? Oder was anderes trinken?" ,fragte ich über meiner Schulter hinweg, da ich den Kaffeepulver gerade in die Filtertüte tat. "Kaffee klingt gut." Ich füllte mehr ein und schaltete die Maschine an. Das dauert immer so ewig.. Ich wartete die paar Minuten in Stille, ehe ich den Kaffee in 2 Tassen goss und zu Rose trug. Diese saß auf dem Sofa und war in Gedanken, ihr Blick war allerdings irgendwie nachdenklich und traurig. Ich stellte die Tassen auf den Tisch ab, was sie aus den Gedanken holte. Ich setzte mich nah neben sie und nahm meine Tasse in die Hand, was sie mir nach tat. "Was ist los?" Ich war besorgt. Noch nie habe ich sie so gesehen. Vielleicht kenne ich sie nicht so lange wie Emily, aber ich kenne Rose dennoch recht gut und sowas ist untypisch für sie. Mal davon abgesehen da sie eher keine Gefühle zeigt. Sie schwieg und schaute gedankenverloren in ihre Kaffeetasse. Langsam legte ich meine Hand auf ihre und Rose sah auf. Was ich in ihren Augen sah ließ mich stocken. Verzweiflung, Wut, Trauer, alles einfach. Alles war da. "Rose, bitte Rede mit mir. Ich mache mir Sorgen um dich. Du kannst mit mir reden, hörst du? Ich liebe dich." ,sagte ich leise und sah auf unsere Hände. Immernoch sagte sie nichts. Ihr Blick wendete sich von meinem ab und ijre Augen blieben an der Wand, ab irgend einem Punkt hängen. Ich trank ein Schluck meines Kaffees und wollte aufstehen, um ihr Zeit zu geben. "Ich.. Ich war nicht immer so wie ich bin oder war.." Ich hielt in meiner Bewegung inne, als sie anfing zu sprechen. Ich setzte mich wieder richtig hin und sah sie aufmerksam an. "Früher.. Da war alles anders. Als kleines Mädchen war ich fröhlich, aufgeweckt und habe oft gelacht oder gelächelt. Ich hatte keine Probleme und wurde mit keinen konfrontiert. Alles.. war so farbenfroh in meinem Leben." ,hauchte sie und nahm einen Schluck ihres wahrscheinlich schon kalten Kaffees. Geduldig wartete ich und unterbrach sie nicht. "Ich glaube, dass war mit Abstand die schönste Zeit meines Lebens. Es war die Zeit, in der ich glücklich war. Doch schon damals waren meine Eltern nie für mich da. Sie waren oft auf Geschäftsreisen und ließen mich alleine Zuhause. Aufgezogen wurde ich von Kindermädchen, die meine Eltern engagiert haben. Als Kind ist mir das gar nicht so aufgefallen, eher habe ich mir darüber keine Gedanken gemacht. Ich kannte es ja nicht anders. Als ich dann Schulreif war, wollte ich unbedingt auf eine öffentliche Schule. Freunde hatte ich keine. Wie auch? Ich durfte nicht raus, war nicht im Kindergarten. All das, was für andere normal ist hatte ich nicht. Doch mir wurde es nicht erlaubt. Stattdessen bekam ich extra Lehrer, die zu mir nach Hause kamen und mich unterrichteten. Ich war seit ich denken kann einsam und diese Gefühle drückten mich runter. Die Grundschulzeit war Horror. Kannst du dir vorstellen, dass du mit einem Lehrer als einzigste Person Unterricht machen müsstest? Es war deprimierend. Dadurch, dass ich nicht so gut war, wie meine Eltern und Lehrer das wollten, bekam ich oft Verbote. Irgendwann wurde ich auch angeschrien und Sachen von mir wurden zerstört. Ich habe in dieser Zeit sehr viel geweint, geflucht und gebetet. Doch besser wurde es erst in der 7. Klasse, als ich endlich auf eine öffentliche Schule gehen konnte. Die, auf der wir heute auch sind. Ich war total schüchtern, da ich Kontakt mit anderen ja nicht kannte. Ich verstand nicht, was Vertrauen ist oder eine Freundschaft ausmacht. Was Gefühle anging, wusste ich einfach nichts. Ich hatte keine. Meine Eltern haben mir nie irgendwelche Gefühle gezeigt und andere Personen hatte ich in meinem Leben ja nicht, außer die Lehrer halt. Also war ich damals schon die Eiskönigin, die Herzlos ist. Doch ich traf auf ein Mädchen. Ihr Name war Layla und sie war eigentlich das komplette Gegenteil von mir. Sie war ein bisschen so wie du. Am Anfang ging sie mir mega auf die Nerven, da sie viel redete und zu viele Fragen stellte. Doch sie gab mir diese Vertrautheit irgendwie.. und ich fing an sie zu mögen. Ich taute in ihrer Anwesenheit auf und lernte von ihr was Gefühle sind und was eine Freundschaft ist. Sie zeigte mir all das, was ich nicht kannte. Wir wurden zu sowas wie besten Freunden. Die anderen machten uns oft runter, da ich so komisch war und sie unbeliebt. Warum wusste ich nicht. Uns interessierte es nicht so wirklich, warum auch. Wir hatten uns und mir hat es völlig gereicht. Doch.. eines Tages.. als ich sie besuchen wollte.. war sie nicht da. Ich hatte da schon Panik, da sie mir sagte sie wird da sein. Ich ging sie suchen bis.. Ich sie am Waldrand fand.." Je länger sie sprach, desto schwacher wurde ihre Stimme. Ich wusste, dass es längst nicht alles war, aber alleine was sie in ihrer Kindheit durchleben musste war schrecklich. Sie zeigte keine Gefühle, da sie diese nicht kannte. Doch dieses Mädchen von dem sie sprach.. Ich weiß nicht warum aber irgendwoher habe ich schonmal von ihr gehört. "Layla lag dort.. bewusstlos, mit Blut an der Haut und vielen blauen Flecken. Ihre Kleidung war total zerrissen und ihre Hose hing unten. Sie.. Sie.. Sie wurde.." ,stockte Rose und konnte es nicht aussprechen. Ich verstand was sie meinte und riss geschockt die Augen auf. Das arme Mädchen wurde vergewaltigt... Meine Stimmung sank immer weiter und Rose schien den Tränen nah zu sein. Vorsichtig kuschelte ich mich an ihre Seite und hielt ihre eine Hand in meine. Sie legte den anderen Arm um mich. "Ich rief Hilfe und sie wurde ins Krankenhaus gebracht. Die Zeit war schwer für sie. Sehr schwer. Gesundheitlich ging es ihr besser, gut. Doch psychisch war sie am Boden. Layla ging zu Therapeuten und Psychologen. Ich dachte es würde helfen.. Ich dachte wir würden das zusammen durch stehen.. doch fand ich sie, als ich bei ihr übernachtete, tot auf den Fließen ihres Badezimmers.. Sie.. Sie war einfach tot.. Eine Überdosis von Schmerztabletten waren der Grund. Ich schrie, weinte und rüttelte an ihr.. bat.. Nein, flehte sie an zu mir zurück zu kommen. Doch sie konnte mich schon lange nicht mehr hören.. Sie hinterließ mir einen Abschiedsbrief in dem stand das es ihr leid tut und sie mich geliebt hat.. Da standen all ihre Gefühle drin und da wurde mir bewusst, dass Gefühle Schwäche sind. Ab den Tag war ich nicht mehr die selbe. Ich ließ gar keine Gefühle mehr zu, änderte meinen Style und wurde zu dem die ich heute bin. Ein Badgirl. Ich begann mit Boxen und war oft in Prügelein verwickelt. Ich wurde gewalttätig, machte jedem Angst um ihnen zu zeigen wo sie stehen. Unter mir. Irgendwann floss auch der Alkohol und die Partys wurden zur Routine. Schnell verlor ich auch meine Jungfräulichkeit an ein Mädchen, als ich betrunken war. Ab da, schleppte ich immer öfter eine ab. Immer mehr Mädchen wollten mich und vergötterten mich. Mir waren sie jedoch alle Scheiß egal. Naja später schloss ich mich dann Rachel und den Jungs an. Sie sind längst nicht so wie ich, aber haben auch Respekt von anderen. Seitdem lebte ich so mein Leben, bis du kamst. Du warst anders.. ähnlich wie Layla.. Du hast sofort meine Aufmerksamkeit geweckt und ich wusste schnell, dass ich nicht nur deinen Körper wollte. Ehe ich mich versah fing ich an dich zu lieben und ließ meine Mauern für dich fallen."
Zu geschockt war ich um etwas zu erwidern. Ich wusste, dass es Gründe gab, dass Rose so war wie sie nunmal war. Doch, dass sie sowas durchleben musste.. hätte ich mir in meinen kränksten Träumen nicht vorstellen können. Ich bemerkte gar nicht das ich längst angefangen hatte zu weinen, doch war ich zu geschockt. Warum sie? Womit hat Rose sowas verdient? Ein Wimmern und schluchzen holte mich aus meiner Starre und schnell setzte ich mich auf ihren Schoß und legte meine Arme um meine weinende Freundin. Fest drückten wir uns gegen den anderen und hielten uns fest. Rose Kopf verschwand an meinem Hals und mein Oberteil wurde recht schnell nass, doch war mir das egal. Alles was jetzt für mich zählte war für meine Freundin da zu sein. Hier und jetzt brauchte sie mich. Ich kraulte ihren Nacken und wiegte uns leicht hin und her, in der Hoffnung sie würde sich schneller beruhigen. "Danke.. Bella. Ich liebe dich so sehr, glaube mir." ,hauchte sie und klammerte sich fester in mein Shirt. "Shhh.. alles gut. Mache dir keine Gedanken. Ich liebe dich auch, von ganzem Herzen." ,flüsterte ich ihr zu und küsste kurz ihren Nacken. Als Rose sich beruhigt hatte löste ich mich so, dass ich sie ansehen konnte. Gebrochen sah sie mich mit roten Augen an. Sie lehnte ihre Stirn sanft gegen meine und schloss die Augen. "Du bist etwas ganz besonderes. Du bist die erste der ich das alles erzähle.. Ich habe Angst das du mich nun anders siehst.. Das du mich nun nicht mehr lieben kannst." Ich hörte ihre Angst richtig raus. Dachte sie echt, dass sie für mich jetzt ein anderer Mensch ist? "Rose.." ,hauchte ich ihren schönen Namen. "Ich liebe dich und das ändert rein gar nichts daran. Im Gegenteil. Dafür liebe ich dich noch mehr. Es bedeutet mir extrem viel, dass du mir so vertraust und dich mir öffnest. Ich bewundere dich, denn du bist die stärkste Person die ich kenne. Doch.. das alles tut mir so leid.." Wir sahen uns direkt in die Augen und sofort war da wieder dieses knistern. "Muss es nicht, denn ich würde es immer wieder durchleben, wenn ich am Ende hier mit dir lande." Sanft legte sie ihre Lippen auf meine und küsste mich mit Gefühlen die mich umhauten. Noch nie war ein Kuss von uns so voller Gefühle wie dieser. Ich spürte all ihre Empfindungen, doch ihre Liebe zu mir erreicht mich am aller meisten. "Komm, lass uns ins Bett. Ich bin immernoch müde und du könntest auch Ruhe gebrauchen." Rose nickte und trug mich in mein Zimmer, wo wir uns zusammen unter meine Decke kuschelten. Rose lag diesmal halb auf mir, ihr Kopf auf meiner Brust. Ich wusste das sie meine Nähe jetzt braucht, genau wie ich ihre. Es dauerte nicht lange, da holte uns die Erschöpfung ein und fielen in den Schlaf.
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You're my weakness
Teen FictionRose - sie ist das Badgirl schlechthin. Sie liebt Partys, Alkohol, Sex und hübsche Frauen. Jeder an der Schule hat Respekt und Angst vor ihr. Die große Klappe und ihr kaltes Herz sind ihr Markenzeichen. Liebe ist für sie ein Fremdwort und ein Zeiche...