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Ich versuchte durch ihn hindurch zu sehen und hoffte, meine Mimik, würde mich nicht verraten. Es war schwer ein Starren zu verhindern.

Der Mann war gezeichnet. Er hatte eine klaffende Wunde unter seinem linken Auge. Sie reichte über seine gesamte Wange, glitt seinen Hals entlang und verschwand unter dem Kragen seines Hemds.

Die Verletzung, durfte noch nicht allzu lange her sein. In seinem lädierten Auge, sammelte sich Tränenflüssigkeit und eine dünne Schleimschicht, die sich über seine Iris und Pupille legte, trübte sein Auge.

„Oh wow, das hat aber nicht lange gedauert" sagte der Fremde. Sein abfälliger Ton war mir dabei nicht entgangen.

„Was meinen Sie?" Ich stellte meine Frage und konzentrierte mich darauf, nur in sein rechtes Auge zu sehen.

„Nichts, was der Rede wert ist. Wo sind meine Manieren geblieben?" Er tastete seine Hosentaschen ab, als würde er danach suchen. „Darf ich mich vorstellen. Ich bin Eleazer." Er trat einen Schritt auf mich zu und hielt mir seine ausgestreckte Hand entgegen. Auch sie war verletzt. Es sah  sehr verdächtig nach Kratz- und Bissspuren aus. Aber diese Verletzungen waren bereits verjährt.

Ich nahm seine Hand und drückte sie kurz, ehe ich sie auch schon wieder los lies. „Freut mich Sie kennenzulernen Eleazer, ich bin Louis."

„Die Freude ist ganz meinerseits. Ich möchte gar nicht lange stören, ich wollte nur meine Sachen abholen." Eleazer deutete auf den Kasten.

„Oh das sind Ihre Sachen?"

„Mhm" gab er mir nur als Antwort, als er sich auch schon an dem Kleiderschrank zu schaffen machte. Eleazer stopfte alles unordentlich in eine kleine Tasche aus braunem Leder. Wie versteinerter sah ich ihm dabei zu.

„Haben Sie mal hier gewohnt?"

„Ja, sonst hätte ich ja wohl kaum Kleidung hier, oder etwa nicht?", stelle er mir leicht amüsiert die Gegenfrage. „Nun denn, hat mich gefreut, Louis." Eleazer schnappte seine Tasche und machte sich auf den Weg nach unten. Ich folgte ihm.

Am Treppenabsatz blieb ich stehen und sah ihm nach. Er polterte mit schweren Füßen laut nach unten. Beim Knarren der zweiten Stufe zog ich wie immer den Kopf ein.

An der Tür wartete Coroline. Sie machte Anstalt etwas sagen zu wollen, doch Eleazer lief ohne sie anzuhören oder sie überhaupt eines Blickes zu würdigen, an ihr vorbei nach draußen. Er wirkte, als könnte es ihm gar nicht schnell genug gehen, das Schloss wieder zu verlassen.

Der Graf huschte an mir vorbei. Ich zog schon den Kopf ein, weil ich das so verhasste Knarren wieder erwartete. Doch es blieb aus, als Harry sich anmutig nach unten bewegte. Er gesellte sich neben Coroline und legte ihr beruhigend eine Hand auf den Rücken, während er regungslos nach draußen sah.

Nun stolperte auch ich die Treppe nach unten und lief Eleazer hinter her. Wieder das Knarren.

Ich zwängte mich durch das Tor und eilte in die kühle Nachtluft.

„Eleazer, warten Sie." Er war noch nicht außer Hörweite. Als er meine Stimme hörte, blieb er abrupt stehen und sah mich erwartungsvoll an. „Ich möchte Ihnen wirklich nicht zu nahe treten, aber ich muss wissen, was mit Ihrem Gesicht passiert ist."

Eleazer wirkte von meiner Frage nicht überrascht. „Wie lange bist du schon an diesem Ort, Louis?"

„K-Keine drei Wochen."

„Das sollte ausreichen, dass du wissen solltest, was mit mir passiert ist." Seine Worte waren noch nicht vollständig bei mir angekommen, da drehe er sich auch schon wieder um und ging davon.

„Eleazer warte!" rief ich ihm hinterher. Ich dachte nicht viel über meine nächsten Worte nach. „Ich muss wissen was er ist."
Ich musste mit jemanden über meine Gedanken reden. Mit Coroline konnte ich das nicht und Eleazer machte den Eindruck, als würde er dieselben haben.

Er blieb erneut stehen und blickte zu Boden. Ich erkannte, dass er mit sich selbst haderte. Ich hatte schon gar nicht mehr mit einer Antwort gerechnet, als seine Stimme die Nachtluft durchschnitt. „Manchmal trügt der Schein und die Gefahr kommt nicht von da, von wo sie zu kommen scheint." War alles was er mir antwortete.

Eleazer stapfte davon und verschwand von der Bildfläche.

Immer wieder ließ ich mir seine Aussage durch den Kopf gehen. Aber ich konnte seinen Worten einfach keinen Sinn entnehmen. Was wollte er mir nur damit sagen.

Völlig in Gedanken lief ich zurück zum Schloss. Ein großer Schatten fiel aus der offenen Tür. Harry stand im Weg und funkelte mich wütend an. „Ich möchte nicht, dass du nochmal mit ihm sprichst." Er klang ernst.

„Ich bin alt genug, dass ich selbst entscheiden kann, mit wem ich spreche und mit wem nicht" gab ich pampig zurück.

„Es ist meine Aufgabe dich zu beschützen, mach es mir nicht noch schwerer als es so schon ist." Mit diesen Worten wandt er sich ab und ließ mich alleine zurück.

Der Graf || Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt