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Nasse Zweige peitschten mir ins Gesicht, als ich wie ein aufgescheuchtes Reh durch den dunklen Wald lief.

Ich konnte mich nicht verstecken.

Ich konnte nicht entkommen.

Das hier, war sein Territorium. Sein Jagdgebiet und ich war die Beute.

„Du kannst dich nicht verstecken, Louis. Ich weiß wo du bist. Ich kann dich seeeehen!" Seine Stimme drang so klar an mein Ohr, als würde er direkt neben mir stehen.

Ich sah mich um.

Er war nicht hier.

Mein Herzschlag beschleunigte sich ins unermessliche. Immer wieder blieb ich mit meinen Beinen in der nassen Erde stecken.

Ich lief so weit und lang wie mich meine Beine trugen.

Aber ich kam nicht weit. Ich war immer noch in mitten von meterhohen Bäumen.

Ich lehnte mich an eine mit moosbewachsene Tanne. Meine Lunge schmerzte bei jedem Atemzug. Ich konnte nicht mehr.

Es war aussichtslos, ich wusste, er würde mich kriegen. Es war nur eine Frage der Zeit.

Plötzlich fühlte ich etwas Kühles an meiner Haut.

Langsam drehte ich mich um und blickte in das schwärzeste Schwarz. „Hab ich dich endlich" grinste er mich mit einem breiten Lächeln an.

Seine langen Finger umschlossen meine Handgelenke. Er drückte mich gegen den Baum. Er kam meinem Nacken immer näher.

Ich fühlte seine kalten Lippen, wie sie, auf der Suche nach meiner Halsschlagader, über meine erhitzte Haut glitten.

Ein brennender Schmerz durchfuhr mich, als er seine Reißzähne in mein Fleisch rammte.

Ich fühlte, wie sich das Feuer in mir ausbreitete, als würde ich bei lebendigen Leibe verbrennen. Schwer wie ein Stein, sank ich zu Boden, als er mich los lies.

Ich sah ihm nach. Elegant bewegte er sich hinfort, ohne dass seine Füße den Boden berührten. Mit letzter Kraft rief ich um Hilfe, doch keiner hörte mich.

Ich war alleine.

Brutal entriss ich mich der Traumwelt. Ich saß aufrecht in meinem Bett und war in Angstschweiß gebadet. Meine Atmung war schwer und ging nur stoßweise.

Mehrere Minuten blieb ich stumm sitzen, bis ich mich dazu entschied, mir etwas die Beine zu vertreten. Mein gesamter Körper zitterte und bebte, aufgrund des Adrenalins, dass durch meine Adern schoss. Ich musste weg. Weg von diesem Ort.

Ich trat gerade auf den Flur hinaus, als ich in etwas hinein lief.

„Oh Gott Louis, du hast mich erschreckt", sagte Coroline, als sie sich wieder etwas gefangen hatte. Sie musterte mich. „Ist alles in Ordnung? Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen."  Sie legte ihre Stirn in Falten.

„J-ja alles okay, ich habe nur schlecht geträumt", erwiderte ich nur kurz angebunden. Coroline schien von meiner dürftigen Antwort nicht sonderlich begeistert zu sein.

„Möchtest du darüber reden? Wovon hast du denn geträumt?"

Ich fühlte wie der Angstschweiß auf meiner Stirn mehr wurde. „Nein danke, es geht schon wieder."

„Hm okay, aber wenn irgendetwas sein sollte und du jemanden zum Reden brauchst, dann weißt du hoffentlich, dass ich immer für dich da sein werde." Ihre Lippen formten ein liebliches Lächeln, ehe sie mich in eine Umarmung zog. Erst als ich ihre warme Haut auf meiner spürte, merkte ich, dass ich fror.

Diese Träume verfolgten mich seit Tagen. Die dunklen Gedanken, die mein Unterbewusstsein beherbergten, waren dabei an die Oberfläche zu gelangen.

Ich begann wieder zu zittern. Coroline erhöhte den Druck ihrer Umarmung. Beruhigend strich sie mir über den Rücken, während sie mir leise ins Ohr flüsterte. "Beruhige dich, es war doch nur ein Traum."

Langsam begann ich mich zu entspannen. Sie hatte recht, es war nur ein Traum.

Oder etwa nicht?

Der Graf || Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt