Ich stieß die angelehnte Tür auf und trat in den Raum. Der Lockenkopf saß auf dem Sofa. Er sah immer noch unverändert aus. Sein Blick war auf den Kamin gerichtet, in dem nun wieder ein kleines Feuer brannte. Harry drehte seinen Kopf nicht, als ich näher kam. Er schien mich zum ersten Mal nicht gleich gehört zu haben.
„Ist das Feuer interessanter als ich es bin?" fragte ich ihn rhetorisch, als ich beim Sofa zu stehen kann. Dabei legte ich meine Hand auf Harrys Schulter. Ich erschrak. Seine Haut war warm. Fast schon glühend heiß.
„Nichts weckt mehr meine Interesse, als du es tust, Louis" sagte er mit seidig weicher Stimme, als er sich zu mir umdrehte. Harry schaffte es mit nur einem Wimpernaufschlag meine Definition von „Schön" zu ändern.
Es dauerte keine Sekunde, da hatte ich mich bereits hilflos in seinen Augen verfangen.
Smaragdgrün.
Seine Augen waren wie der stark ersehnte Frühling, nach einem langen kalten Winter.
Seine Haut war nun nicht mehr fahl und blass. Sie wirkte leicht gebräunt. Und seine Wangen schimmerten in einem zarten Rosaton.
Übermannt von seiner Schönheit sank ich neben ihm auf das Sofa. Ich streckte meine Hand nach seinem Oberkörper aus. Ein tonloses „wow" verließ meine Lippen, als ich seinen Herzschlag fühlen konnte. Seine warme Hand lag auf meiner.
„Zum ersten Mal sehe ich im Menschsein etwas Negatives." Harrys Stimme war leise.
„Was meinst du?"
„Ich sehe dich nun nicht mehr so gestochen scharf wie vorher."
Ich blickte auf. Er hatte seine Augen zu kleinen Schlitzen verengt, wie jemand mit Sehschwäche, der versucht etwas zu lesen. Ein wunderschönes Lächeln trat auf Harrys Lippen und entblößte kleine Grübchen. Ich strich mit meiner Hand über seine Wange.
„Jetzt kennst du meine Geschichte, also gibt es eigentlich nichts mehr, dass uns unterbrechen könnte."
Ich legte meine Stirn in Falten und sah in fragend an. Um meine unausgesprochene Frage, in Worte zu hüllen, blieb mir keine Zeit mehr.
Harry hatte den ohnehin nur mehr knapp bemessenen Abstand zwischen uns überbrückt. Ohne mein Zutun, schlossen sich meine Augen automatisch und ich lehnte mich ihm entgegen. Leicht zögernd umschlossen seine Lippen meine. Sein unverkennbarer Duft umhüllte mich. Der Kuss hatte etwas Schüchternes und Unschuldiges. Vorsichtig und zaghaft bewegte er seine Lippen.
Seine Hände erkundeten meinen Körper. Bedacht strich er über meinen Hals, meine Brust und Seite, ehe er über meine Arme wieder nach oben wanderte.
Sein Griff lag um meinen Nacken. Sanft, aber dennoch bestimmend presste er mich so noch näher an sich. Harry schaffte es den Kuss noch mehr zu intensivieren. Meine Hand lag immer noch an seiner Wange. Ich fühlte, wie sich sein kräftiger Kiefer bewegte, als er seinen Mund öffnete.
Heiß glitt seine Zunge in meinen Mund und tanzte in kreisenden Bewegungen um meine herum. Ich vergrub meine Finger in seinen langen Locken, um etwas Halt zu finden, den mir seine leidenschaftlichen Berührungen nahmen. Ein heißeres Keuchen verließ meine Kehle, als Harrys Lippen eine brennende Spur meinen Hals hinabküsste. Er lehnte sich weiter nach vorne, wodurch er mich mit seinem Oberkörper in die Kissen drückte. Er thronte nun über mir. Seine Haare rutschten nach vorne und strichen meine Wange entlang. Harry war nun nicht mehr federleicht, weshalb seine Hand meinen Nacken verließ, damit er sein Gewicht, mit seinen Armen abstützen konnte.
Ich warf meinen Kopf zurück und schloss meine Augen. Harrys Lippen strichen über mein Schlüsselbein. An manchen Stellen formte er sie zu einem Kuss oder er öffnete sie leicht und ließ mein Schlüsselbein zwischen seine Lippen gleiten. Die kleinen Härchen in meinem Nacken stellten sich auf und mein Körper wurde von einer Gänsehaut überseht. Jede seiner Berührungen übertraf seine vorherige.
An meiner Kehle hielt der Lockenkopf inne. Er verharrte für einen kurzen Zeitraum in dieser Position, wo seine Lippen vielleicht einen halben Millimeter von mir entfernt waren. Es war eine Qual. Harry war so dicht bei mir, dass sein heißer Atem auf meine Haut prallte und dennoch berührte er mich nicht.
Ich drehte meinen Kopf, um meine Lippen den seinen wieder näher zu bringen. Doch auch Harry bewegte seinen Kopf endlich wieder. Zu meiner Enttäuschung bewegte er ihn ein Stück weg von mir. Er lehnte sich etwas zurück und sah mir unentwegt in die Augen. Mit seinen Armen stützte er sich immer noch links und rechts von meinem Körper ab, um mich nicht zu zerdrücken. Ich nutze den Moment, mir das wunderschöne Smaragdgrün einzuprägen. Seine Grübchen traten auf seine Wangen, als seine Mundwinkel sich nach oben bewegten und seine Lippen zu einem Lächeln formten.
Langsam senkte er seinen Kopf zu mir hinab und verband mich erneut in einen leidenschaftlichen Kuss. Diesmal war ich es, der dem Kuss die Unschuld nahm. Fordernd leckte ich mit meiner Zunge über seine Unterlippe. Meine Zurückhaltung schwand mit jeder Sekunde die verstrich. Ich zog ihn an seinen Haaren noch näher zu mir und schob ihm gleichzeitig mein Becken entgegen. Ein raues Stöhnen verließ seine Kehle.
Der schöne Moment war viel zu schnell vorbei, als seine Lippen mich wieder aufs neue verließen. Der Druck von Harrys Gewicht auf mir wurde weniger. Er schien sich von mir zu entfernen. Doch der Schein trügte, er hatte sich keinen Zentimeter bewegt. Er war immer noch genauso dicht bei mir, wie zuvor.
Ich konnte fühlen, wie er seinen Arm unter meine Hüfte schob. Mit Leichtigkeit hob er mich an. Mein Rücken verließ das Sofa. Ich schlang meine Arme um seinen Nacken. Ich wollte meine Augen öffnen, doch da spürte ich Harrys Lippen wieder auf meinen. Die Wärme war verschwunden. Er bewegte sie langsamer als zu vor, als müsste er sich auf einen Schlag wahnsinnig konzentrieren.
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Der Graf || Larry Stylinson
FanfictionSeine langen Finger umschlossen meine Handgelenke. Er drückte mich gegen den Baum. Er kam meinem Nacken immer näher. Ich fühlte seine kalten Lippen, wie sie, auf der Suche nach meiner Halsschlagader, über meine erhitzte Haut glitten.