Im Bruchteil einer Sekunde war Harrys Lächeln aus seinem Gesicht verschwunden. Sein Blick wurde hart und kalt. „Nein!"
„Warum nicht?" fragte ich Harry, immer noch meinen Arm ihm entgegengestreckt. „Du hast mir versprochen, dass du mir alles erzählen wirst!" augmentierte ich.
„Und das habe ich. Aber das geht entschieden zu weit, Louis" sagte er harsch und wollte sich erheben.
„Ich habe dich als das kennengelernt...", ich deutete auf Harrys Körper. „Und als Mensch bist du doch bedeutend ungefährlicher als du es jetzt bist, also wovor hast du Angst?"
Seine maskenhaften Gesichtszüge begannen zu bröckeln. „Was ist wenn...wenn Dir meine menschliche Gestalt besser gefällt? Wenn dir das gefällt, was ich nicht mehr bin?" Sein Kopf sank nach unten, aber ich erkannte den traurigen Schimmer in seinen Augen.
„Harry,.."
„Und zu wissen wie dein Blut schmeckt, ist definitiv das letzte was ich will", redete er schnell weiter, um mir keine Chance zu lassen, auf seine Unsicherheit zu reagieren.
Mit diesem Argument nahm er mir den Wind aus den Segeln.
„Dann zeig es ihm mit meinem Blut" ertönte es plötzlich, aber nicht von der Person neben mir. Ich blickte zur Tür und sah Coroline. Ihre Wangen waren von ihren Tränen benetzt, ihre Unterlippe bebte und ihr Blick war starr auf ihre Finger gerichtet, die mit einer Rüsche ihres Kleides spielten.
„Coroline..." setzte Harry an, doch er wurde unterbrochen.
„Nein Harry. Louis hat recht, er hat es verdient, alles zu erfahren." Es war schwer sie unter ihren Tränen zu verstehen. Sie hob ihren Kopf an und sah zu dem Lockenkopf, dabei versuchte sie meinem Blick so gut es ging, zu entgehen. Ihre Augen hatten wieder diesen schönen Braunton angenommen. Dennoch waren sie vom vielen weinen gerötet und schienen zu schmerzen, da sie unnatürlich oft blinzelte.
Im Augenwinkel sah ich, wie Harrys Blick zu mir huschte. Er schien sich selbst unschlüssig zu sein.
„Ich will es sehen" sagte ich kühl.
Harrys Schnauben entging mir nicht. Doch Coroline nickte schwach. „Es ist okay. Dieser Schmerz ist nichts Neues für mich."
„Dreh dich um und schließe deine Augen" sagte Harry an mich gewandt.
Überrascht blickte ich die beiden nochmal an, ehe ich tat wie mir befohlen. Ich hörte nicht, dass Harrys Schritte sich entfernen und dennoch wusste ich, dass er schon lange nicht mehr neben mir war.
Ich hielt meine Augen geschlossen und versuchte auf alle möglichen Geräusche zu hören, aber da war einfach nichts. Niemand schien sich zu bewegen oder auch nur ein Wort zu sprechen. Da zog Coroline plötzlich scharf die Luft ein und gab einen erstickten Laut von sich. Sie schien sich ihre Hand auf den Mund zu drücken.
Nun hallten mehrere Geräusche gleichzeitig durch die Luft. Ich unterdrückte den Drang, herauszufinden, welche das waren und blieb weiterhin wie angewurzelt stehen. Ich hörte Schritte, die sich entfernten. Es musste Coroline sein, da ich Harrys nicht hören konnte. Da fühlte ich eine Hand auf meiner Schulter, welche mich zu sich herumdrehte. Ich schlug meine Augenlider auf.
Es war Harry.
Mein Blick war auf seinen Oberkörper gerichtet. Im ersten Moment konnte ich keine Veränderung ausmachen. Er stand zu dicht vor mir, als das ich ihn als Ganzes in Augenschein nehmen hätte können. Ich heftete meinen Blick am Boden fest und trat einen Schritt zurück. Die Aufregung beschleunigte meinen Herzschlag.
Ich konnte mich nicht entscheiden. Wollte ich ihn zuerst sehen oder spüren? Nach kurzer Überlegung entschied ich mich für Ersteres.
Langsam, Stück für Stück, glitten meine Augen nach oben.
Seine Haut schien unverändert. Sie wirkte immer noch wie aus Stein gemeißelt. Auch seine Lippen sahen aus wie immer. Aber das musste nichts bedeuten, Harry könnte auch als Mensch, unnatürlich perfekt aussehen. Also ließ ich meinen erforschenden Blick weiter nach oben zu seinen Augen gleiten.
Mein Blick traf auf das abgrundtiefe Schwarz, dass ich bereits so gut kannte.
Leichte Enttäuschung machte sich breit.
Ich öffnete meinen Mund, um etwas zu sagen, da unterbrach mich ein Geräusch. Coroline war dabei die Tür zu schließen. Ein Verband prangte an ihrem Arm und ihr Blick war schmerzverzerrt. Sofort überkam mich das schlechte Gewissen. „Na los" hörte ich Harry leise sagen. Ich sah ihn kurz entschuldigend an.
„Warte" rief ich ihr schnell hinterher und stolperte auf die Tür zu.
Verunsichert blickte sie mich an. Minuten vergingen in denen keine Worte ertönten, weder aus ihrem Mund, noch aus meinem. Ich wusste einfach nicht was ich sagen sollte. Dies war nichts, dass man vor dem Spiegel übte.
„Ich möchte, dass du weißt, dass ich dir nicht böse bin" hörte ich mich sagen.
„Doch, du musst mir böse sein, ich..." Ihre Tränen hinderten sie am weitersprechen.
Ich musterte sie. „Nein. Ich wünschte nur, du hättest es mir einfach gesagt." Vorsichtig nahm ich ihren verletzten Arm und beäugte den Verband.
„Das wünschte ich auch."
Ich nahm den Saum meines Shirts und wischte ihre Tränen trocken, danach breitete ich meine Arme aus und drückte Coroline fest an mich. „Danke Louis" hörte ich sie wispern.
„Ich danke dir, dass du dir diese Schmerzen antust, nur weil ich Harrys menschliche Gestalt sehen wollte", sagte ich, als wir uns wieder aus der Umarmung lösten.
„Bitte danke mir dafür nicht, nach allem was ich getan habe... Wie gefällt dir Harrys menschlicher Anblick?"
„Er ist immer noch..."
„Manchmal funktioniert es nicht. Tut mir leid." Coroline zuckte mit ihren Schultern.
„Schon okay" sagte ich schwach lächelnd. „Zu gerne hätte ich gewusst, was seine richtige Augenfarbe ist." Vielleicht Braun, wie Corolines? Oder Blau, wie meine?
„Ich kenne seine richtige Augenfarbe, und du wirst sie sicher auch noch kennenlernen."
„Ist sie schön?" fragte ich sie.
„Oh schön ist gar kein Ausdruck. Es müssten erst neue Wörter erfunden werden, um diese Farbe zu beschreiben." Ihr unverkennbares Lächeln tauchte auf ihren Lippen auf. „Geh wieder zu ihm." Coroline drückte mir einen Kuss auf die Wange und ging den Korridor hinunter.
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Der Graf || Larry Stylinson
Hayran KurguSeine langen Finger umschlossen meine Handgelenke. Er drückte mich gegen den Baum. Er kam meinem Nacken immer näher. Ich fühlte seine kalten Lippen, wie sie, auf der Suche nach meiner Halsschlagader, über meine erhitzte Haut glitten.