Zögernd sah ich mich in dem kleinen Raum um, den ich nun mein Eigen nennen durfte. Er war nicht sonderlich groß, aber dennoch fehlte es an nichts. Ein Kleiderschrank und eine kleine Kommode boten Möglichkeiten etwas zu verstauen. Auch ein kleiner Schreibtisch war in den vier Wänden untergekommen. Mit meinem Finger strich ich über das Holz, aus dem das gesamte Mobiliar gefertigt war. Es hatte eine sehr satte dunkle Farbe wie Ebenholz. Oder war es doch Mahagoni. Ich hob meinen Finger an und beäugte ihn kritisch. Kein Staub blieb an ihm haften.
Ich ging zum Bett und begann damit, die wenigen Sachen, die ich mit mir brachte, auszupacken.
Die Türen des Kleiderkastens knarrten leicht, als ich an ihnen zog.
Ich wollte gerade meine Hand nach einem Kleiderhaken ausstrecken, da zog ich sie auch schon wieder zurück.
Der Kasten war nicht leer. In ihm hing bereits Kleidung.
Die metallenen Haken quietschen, als ich sie bewegte um die Kleidung zu betrachten.
Nichts davon sah aus, wie etwas das der Graf tragen würde. Auch Coroline kam nicht in Frage, denn das hier war definitiv Männerkleidung.
Ich legte meine Stirn in Falten, ließ die Klamotten schlussendlich hängen und legte meine Sachen stattdessen auf einen Stuhl, der vor der kleinen Kommode stand.
Nach getaner Abreit, legte ich mich ins Bett und starrte an die Decke. Die Müdigkeit streckte ihr Finger nach mir aus und dennoch verging eine gefühlte Ewigkeit, in der ich regungslos da lag. Die Taumwelt wollte mich einfach nicht zu sich holen.
Nach weiteren Stunden die verstrichen, gab ich den Versuch zu schlafen vollständig auf.
Ich entschied mich dazu, dass Schloss schon mal auf eigene Faust zu erkunden.
Leise öffnete ich meine Zimmertür und tapste auf den dunklen Korridor hinaus. Ich drehte meinen Kopf von links nach rechts und riss dabei meine Augen unnatürlich weit auf, in der Hoffnung etwas durch die Dunkelheit erkennen zu können.
Der Flur schien leer zu sein.
Zögernd setzt ich einen Fuß vor den anderen, während ich mit meiner Hand die Wand entlang tastete.
Ein Gewirr aus Stimmen drang an mein Ohr. Je näher ich dem Geräusch kam, desto deutlich konnte ich eine der Stimmen als Corolines ausmachen. Sie schien über irgendetwas ziemlich aufgebracht zu sein.
Aus dem Raum, aus dem die Stimmen kamen, drang Licht auf den Flur. Ich verlangsamte meine Schritte, um noch leiser zu sein. An der Kante zum Türrahmen blieb ich stehen und lugte vorsichtig in den Raum.
Coroline und Harry standen in der Mitte des riesigen Zimmers.
Sie sah so klein und zerbrechlich neben ihm aus. Seine große Statur wirkte einschüchternd. Harry stand vor Coroline, sein Körper war zu ihr gedreht, aber sein Kopf zur Tür. Zu mir.
Sofort schreckte ich zurück und verbarg mich in der Dunkelheit. Verdammt. Verdammt. Verdammt. Ich hatte das Gefühl, mein Herzschlag war so laut, dass er als Echo von den Wänden prallte.
Er konnte mich unmöglich gehört haben. Wieso wusste er das ich da war. Vielleicht hatte ich mir auch nur einbildete, dass er zur Tür sah.
Ich hielt den Atem an und versuchte über das laute pochen meines Herzens hinwegzuhören, um vielleicht andere Geräusche wahrzunehmen. Doch es blieb leise. Nichts passierte.
Erneut bewegte ich meinen Kopf dem Lichtkegel entgegen und lugte in den Raum.
Ich erstarrte, als ich das schwarze Augenpaar direkt vor mir sah. Undurchdringlich starrte er mich an. Ich schluckte.
Es war Totenstille, er konnte sich unmöglich geräuschlos bis zur Tür bewegt haben. Ich war mir sicher, ich müsste es gehört haben, wenn sich irgendjemand in diesem Zimmer bewegt hätte und dennoch stand Harry nun unmittelbar vor mir.
Mein Blick huschte zu Coroline, ich versuchte an ihrem Gesichtsausdruck zu erkennen, was gleich passieren wird. Angst und Entsetzten spiegelten sich in ihrer Mimik, welche sofort auf mich über ging und mich zu lähmen schien. Ich wollte weglaufen, aber meine Beine reagierten nicht auf meinen stummen Befehl, stattdessen stand ich nach wie vor wie angewurzelt hier.
Meine Augen wanderten wieder zu Harry, welcher mich immer noch regungslos in seinem Blick gefangen hielt. Wieder dieses Starren ohne nur mit der Wimper zu zucken. Seine Miene war ausdruckslos.
„Warum bist du denn noch wach?" Er wirkte überraschend ruhig. Während er diese Frage stellte, strich er mir eine Haarsträhne zurück, die mir ins Gesicht gerutscht war. Ich schauderte, als seine kalten Finger auf meine warme Haut trafen. Er schien es bemerkt zu haben, denn sofort zog er seine Hand zurück und verschränkte sie zusammen mit seiner linken, hinter seinem Rücken. Coroline hatte sich noch kein Stück bewegt. Sie stand immer noch in der Mitte des Raumes und beobachtete mit konzentriertem Blick, das Schauspiel, dass sich ihr darbot.
„Ich konnte nicht schlafen u-und dann habe ich die Stimmen gehört", gab ich ehrlich zurück. Harry legte den Kopf schief. Sein langes lockiges Haar, rutschte dabei zur Seite.
„Geh wieder zurück" befahl er mit rauem Ton. Ich bewegte mich nicht, blieb weiterhin wie eine Statue vor ihm stehen.
„Ich habe gesprochen, Louis" sagte er ruhig, aber mit einem gefährlichen Gesichtsausdruck, als ich nicht das tat, was er von mir verlangte.
Irgendetwas in mir, wollte sich ihm wiedersetzen und herausfinden, was wohl passieren würde. Aber etwas sagte mir, dass das ganze womöglich tödlich ausgehen würde. Mein Blick huschte nochmals zu Coroline, ehe ich davon stapfte.
„Er wird uns in Schwierigkeiten bringen, Harold. Er scheint mir nett zu sein, ich möchte nicht, dass ihm etwas zustößt."
„Für deine beratschlagenden Worte, ist es nun etwas zu spät. Ich habe ihn bereits hier her geholt."
„Aber..." setzte Coroline wieder an, doch Harry unterbrach sie sogleich.
„Es reicht, Coroline!" Er funkelte sie wütend an, am liebsten wäre er ihr an die Gurgel gesprungen, aber er wollte nicht, dass der kleine Wuschelkopf mit den blauen Augen, der nun sein Gästezimmer bewohnte, etwas davon mitbekam.
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Der Graf || Larry Stylinson
FanfictionSeine langen Finger umschlossen meine Handgelenke. Er drückte mich gegen den Baum. Er kam meinem Nacken immer näher. Ich fühlte seine kalten Lippen, wie sie, auf der Suche nach meiner Halsschlagader, über meine erhitzte Haut glitten.