3. Kapitel

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Während Julian nun also duschen war und ich auf ihn wartete, schaute ich mir alles nochmal staunend an. Wie gerne würde ich mich mal wieder waschen? Aber das ging nicht. Ich hatte kein Geld, keine richtiges zu Hause und keine Familie. Da erinnerte ich mich wieder an mein Problem. Julian wollte mich nach Hause fahren. Aber wohin? Ich hatte kein Zuhause! Ich müsste mir irgendwas einfallen lassen. Auch nach längerem Überlegen viel mir nichts ein. Ich musste wohl sehr tief in Gedanken versunken sein, denn ich wurde durch eine Hand, die vor meinem Gesicht herum wedelte, Aus eben diesen gerissen.
,,Kommst du?" Julian stand angezogen vor mir. Er hielt mir seine Hand entgegen und lächelte mich leicht an. Ich stand auf und ergriff vorsichtig seine große Hand. Er schulterte seine Sporttasche und zog mich leicht hinter sich her. ,,Au revoir! À demain." (Tschüß! Bis morgen.) ,,Au revoir, Julian!" Kevin ging mit uns aus der Kabine. Wir gingen einen langen Gang runter. Am Ende war eine große Fensterfront mit einer großen Glastür. Durch diese gingen wir und standen auf einer Art Parkplatz. ,,Wo stehst du?" ,,Hinten rechts." ,, OK, dann sehen wir uns morgen?" Fragte Kevin. Julian nickte und schlug mit ihm ein. Mir hielt Kevin die Faust hin. Ich guckte ihn kurz an, schloss meine Hand auch zu einer Faust und schlug sie leicht gegen seine. ,,Ganz schön fester Schlag für so eine junge Dame!" Ich grinste ihn stolz an. ,,Na dann. Bis morgen." Verabschiedete er sich schließlich und ging zu seinem Auto, stieg ein und fuhr los. ,,Na komm." Forderte Julian mich auf, weiter zu laufen.

An seinem Auto angekommen, schloss er auf. ,,Mist!" Fluchte er. ,,Ich hab keinen Kindersitz." Das brachte mich zum Lachen. Erst schaute Julian mich an, lachte dann aber auch. ,,Dann musst du da jetzt mal durch." Er öffnete mir die Hintertür. Ich kletterte hinein. Julian schnallte mich an und setzte sich dann hinters Steuer. ,,Wo soll ich dich eigentlich hinbringen?" ,,Ähm..." 'Mist. Mir ist immer noch nichts eingefallen.' ,,Keine Ahnung?" ,,Wie keine Ahnung? Weißt du nicht, wo du wohnst?!" ,,Nein?" ,,Kennst du irgendeine Telefonnummer? Die deiner Eltern?" Sofort schüttelte ich den Kopf. ,,Deine Großeltern? Onkel? Tante? Irgendwer? Nein?"
,,Grand-mère, grand-père und Maman sind tot. Onkel und Tanten habe ich nicht." ,,Und dein Vater?"
,,Kenne ich nicht." Erstaunt und vielleicht auch ein kleines bisschen geschockt guckte er mich an. ,,Und wo lebst du dann?" Jetzt musste ich ihm die Wahrheit sagen oder mir ganz, Ganz schnell eine Lüge ausdenken. Mir fiel aber keine ein. ,,Nirgendwo?" ,,Nirgendwo?! Wo soll das bitte sein?!" Wurde er lauter. Hatte ich ihn verärgert? Ängstlich guckte ich ihn an. ,,Entschuldige!" Dann hing er sanfter hinterher:,,Wo ist nirgendwo?" ,,Auf der Straße?" ,,Auf der Straße?" Ich nickte vorsichtig mit dem Kopf. ,,Ein so junges und süßes Mädchen wie du lebt auf der Straße?" Zur Bestätigung nickte ich. Er schien geschockt. Nach ein paar Minuten der Stille sagte er: ,, Dann kommst du mit zu mir." Entschlossen dreht er sich um, startete den Motor und fuhr vom Gelände runter.

Mon père, Julian Draxler || JD Ff ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt