Kapitel 10

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"Wie ihr habt euch fast geküsst?" Max sieht mich grinsend an. Er fängt an, langsam seinen Kopf zu schütteln. Sein Grinsen wird breiter als er den Rauch auspustet.

"Deshalb hast du dich danach so komisch verhalten." Sein Lachen hallt durch die ganze Nachbarschaft, weshalb ich ihn böse angucke. Am Ende kommst sonst noch Sascha zurück.

"Also, ich hätte echt alles erwartet, nur das nicht, ehrlich." Max hält sich schon seine Hände auf den Bauch. Hoffentlich kriegt er einen Krampf. Genervt nehme ich einen Zug und puste den Rauch in die Luft. Max beruhigt sich langsam und legt seine Füße auch auf den Glastisch, weshalb ich meine runternehme. Wir wollen ja nicht, dass er kaputt geht, nur weil unsere Beine zu fett sind.

"Keine Ahnung. Es gab da halt diesen einen kleinen Moment, aber als ich gecheckt habe, dass es dieser eine kleine Moment war, bin ich weggelaufen.", erkläre ich kurz und seufze. Was wäre wohl passiert, wenn wir uns geküsst hätten? Das nächste Wiedersehen wäre unangenehm und wir würden uns so gut es geht aus dem Weg gehen. Ich glaube es ist gut, dass es nicht passiert ist. Max nickt nur, bevor er das Thema wechselt.

"Morgen ist Schule.", erinnert er mich.

"Ich weiß." Er sieht mich schadenfroh an und setzt sich gerade hin, um die Kohle abzuklopfen.

"Freust du dich?", grinst er mich an.

"Kannst du eigentlich auch etwas anderes, als die ganze Zeit zu grinsen? Du kommst wie ein Psychopath rüber, wenn du das immer machst. In der Schule kriegst du auf jeden fall keine Mädchen ab." Diesmal grinse ich ihn schadenfroh an. Max hat so ein Ding mit sich selbst. Er will immer viele Weiber klären und das ist ihm auch dementsprechend wichtig. Ich denke, er will sich selbst beweisen aus irgendeinem Grund.

"Ja, jetzt hast du nicht mehr so eine große Fresse, nh?", provoziere ich ihn weiter. Er spannt seinen Kiefer an, lässt ihn dann aber wieder locker.

"Ich lasse mich nicht mehr von dir provozieren, Alina.", grinst er süffisant. Dieses dämliche Grinsen! Schnell nehme ich einen Zug, um mich zu beruhigen. Manchmal muss ich mich echt zusammenreißen, dass ich ihm keine Schelle gebe. Max kann genauso gut provozieren, wie ich nur der Unterschied dabei ist, dass ich mich von ihm provozieren lasse. Seufzend verdrehe ich meine Augen und gucke nach der Uhrzeit.

"Wir haben erst halb vier Uhr morgens. Sollen wir bisschen rumfahren?", frage ich meinen Bruder. Ein prüfender Blick von ihm und ein bettelnder Blick von mir reicht aus. Er steht auf und ich lege die fast zu ende gebrannte Kohle in den verbrannten Tabak und gieße ein bisschen Wasser darüber.

Leise schleichen wir uns runter, holen schnell Autoschlüssel, Hausschlüssel und unsere Schuhe. Max geht schon raus, als ich dabei bin meine Schuhe anzuziehen. Hinter mir schließe ich die Haustüre, mit der Hoffnung unsere Mutter nicht zu wecken. Hoffentlich wacht sie wirklich nicht auf.

Als Max und ich im Auto sitzen und ich mein Handy verbinde und er das Auto startet guckt er mich noch einmal an.

"Das ist keine gute Idee. Wir wissen noch nicht wie die Bullen hier drauf sind." Doch ich schüttele diese Bedenken nur mit der Hand ab.

"Fahr los.", fordere ich ihn auf und spiele das erste Lied ab. Ich lasse die Musik erstmal leise, bis wir auf eine Landstraße ankommen.

Als wir um eine Ecke bei einem Spielplatz fahren, hält Max plötzlich an.

"Dort auf der Bank sitzt Sascha. Geh ihn holen. Wir nehmen ihn mit.", sagt er und grinst. Nicht sein Ernst. Verwirrt schaue ich ihn an, doch er verdreht nur seine Augen.

"Guck nicht so und geh ihn lieber holen.", lacht er. Gegen meinen Willen steige ich aus und gehe auf die Bank zu, auf der Sascha sitzt.

Sascha bemerkt mich nicht, als ich auf ihn zu gehe. Anscheinend ist er zu sehr in Gedanken versunken.

"Hey.", begrüße ich ihn mit fester Stimme. Er hebt langsam seinen Kopf und guckt mich mit rot unterlaufenen Augen an. Erschrocken ziehe ich die Luft ein. Was ist mit ihm passiert?

"Was ist passiert?", frage ich geschockt. Sascha guckt mich mit zusammen gezogenen Augenbrauen an und rülpst dann. Ich schüttele mich kurz. Er hat sowas von eine Fahne.

"Was machst du hier?", fragt er heiser und schaut mich benebelt an.

"Du bist gar nicht hier. Das ist Einbildung. Faka Mokana oder so...", nuschelt er.

"Das heißt Fata Morgana. Und doch ich bin wirklich hier. Komm jetzt, wir nehmen dich mit.", sage ich und halte ihm meine Hand hin. Was eine Ironie, dass ich ihm wieder die Hand hinhalte ha ha.

"Schon wieder Hand.", murmelt er und erhebt sich, ohne meine Hand anzunehmen. Leicht gekränkt lasse ich meine Hand sinken.

"Wollte dir nur helfen. Soll ich nächstes Mal meinen Fuß ausstrecken oder was?", antworte ich bissig.

"Wieso biste jetzt pissig?" Er fährt sich mit einer Hand durch seine Haare und kratzt sich anschließend am Nacken. Nicht sabbern. Nicht sabbern!

"Ich will deine Hände und Füße nicht.", sagt er und räuspert sich.

"Dann halt nicht. Und jetzt komm endlich. Ich hab ich ein paar Stunden Schule." Sascha dackelt hinter mit her.

"Wieso bist du eigentlich draußen?" Er scheint wieder etwas klarer im Kopf zu werden.

"Konnte nicht schlafen.", antworte ich schnippisch. Er nickt und murmelt irgendetwas vor sich hin.

Als wir am Auto ankommen mache ich ihm die Hintertüre auf und lasse ihn einsteigen. Ich selber steige wieder vorne auf den Beifahrersitz ein.

"Was hat so lange gedauert?", will Max wissen. Ich zucke bloß meine Schultern, als ich nach Kaugummis und Wasser suche, um es an Sascha weiter zu geben.

"Hey Kumpel.", dreht sich Max kurz zu Sascha um.

Sascha's Augen weiten sich verblüfft.

"Du bist auch hier!", stellt er mit Freude fest und reicht ihm die Hand, ehe er seine Nase rümpft und die Hand zurück zieht, um meinen Bruder dann umständlich zu umarmen. Ich reiße meine Augen auf, aber lasse mir nichts anmerken.

"Ich mag Hände nicht mehr.", murmelt Sascha als er sich anschnallt. Ich überhöre diesen Satz und drehe mich um, um ihm Kaugummis und Wasser zu geben.

"Hier. Nimm das." Er guckt mich verwirrt an.

"Was soll ich damit?" Will er mich gerade verarschen oder so?

"Also als erstes trinkst du Wasser, weil Wasser ist zum trinken da. Und dann nimmst du das Kaugummi in deinen Mund und kaust solange drauf rum, bis es hart wird und dein Kiefer wehtut. Dann hast du fertig gekaut.", erkläre ich ihm. Ich fühle mich wie eine Mutter, die ihrem fünfjährigem Sohn gerade erklärt, wie man Zähne putzt. Sascha verdreht seine Augen.

"Ich weiss wie man Kaugummi kaut. Aber warum soll ich?" Okay, ganz so dumm ist er dann auch nicht.

"Weil du eine krasse Fahne hast, deswegen.", antwortet Max für mich.

Drugdealer in LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt