1. Du verstehst gar nichts!

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"Ist es, weil ich bin, was ich bin?", fragte sie mit Tränen in den Augen.

"Nein, Varuna, bitte rede dir das doch nicht ein."

"Warum dann?" Ihre Stimme wurde immer verzweifelter.

"Ich hab dir doch gesagt, ich liebe Amelie und daran kann ich nichts ändern."

***

"Hilfe! Jemand muss kommen und helfen!"
Panisch sprang Dimitri auf und rannte zur Tür.
Hinter ihm piepte der Alarm und ein Monitor im Raum zeigte nur noch waagrechte Linien.

Nur wenige Augenblicke später drängten sich Ärzte und Pfleger eilig an ihm vorbei in den Raum.
Mit einem "Sie müssen bitte jetzt draußen bleiben" wurde er in den Gang geschoben und die Türe vor seiner Nase geschlossen.

Stille.

Verzweifelt fuhr er sich durch die Haare und ging vor dem Krankenzimmer auf und ab.

Bitte nicht! Das kann doch alles nicht wahr sein!

Das Handy in seiner Hosentasche begann, zu vibrieren. Hastig zog er es hervor und warf einen Blick darauf.

Jenny.

Nein, dafür hatte er jetzt wirklich keine Zeit. Er ließ es zu Ende läuten und steckte es wieder zurück.
Die Türe war noch immer geschlossen.

Natascha.
Man hatte ihm doch gesagt, sie sei stabil.
Wie konnte das nur passieren?
Herzinfarkt mit 15 - so etwas war doch gar nicht möglich..

Nach einer gefühlten Ewigkeit öffnete sich die Türe langsam wieder und eine Krankenschwester trat verschwitzt aus dem Zimmer.
Als sie Dimitri ansah, schüttelte sie nur schwach den Kopf.

Er ließ kraftlos die Arme sinken und starrte sie an.
Dann spürte Dimitri, wie heiße Tränen über sein Gesicht liefen.

***

So ein Arsch!

Jenny pfefferte ihr Handy auf ihr Bett. Und weil das noch nicht genug war, schmiss sie auch gleich den Stapel Bücher neben sich auf den Boden.

"Jenny, hör mit dem Krach auf!", schrie ihre Großmutter aus dem Wohnzimmer und sie konnte hören, wie der Fernseher lauter gestellt wurde.

Ja, kuck nur deine blöden Oma-Serien weiter! Deine Enkeltochter leidet hier und es interessiert dich einen Scheißdreck!

Aber Jenny wusste genau, das stimmte nicht. Sie hatte das stolze Glänzen in den Augen ihrer Großmutter gesehen, als sie ihr ihr Schulzeugnis gezeigt hatte. Sie war tatsächlich versetzt worden. Fast Klassenbeste! Sie würde nächstes Jahr ihr Abi machen!
Vor nicht allzu langer Zeit hätte das wohl niemand, und am Wenigsten sie selbst, geglaubt.

Und Dimitri hätte es sofort erfahren sollen. Und jetzt hatte er sie einfach weggedrückt!

Ok, gut. Ich melde mich sicher nicht mehr bei dir, du blöder Idiot!

Schmollend kickte Jenny nach den Büchern am Boden.

***

"Aber.."
Weiter kam Dimitri nicht, denn die Wohnungstür wurde vor ihm mit lautem Krachen zugeschlagen.

Verwirrt blieb er noch einen Augenblick stehen, dann hob er den Blumenstrauß auf, der vor seinen Füßen gelandet war und ging.
Schwerfällig stieg er die Treppen des Wohnhauses hinab und versuchte zu verarbeiten, was gerade passiert war.

Die Idee mit dem Blumenstrauß war vielleicht nicht die Beste gewesen, aber er wollte Nataschas Eltern, die zwei Tage nach ihrem Tod endlich von ihrer Geschäftsreise zurückgekehrt waren, unbedingt sein Beileid aussprechen.

✓ Die Sieben Siegel // Armans GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt