19. Die Mine der Schatten

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Mit ausdrucksloser Miene stand Varuna im Hof der Hüterburg. Vor ihr stand die neu erwählte Hüterin. Natürlich war es eine Elbenfrau geworden!

Varuna lachte innerlich bitter. Selbst wenn sie keinen Verrat an Namra verübt hätte, würde ihr ein solcher Hüter mit den üblichen Vorurteilen begegnen. Deshalb hörte sie auch gar nicht mehr zu, als vor den Anwesenden die Anklage verlesen wurde.

Erst, als die Hüterin ihr Urteil sprach, bekam der Prozess wieder ihre ganze Aufmerksamkeit. Und mit dieser Strafe hatte sie ganz und gar nicht gerechnet!

***

Natascha hatte den Zauber so schnell in seine Richtung geworfen, dass ihm keine Chance geblieben war, auszuweichen.

Als sich der Boden unter seinen Füßen plötzlich veränderte, stolperte Dimitri und fiel auf die Knie. Ihm war auf einmal kotzübel und er holte tief Luft, um sich nicht zu übergeben.
Dann erst erkannte er, dass seine Hände kalten Fels berührten und er hob den Kopf.

Er befand sich in einer dämmrigen Höhle, die mit etlichen, altertümlichen Möbeln ausgestattet war. Ein paar Meter von ihm entfernt stand Natascha und sah ihn forschend an.

"Wo bin ich?" Dimitri erhob sich vorsichtig und klopfte sich den Staub von der Hose.

"In Sicherheit." Natascha kam auf ihn zu und fiel ihm um den Hals. "Ich konnte doch nicht zulassen, dass die Schatten dir etwas antun", murmelte sie in sein T-Shirt.

Er fasste nach ihren Schultern und zwang sie, ihn anzusehen. "In Sicherheit? Und was ist mit den anderen? Was ist mit Jenny?"
War ihr Blick vorher noch besorgt gewesen, so verhärteten sich nun ihre Züge.
"Was kümmert mich das?"
Natascha legte eine Hand an seine Wange. "Für mich ist nur wichtig, dass du jetzt hier bist."

Er wich entsetzt einen Schritt zurück. "Soll das heißen.."
Sie zuckte mit den Schultern. "Wahrscheinlich haben die Schatten sie verschluckt."

"Und das ist dir egal?", herrschte er sie an. Dimitri fuhr sich nervös durch die Haare. Das durfte nicht wahr sein!
Jenny..
Bestimmt hatten sie den Fluchgeistern entkommen können. Es musste einfach so sein!
"Namra wird von der Dunkelheit eingenommen, das bedeutet das Ende für uns alle!", warf er ihr an den Kopf.

"Meins nicht und auch nicht das der Wesen, die mir folgen." Sie zuckte erneut mit den Schultern und kam wieder näher. "Und es muss auch nicht dein Ende sein", flüsterte sie und streckte eine Hand nach ihm aus.

"Fass mich nicht an!" Nach einem weiteren Schritt zurück konnte Dimitri die Wand der Höhle im Rücken spüren.
"Natascha, ich erkenne dich nicht wieder. So bist du doch nicht!", versuchte er, ihr Gewissen zu erreichen.

"Ich bin die Dunkle Fee, ich.."

"Was macht er hier?"
Yaga war plötzlich aufgetaucht und keifte Natascha aufgebracht an. "Er soll mit den anderen sterben!"

Beide sahen die Hexe entsetzt an. Dann straffte Natascha ihre Schultern. "Nicht Dimitri! Das lasse ich nicht zu!"

Die Alte lachte. "Dieser Junge ist deine Aufmerksamkeit nicht wert. Er wird dir schneller in den Rücken fallen, als dir lieb ist."

Natascha schnappte nach Luft. "Das würde er nicht tun!", wisperte sie.

Während die beiden sich stritten, sah Dimitri seine Chance gekommen. Er würde sich unsichtbar machen, nach draußen laufen und die anderen suchen. Und dann würde er sich überlegen, wie er Natascha dazu bringen konnte, ihren Plan abzubrechen.
Er konzentrierte sich und versuchte, unsichtbar zu werden. Aber in seiner Nervosität gelang es ihm nicht sofort.

✓ Die Sieben Siegel // Armans GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt