16. Dajanas Geheimnis

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"Was hast du nur getan?"

Eine Stimme hinter ihr, ließ Varuna aufhorchen.
Als sie sich umdrehte, erkannte sie, dass ihre größte Feindin aufgetaucht war.
Flankiert von den anderen drei Wächtern, stand Amelie vor ihr und sah sie entsetzt und mit Tränen in den Augen an.

Varunas Mundwinkel hoben sich zu einem spöttischen Grinsen, doch sie sagte kein Wort.

Und dann griff sie die vier Wächter mit all ihrer Magie an.

***

"Also, dass ich das nochmal richtig verstehe: Wenn das alles erledigt ist, dann ist alles gut. Ich meine, ich bin dann Herrscherin von Namra?"
Yaga nickte eifrig. "So, wie es dir vorherbestimmt ist."
Natascha sah sie über ihren Teller an. "Und ich muss nie mehr zurück nach Hause?"

Nach Hause.

Dass sie das noch immer so sagte. Die Außenwelt hatte Yaga es genannt.
Sie würde nie wieder gezwungen sein, die hohen Erwartungen ihrer Eltern zu erfüllen. Zu erreichen, was ihrer Mutter verwehrt geblieben war.

Hoffentlich hatten sie Schuldgefühle! Natascha wünschte es sich so sehr. Der tägliche Trainingsdrill hatte sie umgebracht und ihre Eltern waren schuld daran.
Nie hatte sie es ihnen recht machen können. Sie hatte einen Wettbewerb nach dem Anderen gewonnen, aber nie waren sie zufrieden gewesen.

Yaga war da ganz anders. Sie lobte sie für jeden Fortschritt, den sie beim Zaubern machte und ließ sie Pausen machen, wenn sie erschöpft war. Sogar zu Essen bekam sie, worauf sie gerade Lust hatte. Die Hexe war ihr mehr Mutter, als es ihre Richtige je gewesen war.

"Woran denkst du gerade?"
Natascha schrak hoch. Eine Frage brannte ihr schon die ganze Zeit auf der Zunge: "Stört es dich denn gar nicht, dass ich mächtiger werden könnte, als du?"

Die Alte war zuerst sichtlich erstaunt. Dann lachte sie lauthals los: "Mein Liebes Kind, wer sagt denn, dass das passieren wird?"

***

Das Sternenpferd war in einem Tempo geritten, das Charlie beinahe unmöglich schien.
Es hatte sie die größte Mühe gekostet, sich im Sattel zu halten.
Und doch hatte sie zu keinem Zeitpunkt Angst gehabt, hinunterzufallen.
Im Gegenteil, der Ritt hatte sich so befreiend angefühlt, dass sie regelrecht enttäuscht war, als das Tier langsamer wurde und durch das Tor einer großen Burg lief.

Um sie herum war es beinahe stockdunkel. Nur in zwei Fenstern brannte Licht und ein schwacher Schein kam von einem Nebengebäude.
Vorsichtig stieg Charlie ab. Wo hatte das Pferd sie hingebracht?

"Charlie?"

Erstaunt sah sie sich um und entdeckte Dajana, die auf sie zulief.
"Was machst du hier?", wollte ihre Freundin wissen.
"Dasselbe könnte ich dich fragen. Wo ist hier?", antwortete Charlie.
Dajana erklärte ihr, dass sie sich auf der Hüterburg befand, dem Zuhause von Mick.
Charlie fiel ein, dass Arman diesen Namen ein oder zweimal erwähnt hatte.

Mick kann dir helfen!

Ob er das konnte? Oder würde er ihr dasselbe Märchen auftischen, wie Dajana und Tarik? 
Und dass sie ihre Erinnerung verloren haben sollte, war noch immer eine Sache, der sie nicht ganz traute.

Das Sternenpferd neben ihr wurde unruhig. Seine Nüstern berührten sanft ihre Schulter und es schnaubte sie leise an.
Charlie musste lächeln und streichelte es beruhigend.
Doch dann drehte sich das Tier urplötzlich um und lief zum Burgtor hinaus in die Nacht.
Etwas enttäuscht sah sie ihm nach, doch irgendetwas sagte ihr, dass das nicht ihre letzte Begegnung mit diesem besonderen Tier gewesen war.

✓ Die Sieben Siegel // Armans GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt