✓ Die Sieben Siegel // Armans Geheimnis

18. Sesam öffne dich!

Amelie war gekommen und hatte versucht mit ihr zu reden. Doch Varuna hatte nur gelacht.

Mittlerweile war beinahe eine Woche vergangen, seit sie die Schatten befreit hatte. Nicht mehr lange und sie würden die Überhand gewinnen und Varuna würde wieder frei sein!

Siegessicher wartete sie ab. Doch ihre Hoffnungen wurden jäh zerstört, als Amelie am siebenten Tag wieder kam. Streng betrachtete die Sternenfee sie, als sie ihr mitteilte: "Wir haben einen neuen Hüter gewählt. Mach dich bereit, dein Urteil zu empfangen."

***

Die Mine der Schatten lag zwei Tagesritte entfernt im äußersten Westen Namras.

Die Freunde hielten dabei noch einmal kurz am Lilientalhof, um Charlie, die abwechselnd bei Jenny und Dajana mitgeritten war, ein Pferd zu besorgen.

Cassiopeia freute sich sichtlich, als sie Charlie wiedererkannte und ließ sich sofort bereitwillig aufsatteln.
Am Abend machten sie in einem Blumenfeendorf halt, der letzten Siedlung auf ihrem Weg.

Das Rotsandland, das sich bald dahinter erstreckte, war seit Jahrhunderten unbewohnt.
Der peferkte Ort für etwas, das sich "Mine der Schatten" nannte, wie Jenny fand.
Sie schüttelte sich und Dimitri, der nahe an ihr ritt, legte ihr zuversichtlich eine Hand auf den Oberschenkel.

"Keine Sorge. Bald ist der Spuk vorbei."

Sie sah ihn zweifelnd an: "Glaubst du wirklich?"

"Und wie sollen wir die Fluchgeister wieder in die Mine bekommen?", wollte Tarik von Mick wissen.

"Die Schatten hören auf die dunkle Fee. Wenn Dajana sie ruft, werden sie folgen", erklärte dieser.

"Nur hab ich keine Ahnung, wie man das macht", murmelte Dajana leise, doch Mick hatte sie trotzdem gehört.
"Tarik und ich werden dir dabei helfen", versicherte er ihr.

"Hast du dafür genug Kraft von Alwin bekommen?"
Micks Miene verfinsterte sich bei Armans Worten. "Da bin ich mir sicher."
"Wenn Charlie noch die Sternenfee wäre..", warf Tarik ein.
"Charlie ist die Sternenfee." Mick wandte sich ihr zu und betrachtete Charlie, die argwöhnisch zurücksah."
Er seufzte. "Alles der Reihe nach. Zuerst die Fluchgeister, dann kümmern wir uns darum, dass du deine Erinnerungen wieder bekommst."

"Wenn es diese Erinnerungen überhaupt gibt", murmelte sie.
Das schien jedoch nur Arman gehört zu haben, der daraufhin traurig den Blick senkte.

Er hatte nicht erwartet, mit so viel Ablehnung konfrontiert zu werden. Schon seit Stunden zerbrach er sich den Kopf, wie um alles in der Welt er es anstellen könnte, Charlie wieder zur Alten zu machen, aber es wollte ihm einfach nichts einfallen.
Aber er konnte auch nicht einfach warten und hoffen, dass die Erinnerungen von alleine zurückkamen. Was, wenn das nie geschehen würde?

***

Als sie einen alten, beinahe nicht mehr sichtbaren Felsenpfad hinunter ritten, konnten sie in der Ferne eine kleine, kahle Berggruppe ausmachen.
Das war ihr Ziel.

Der Weg dorthin durch das vegetationslose Land schien seit Ewigkeiten unbenutzt und die stille Einsamkeit fühlte sich unheimlich an.
Das Gelände wurde zunehmend unwegsamer und bald beschlossen sie, den restlichen Weg zu Fuß fortzusetzen.

Kaum hatte Charlie Cassiopeia von den Zügeln befreit, bäumte sie sich stürmisch auf.
Erschrocken fuhr Charlie zurück.
Das Pferd wand sich und galoppierte eilig den Weg zurück, den sie gekommen waren.

Die Pferde der anderen folgten ihr ebenso schnell.

"Und was jetzt?", fragte sie und sah den Tieren ratlos nach, die sich rasch aus ihrem Blickfeld entfernten.