20. Der Hüter von Namra

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"Varuna, für dein grausames Verbrechen wirst du deiner Zauberkräfte beraubt und in die Außenwelt verbannt. Niemals wieder sollst du Namra in Gefahr bringen können!" Die Stimme der jungen Hüterin zitterte leicht, als sie das Urteil sprach.

Fassungslos starrte Varuna sie an. Sie hatte mit allem gerechnet, nur nicht damit. Im Augenwinkel konnte Varuna sehen, dass Amelie angefangen hatte, zu weinen. Immerhin brachte ihr auch diese Strafe Dvalin nicht mehr zurück.

Varuna protestierte nicht. Auch nicht, als sie abgeführt wurde und man sie zum Tribunal der Wächter brachte, wo sie ihre Strafe erhalten würde.

Als sich ihr Körper langsam aufzulösen begann, wandte sie sich noch einmal an die Wächter. "Freut euch nicht zu früh. Ich werde einen Weg zurück finden. Und meine Rache wird noch schlimmer als alles, was ihr kennt!"

***

Gebannt starrten die Freunde auf den jungen Zwerg auf dem Felsen.
Fröhlich ließ er seine Beine kurz baumeln und sprang dann mit einem Satz auf den Boden.

"Wer bist du?", brachte Arman heraus.

Der Zwerg nahm den Blick nicht von ihm, als er lächelnd näher trat.
Angriffslustig sprang Tarik nach vorne, doch Mick hielt ihn zurück. "Du bist Dvalin, der alte Hüter Namras, habe ich recht?", fragte er.
Eifrig nickte der Zwerg mit dem Kopf und sah in die Runde.
Als sein Blick an Charlie hängen blieb stutzte er. "Amelie?", flüsterte er erschrocken.

Verwundert sah sie ihn an. "Meinst du mich?"
Dvalins Miene wurde traurig, als er den Kopf senkte. "Entschuldige bitte, ich habe dich verwechselt."

"Amelie war der Name von Rosalies Urgroßmutter", erklärte Mick ihr.
"Meiner Oma?", fragte Charlie ungläubig. "Was hat meine Oma denn mit alldem zu tun?"
Dvalin sah verwirrt zwischen ihr und Mick hin und her.
"Heißt das..?"
Mick nickte.
"Du siehst ihr so ähnlich", flüsterte der Zwerg andächtig.

"Warte mal", unterbrach Jenny, "Wenn du der ehemalige Hüter von Namra bist, solltest du dann nicht, naja, tot sein?"

Dvalin lächelte wehmütig. "Mir war es leider nicht vergönnt, dass meine Seele ins Totenreich gelangt."
Jenny starrte ihn entsetzt an. Ein Geist? Dvalin war ein Geist!
Er breitete die Arme aus und deutete um sich. "Die Mine, ihr versteht?"

"Und nun ist sie wieder geöffnet worden", sagte er mehr zu sich selbst, bevor er den Blick wieder hob. "Varuna?"

Mick schüttelte den Kopf und erzählte ihm knapp, was passiert war.
Kraftlos strubbelte sich der Zwerg das blonde Haar. "Das ist nicht gut." Nachdenklich ging er ein paar Schritte auf und ab.

"Wie ist es dir denn damals gelungen, die Schatten wieder einzusperren?", fragte Arman, "Vielleicht kann ich-"
"Nein!" Dvalin fuhr herum und sah ihn voller Furcht an.
Mit bebender Stimme erklärte er den Freunden, dass er die Fluchgeister mit Magie an sich gebunden hatte, als ihn Varuna in die Mine gesperrt hatte.
"Das kannst du nicht", beendete er, "weil du erstens keine Zauber weben kannst und zweitens.." Der Zwerg wischte sich die Augen. "Zweitens möchte ich nicht, dass du dasselbe Schicksal erleiden musst, wie ich."

"Also gibt es keinen Weg?" Wieder war es Jenny, die aussprach, was alle dachten.

Dvalin schwieg, doch dann schien ihm etwas eingefallen zu sein. Langsam zählte er die Anwesenden mit einem Finger ab.
"Der Hüter", murmelte er, " und eins, zwei,.."
Dann erst entdeckte er Dajana hinter den anderen. "Das darf nicht wahr sein!"

***

Angestrengt lauschte Dimitri durch das vergitterte Felsloch.
Natascha und Yaga schienen sich lautstark zu streiten, doch sie waren zu weit weg, als dass er hätte verstehen können, worum es ging.
Aber er hatte da so eine Ahnung: es ging um ihn.

✓ Die Sieben Siegel // Armans GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt