Gestohlenes Gut

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Sie befestigte die Zügel der Fledermaus an deren Sattel, gerade locker genug, sodass das Tier fliegen konnte, aber so, dass es sich nicht darin verhedderte. "Na auf, flieg nachhause!" Sie verpasste ihr einen Klapps auf die Schulter, doch das Tier wich nur kurz zurück und zwitscherte unwirsch als es seinen Kopf an ihr rieb und sie dabei fast umwarf. Meira sah es streng an: "Los jetzt, ich möchte mir keine Sorgen um dich machen müssen!" Die Fledermaus legte den Kopf schief und kam erneut ein Stück näher doch Meira scheuchte sie wieder fort: "Ich komme nicht mehr mit, Große! Ich bleibe hier!" Das Tier sah beinahe traurig aus, als es sich in die Lüfte erhob. Es landete nur einige Meter weiter auf einem Felsvorsprung und krächzte unwirsch. Meira schüttelte den Kopf. Sie war sich sicher, dass es die selbe Fledermaus war, die auch Jace für sie gebissen hatte, aber sie verstand nicht woher diese Verbindung kam, die sie scheinbar hatten. Sie wandte sich ab und zückte die viel zu großen Gleven. Noch bevor sie einen Schritt weit gekommen war tauchte am Rand des Felses, hinter dem sie Deckung gesucht hatte um die Lage auszuspähen, ein hechelnder Fellhund auf. Gleich würde er bellen oder zu Geheul ansetzten und das ganze Lager auf den Plan rufen. Meira seufzte im Angesicht des mehr als üblen Start ihres Plans und brachte sich in Kampfposition. 


Das Bett war leer. Illidan hatte im Halbschlaf nach Meiras Körper gegriffen, der sonst immer am Morgen neben seinem lag, doch ihr Platz war leer und er erinnerte sich stöhnend an den Grund. Die Hand mit der er sich über das Gesicht rieb roch nach ihr und er leckte seine Finger mit noch immer geschlossenen Augen ab. Sein Dämon war entzückt davon. Meiras Geschmack war einzigartig. Es war Illidan am Abend mehr als schwer gefallen sich von ihr zu lösen und wären sie alleine gewesen hätte er es vielleicht auch nicht geschafft. Er verdrängte den Gedankengang darüber schnell. Zu sehr würde ihn sonst die Frage warum er es ihretwegen, um solch einen kostbaren Moment für sie intim zu halten, aber nicht um seinetwillen geschafft hatte. Er gönnte sich eine lange, ausgiebige und eiskalte Dusche und strebte dann den Weg zu ihren Gemächern an. Er würde sie gleich wieder zu sich holen, auf den Posten an seiner Seite um die Regeln klar zu stellen. Im Hinterkopf hoffte er sie würde ihm irgendwann vergeben können, aber wenn nicht, wäre es besser für sie beide. Wie gewohnt wollte er die Gleven von ihrem Ständer neben seinem Bett nehmen, doch er griff ins Leere. Verdutzt blieb er stehen und betrachtete das leere Gestell. Seine Gleven waren weg. Es blieb absolut außer Frage wer sie genommen hatte, denn schließlich hatte er ihr die ihren genommen, und mit wütendem Gebrüll stürmte er aus seinen Gemächern auf der suche nach dem kleinen Biest.   

Keine Stunde später hatte eine Horde von Jägern und Dämonen den Tempel durchsucht, doch Meira blieb verschwunden. Einige Wächter konnten sich daran erinnern sie in der Nacht in der nähe der Türme gesehen zu haben, aber mehr Informationen fanden sich nicht. Illidan wusste nicht ob man sie schützte oder sie es tatsächlich geschafft hatte sich davon zu schleichen...mit seinen Gleven.!! 

Er schickte seinen Trupp, der an diesem Morgen ein Dämonenlager östlich von ihnen ausheben sollte los und blieb selbst unruhig zurück. Er brauchte seine Gleven. Wusste Meira denn nicht, dass Gleven Verbindungen mit ihren Trägern eingingen? Wusste sie denn nicht wie wichtig seine Mission war und, dass wenn er scheiterte, ganz Azeroth untergehen würde ... und wer wusste schon wie viele Welten noch.!? 

Er stand zum gefühlt hundertsten mal von seinem Steinthron auf und schritt durch den Saal. Nein, sie wusste es nicht. Er selbst hatte verhindert, dass sie es wissen konnte. Er rieb sich erschöpft und wütend übers Gesicht. Seine Hände rochen noch immer nach ihr. Der Kristall in der Mitte des kleinen Tisches, der neben dem Thron stand leuchtete auf. Wenn seine Jäger sich jetzt schon meldeten war etwas ziemlich schief gelaufen. Er ließ sich, sichtlich genervt für alle anderen Anwesenden, auf seinen angestammten Platz fallen und berührte den Kristall. Sofort zeigte sich vor ihm ein Bild von seinen Jägern, die in Mitten eines quasi überrannten Schlachtfeldes standen. Illidan begriff sofort, dass sie diesen Schaden nicht angerichtet haben konnten. Dafür waren sie erst zu kurz weg. "Was ist passiert?", bellte er und Kayn trat ins Bild. "Wir haben keine Ahnung Fürst, jemand scheint vor uns hier gewesen zu sein." Er drehte den Stein so, dass ein großer Fellsvorsprung in Illidans Sichtfeld gerückt wurde. "Das ist das einzige was wir als Ansatz finden konnten!" Illidan betrachtete die Teufelsfledermaus, deren Geschirr eindeutig von seinen Sattlern stammte. Sein Herz setzte einen Schlag aus als ihm ein furchtbarer Gedanke kam. "Sollen wir rein gehen und sie raus holen?", fragte Kayn, der den Blick seines Herren richtig gedeutet hat. "Nein!", bellte dieser, "das kann sie unmöglich selbst angerichtet haben. Was auch immer es war, ich komme mit Verstärkung um es zu erlegen. Bleibt wo ihr seid!" Sich darauf verlassend, dass Kayn ihm wenigstens treu ergeben war, schnippte er den Kristall an und das Bild verblasste. 


Stranded in Azeroth - IllidanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt