Unsichtbar

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Heyho meine kleinen Wolfswelpen!
Nach dem letzten Kapitel  bei Kiraz und Themar hattet ihr sicherlich noch etwas Luft zu holen :D
Meine AIE hat mich heute Weile vom Tablet ferngehalten, aber jetzt bin ich wieder da.
Diesmal gibts ein kleines Kapitelchen für Meira und Illidan!
Viel Spaß beim Lesen!

Der Herr der Illidari saß auf seinem Steintrohn und hatte die Augen zusammengekniffen. Er kochte vor Wut doch da ihm das Menschenmädchen sowieso nicht antworten konnte blieb ihm nichts anderes übrig, als sie stillschweigend zu mustern und zu überlegen, wie er es rausfinden konnte.

Es war ein halber Mondzyklus vergangen, seit dem sie ihn geohrfeigt hatte, etwas, dass sein Dämon nicht vergaß. Seitdem ignorierte sie ihn eigentlich mehr als geflissentlich. Sie antwortete nichtmal mehr mit Gesten auf seine Fragen oder Anweisungen, hatte dafür aber einen ordentlichen Appetit entwickelt. Ihre Energien wurden stärker und er konnte beinahe täglich neue Verletzungen an ihr entdecken.

So wie ihr Energiefeld aussah musste sie von oben bis unten voll mit blauen Flecken sein. Erst hatte er den Verdacht gehabt, dass ihr einer der anderen Dämonen zu nahe kam, wenn er nicht anwesend war, doch dann hätte sie definitiv nicht so quietscht vergnügt neben ihm gesessen, eine Melodie gesummt und sich dabei ihr immer länger werdendes Haar gekämmt, wie sie es jetzt tat.

Illidan hatte den verdacht, dass jemand sie heimlich in der Kampfkunst unterrichtete und das passte ihm überhaupt nicht. Wenn er befahl, dass sie es nicht lernte, dann hatten sich alle daran zu halten!

Am meisten nervte ihn die Reaktion seines Dämons, denn er wusste absolut nichts damit anzufangen. Illidan kam damit zurecht, wenn er rebellierte, versuchte die Führung zu übernehmen, aber es verwirrte ihn, das er so ruhig blieb, während Illidan sich aufregte.
'Sie isst gut, sie scheint nicht gerade sehr derunter zu leiden und sie scheint glücklich zu sein! Also meinetwegen soll sie nur kämpfen lernen ....Mhhhm, Sie sieht bestimmt herrlich dabei aus'
Illidan stöhnte leise bei dem Bild das sein Dämon in seinen Kopf projezierte. Er stützte den Kopf in die Hände und schüttelte ihn kaum merklich um die unerwünschten Gedanken zu vertreiben.

Es war kurz vor Mitternacht und Meira lag völlig angezogen und hibbelig unter der Decke auf ihrem Lager. Jace ließ sich heute verdammt lange Zeit. Normalerweise tauchte er immer auf, sobald der Tempel ruhig wurde, doch heute war er spät.

Beinahe wäre Meira eingenickt, doch dann hörte sie endlich das vetraute knirschen der Tür, die zu den Geheimgängen innerhalb der dicken Mauern führte. In wenigen Sekunden war sie aufgesprungen und hindurch gehuscht. Die Tür schloss sich wieder und jemand drückte ihr ein Bündel in die Hand.

Jace hatte ihr erklärt, dass man ihre Energien noch Stunden nach dem Training an den Waffen sehen konnte, daher lagerten sie ihr Paar, das besonders klein und leicht war, in einer Niesche hier in den Gängen, von denen Illidan weder wusste noch überhaupt hinein gepasst hätte. Selbst Jace ging ein einigen Stellen seitwärts oder musste sich ducken um hindurch zu passen. Für Meira und ihre Kampfpartnerin war es kein Problem durch die Gänge zu huschen. Die Blutelfe, deren Augen zusammen mit Jaces die einzige Lichtquelle im Dunkeln der Gänge waren, war kaum größer als Meira und besonders zierlich für eine Jägerin. Ihr Name war Avi. Es war die junge Jägerin, deren Leben Meira gerettet hatte. Jace hatte sie gebeten beim Training zu helfen, da sie selbst noch schwach und untrainiert war und die Verletzungsgefahr für Meira so geringer ausfiel. Dankbar für ihre Rettung hatte sie natürlich sofort zugestimmt.

Sie erreichten die Trainingshalle und Jace schloss die Geheimtür hinter ihnen. "Illidan hat heute Abend ziemlich lange selbst trainiert, deswegen sind wir so spät!", erklärte er ihr, während er die Böcke mit den Waffen aufschloss, damit Avi sich ein paar Klingen herausnehmen konnte. Bald darauf war der stetige Klang von aufeinander treffenden Waffen zu hören. Zuerst hatte Jace die beiden Frauen jedoch durch den Raum gejagt um ihre Kondition zu trainieren und sie dann zu Kraftübungen genötigt. Eigentlich waren die Frauen danach schon müde, gerade Avi, die tagsüber ebenfalls trainierte. Aber wer ein Dämonenjäger sein wollte, der musste über seine Grenzen gehen können. Für Meira war es gut, dass die Jägerin erschöpft war, denn selbst jetzt war sie noch schneller und stärker und kaum zu händeln. Meira steckte Streich um Streich ein, Blut lief ihr von einem Cut am Oberarm bis in die Handflächen und machte die Gleven glitschig, sodass sie kaum mehr einen sinnvollen Angriff setzten konnte. Sie landete mal wieder auf dem Rücken und stieß einen frustrieten Laut aus, während die andere ihr die Klinge an die Kehle hielt und sie entschuldigend ansah. "Das war viel besser als beim letzten Mal!", lobte Jace, doch Meira schnaubte entnervt. Vielleicht hatte Illidan recht und sie war einfach nicht zum kämpfen geeignet.

Illidan unterdrückte die Wut, zumindestens versuchte er es. Wie vermutet war Meiras Zelle leer und die Wachen davor hatten keine Ahnung wie sie hinaus gekommen war. Sein Dämon zeterte unter der Oberfläche und wollte wissen wo sie war. Illidan ging es nicht anders. Ein seltsames Gefühl tobte durch seine Venen. Eine Mischung aus Sorge, Eifersucht und dem Gefühl, dass sie sich seiner Kontrolle entzog, obwohl sie es nicht durfte. Abgesehen von letzterem machten seine Emotionen keinen Sinn, also konzentrierte er sich auf das, was ihm sinnvoll erschien, sich über ihren Ungehorsam aufzuregen.
Er folgte der inneren Eingebung und schwang sich aus der nächst möglichen Öffnung im Mauerwerk. Im Sturzflug ließ er sich hinunter bis auf das Stockwerk in dem die Trainingshalle lag und landete möglichst lautlos. Er hörte schon von weitem das Klirren der aufeinander treffenden Gleven. Er hatte es gewusst.
Lautlos schlich er sich an und betrat dann mit einem lauten Knurren den Raum.

Meira rutschte das Herz in die Hose als sie Illidans riesige Gestalt im Durchgang zum hell erleuchteten Gang vor dem Trainingsraum sah. Jace und Avis Blicke glitten panisch zu ihr. Aber ihre Augen wurden groß und Illidans verengten sich. "Was macht ihr beiden mitten in der Nacht hier unten?", dröhnte seine Stimme verärgert durch die Halle, während er den Raum eroberte. Moment, 'ihr zwei'? Meira wunderte sich, denn als Illidan auf sie zu schritt, ließ er seinen Blick durch den Raum gleiten als suche er etwas. Er sah kurz Avi, dann Jace an, doch niemals sah er Meira direkt an. Sein Geruch stieg ihr in die Nase und benebelte ihre Sinne, es war als wöllte er sie anlocken. Als er an ihr vorbei schritt und sich weiter suchend umsah streifte sie er sie beinahe mit einem seiner Flügel und sie versuchte so lautlos wie es ging einen Schritt zurück zu gehen. Trotzdem hinterließen ihre Stiefeln einen kleinen dumpfen Laut. Illidan schnellte herum doch wieder sah er Meira nicht direkt an.

Jace hingegen ging lautstark einige Schritte auf Illidan zu, er schien es als erstes zu begreifen, denn er antwortete dem Fürsten der Illidari in betont gelassenem Tonfall "Avi fühlte sich den anderen Anwärteren gegenüber etwas im Nachteil, sie hat um extra Training gebeten um ihren Rückstand aufzuholen!" Wieder wurden die Augen der Jägerin groß, dann nickte sie geflissentlich: "Ihr sagtet doch, ein Jäger muss alles opfern, ich dachte Schlaf sei das mindeste,  auf das ich bereit sein muss zu verzichten, um besser zu werden." Damit nahm sie Illidan den Wind aus den Segeln. Er sah sie verdutzt an, dann schien sein Gehirn zu rattern. "Gut!", sagte er schließlich, dann verdüsterte sich sein Blick wieder, "Lobenswert!" Meiras Herz durchzog ein eisiger Stich, als er auf sie zu schritt und ihr Gesicht in seine Hand nahm. Es war eine furchtbar intime Geste und machte Meira fuchsig vor Eifersucht!

Jace trat in ihr Sichtfeld und warf ihr einen strengen, unauffälligen Blick über die Schulter zu, der mehr als deutlich sagte "Reiß dich am Riemen, er versucht nur zu provozieren". Meira atmete tief durch bis er die junge Illidari wieder los ließ und erneut sprach:  "Ihr helft besser suchen, das Menschenmädchen ist verschwunden!" Damit wandte er sich zum gehen. "Wie, verschwunden?", fragte Jace unschuldig, "Ihr lasst sie doch bewachen?" Daraufhin grummelte Illidan nur und Jace grinste hinter seinem Rücken verschmitzt "Sie kann sich ja schlecht unsichtbar machen und davon huschen!" Damit warf er einen verschwörerischen Blick in ihre grobe Richtung und Avi begriff endlich, als sie gingen. Die drei konnten sie im Moment nicht sehen.

Sie wartete, bis die Schritte der kleinen Gruppe verhallt waren, dann stahl sie sich zurück in den Geheimgänge und versuchte im Dunklen den Weg zu ihren Gemächern zu finden.

Stunden später, Illidan hatte mit einer kleinen Gruppe den gesamten Tempel durchstreift, kehrt er in ihre Gemächer zurück. Es war keine Überraschung, dass die Wachen behaupteten, es wäre nichts geschehen und trotzdem lag sie nun in ihrem Bett und schlief seelig. Jace Düsterweber stänkerte erneut indem er Illidans Aufmerksamkeit in Frage stellte. Doch Illidan wusste genau, dass er Recht hatte. Die Haare des Mädchens waren im Nacken noch nass vor Schweiß und an ihrem Oberarm zeichnete sich eine feine Linie ab an der ihre Energie Heilarbeit betrieb. Die Verletzung war frisch und außerdem hatte er ihren Geruch wahrgenommen. Unten in der Trainingshalle. Sie war dort gewesen und er würde schon herausfinden, wie sie sich vor ihm verborgen hatte und Jace würde für seinen Ungehorsam bezahlen! Sie beide würden es!

Stranded in Azeroth - IllidanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt