Wie ein Vogel im Käfig - Teil 2

36 1 2
                                    

Hallo Wölfchen!

Bei diesem Kapitel möchte ich mal etwas ausprobieren. Oben findet ihr ein Video mit Hintergrundmusik, die ich gehört habe, während ich das Kapitel geschrieben habe. 

Wenn euch das Konzept mit der Hintergrundmusik gefällt würde ich versuchen ab jetzt immer passende Musik einzufügen, daher würde ich mich über Feedback in den Kommentaren freuen!

Jetzt aber viel Spaß mit dem Chapter! <3


"Manchmal ist es sehr schwer die Dämonen im Inneren zu kontrollieren, sogar für mich.", erklärte er ihr, doch selbst in seinen Ohren klang es wie eine halbherzige Ausrede. 

Er hatte sich hinreißen lassen, überwältigt von etwas das er hasste - Emotionen. Auch Lust war eine von ihnen, und sie war sogar eine der stärksten und gefährlichsten. Zweimal in seinem Leben hatte sie ihn ins Unglück gestürzt, einmal begleitet von Liebe, das nächste Mal von Schmerz. Er durfte ihr nicht erliegen und es beeindruckte ihn, dass sie es geschafft hatte ihn in einem Moment von Schwäche in die Realität zurück zu holen. Auch wenn sie es nicht für ihn getan hatte, sie hatte ihn davon abgehalten einen großen Fehler zu begehen. 

Sie antwortete nicht und schluchzte nur leise. Sie hatte die beine angezogen und ihr Gesicht abgewendet. Er sah in ihrem Körper Wut hochkochen, aber der Schmerz war noch immer stärker. Die Lust lag wie Bodennebel darunter und sie kämpfte sie nieder. Er wusste nicht was er sagen sollte, doch die Wunde an ihrem Oberschenkel musste noch versorgt werden. Wie er das Aushalten sollte wusste er zwar nicht, denn so nahe am Zentrum dieses verstandraubenden Geruchs würde er sich in seinem Zustand kaum zurück halten können, aber er konnte sie nicht unversorgt lassen. "Dein Bein... wir müssen noch...". 

Zum ersten Mal in seinem über 10 Jahrtausende dauernden Leben schreckte Illidan tatsächlich vor einer Frau zurück. Als sie sich zu ihm herum drehte war Meiras Blick so wütend, so Hass erfüllt, dabei aber nicht annähernd so hysterisch wie Maiev es immer war. Ihre ganzer Körper sprühte vor Dämonenfeuer und plötzlich wirkte ihre gesammte Energie wie die eines Dämons. Er verstand nicht, was sie ihm an den Kopf warf aber sie wirkte gleichzeitig völlig außer sich und dennoch verstandgesteuert, dass es sogar seinen Dämonen vollkommen zum schweigen brachte. Sie schrie ihn einige Minuten an und er ließ es über sich ergehen, wandte den Blick nicht ab und verabscheute sich selbst dafür wie wichtig es ihm war, dass sie sich ernst genommen fühlte. Als sie sich langsam beruhigte und er das Gefühl hatte, dass sie ihn wieder bewusst sah tippte er sich an den Hals um sie zu erinnern, dass sie durch das Halsband mit ihm sprechen konnte. 

Er sah alle Kraft aus ihrem Blick weichen und sie sank in sich zusammen. Kurz blickte sie auf das Laken vor sich, dann hob sie die gesunde Hand an ihr Halsband: "Lass mich einfach sterben!" Selbst in seinem Kopf war ihre Stimme nur ein Flüstern, aber die Leere in ihrem Ton ließ es ihm eiskalt den Rücken hinunter laufen. 

Normalerweise hätte Illidan jemandem, der so etwas sagte dazu angehalten es auch zu tun. Schwäche würde ihm nicht helfen Azeroth zu retten. Aber bei Meira war es etwas anderes. Während sie sich wieder abwand, zusammengesunken auf der Bettkannte saß und den Steinboden anstarrte umrundete er sein Bett und kniete sich vor sie. Mit einer Hand hob er ihr Kinn an, doch sie schloss die Augen und verweigerte ihm einen Blick in ihre blinden Augen. Einzelne Tränen liefen ihr stumm übers Gesicht. "Ich will dich so etwas nicht mehr sagen hören!", erwiderte er ihr in dem ruhigen Tonfall, in dem Gefahr mit schwebte. Sein Dämon sprach durch ihn, doch Illidan selbst warnte sie. "Alle hier im Tempel kämpfen fürs Überleben, derer die nicht Kämpfen können, und wenn wir unser Leben geben, dann nicht, damit Humanoide wie du dieses Opfer mit Füßen treten und ihr Leben einfach wegwerfen!" Sie hob ihre Hand und berührte ihr Halsband kaum :"Ich kann aber nicht mehr eingesperrt leben." Sie rang nach Atem, weil die Tränen nun intensiver flossen "Nicht schon wieder. Ich sterbe lieber, als nocheinmal ein Vogel im Käfig zu sein..." 

Illidan hatte Mühe sich zu kontrollieren, denn sein Dämon explodiertebei dieser Aussage in seinem Inneren. Er selbst wurde an die schmerzliche Begebenheit erinnert, dass er Jahrtausende lang eingesperrt und nur wenige Schritte auf und ab gehen hatte können. Dass jemand ihr das und vielleicht noch Schlimmeres angetan hatte, brachte ihn an den Rand der Selbstbeherrschung. Dass ihr kleiner Körper vielleicht nicht mehr unberührt war... er verdrängte den Gedanken schnell und fasste einen törichten Entschluss. Seine Hand zitterte, als er mit dem Daumen die Tränen auffing, die über ihre Wange liefen. Kaum merklich kuschelte sie sich in die zärtliche Berührung und Illidan war sich sicher, dass er diesen Deal eingehen wollte, auch wenn es womöglich alles verändern konnte. 

"Ich kann dir die Freiheit nicht geben, die du dir wünscht." Meira schluchzte auf und Illidan kämpfte immer härter mit sich selbst und seinem Dämon. "Ich weis, es ist schwer, aber auch wenn du bewiesen hast, dass du stärker bist als ich dachte, für die Dämonen in diesem Tempel bist du ein stück Fleisch. Auch für Jace." Er ließ die letzten Worte einen Moment wirken. "Solange ich dich als mein Eigentum behalte, kann ich deine Sicherheit gewährleisten, solange du es selbst nicht kannst." Seine Worte beruhigten sie nicht, aber Illidan sprach unbeirrt weiter "Was ich aber kann, ist dir eine Aufgabe zu geben und im Gegenzug dafür eine Belohnung, wenn du sie erfüllst." Meiras Energien hatten sich bei dem Wort Aufgabe verändert. Sie sagte nichts, aber sie wurde aufmerksam. Illidan strich ihr erneut mit dem Daumen über die Wange und wählte seine Worte vorsichtig. "Ich brauche dich!" 

Kurz wartete er, bis er die Neugierde in ihren Energien wirbeln sah. Nur ganz sanft, aber sie war da. "Was du mit Avi gemacht hast, könnte einen echten Unterschied machen. Noch immer sterben genauso viele meiner Jäger in den ersten Wochen, wie überleben. Wenn du sie jedoch mit deiner einzigartigen Gabe stabilisierst, wie du es bei ihr gemacht hast, dann könnten es wesentlich mehr schaffen. Und umso mehr es sind, umso größer ist unsere Chance diesen Krieg tatsächlich zu gewinnen!" 

Endlich, endlich beruhigte sie sich und das tiefe, traurige Blau in ihren Energien begann sich zu verwehen. Mit noch immer geschlossenen Augen hob sie die Hand an ihr Halsband und fragte: "Und was bekomme ich dafür?" Illidan grinste. Das war schon eher die Meira, die er kannte. "Drei Dinge..." , versprach er, "Das erste ist Respekt. Ich verspreche dir, dich nicht länger wie ein Tier zu behandeln, sondern deine Aufgabe als so wichtig an zu erkennen, wie sie tatsächlich ist. " Enttäuschung, huschte durch Meiras Energiefeld und sie nickte stumm, das war scheinbar nicht ganz das was sie sich erhofft hatte. "Das zweite, was ich dir geben kann ist das hier:" er ließ ihr Gesicht los, stand auf und holte das Päckchen, das er mitgebracht hatte.

Stranded in Azeroth - IllidanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt