Rückzug

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Zuhause schmiss ich mich aufs Bett und fing an zu weinen. Es war alles so schrecklich! Erst verliebte ich mich neu in Nicholas, glaubte ich zumindest bis Raban wieder auftauchte. Alte Gefühle quollen wieder hoch und dann wird man auch noch fertig gemacht. Nicht nur von dem Ex, sondern auch von der Klasse nur weil man mit dem coolsten Typen der Schule zusammen rum geknutscht hatte. Ich wusste einfach nicht mehr was ich machen sollte. Wenn ich meinem Vater was davon erzählen würde und meine Mitschüler das raus bekamen, dann würden sie mich nur noch mehr fertig machen, jedoch würde ich keinem etwas sagen, würde ich nach einer Zeit daran kaputt gehen. Es war eine Zwickmühle, bei der aber das gleiche Ergebnis raus kam;es würde alles nur noch schlimmer werden. Ich war verloren... Was sollte ich bloß machen? Lange hielt ich das nicht mehr aus. Ich war alleine. Keinem konnte ich mich anvertrauen. Ich wurde in einen Abgrund gestoßen, der endlos war. Verdammt! Wann hörte das bloß auf? Ich konnte und wollte nicht mehr... Es war, als würde die Decke jeden Moment über mich einstürzen. Es war zu viel!

Da klopfte es an meiner Zimmertür. ,,Ronja? Es gibt Essen. Kommst du?" Mein Vater. Schnell wischte ich mir die Tränen weg und gab ein gequältes ,,Moment" von mir. Ich versuchte mich schnell zu beruhigen. Ich atmete tief ein und aus. Ich sah in meinen Wandspiegel um mich zu versichern, dass ich nicht noch zu verweint aussah und ging dann schließlich in die Küche zu meinem Vater. Es gab Spaghetti mit Tomatensoße. Normalerweise mein Lieblingsessen, aber irgendwie hatte ich gerade überhaupt keinen Hunger. Ich bohrte lustlos in den Nudeln rum. ,,Alles ok?", fragte mein Vater mich und ich zuckte mit den Schultern. ,,Joar geht wohl. Hab nur keinen Hunger.", antwortete ich dann schließlich. . Luke legte die Gabel weg. ,,Weißt du Ronja, das glaub ich dir nicht. Du bist in letzter Zeit öfters so...komisch...nachdenklich." Ich zuckte nur mit den Schultern ohne ihn dabei anzugucken. Mein Vater lehnte sich nach vorne und sagte mit kräftiger Stimme: ,,Nun sag doch endlich was los ist. Du kannst mit mir reden!" Ich ließ die Gabel fallen, stand rasch auf, sodass der Stuhl umfiel und lief wortlos aus dem Haus.

Er konnte mich nicht verstehen, selbst wenn er es wollte. Ich wollte nicht mit ihm über meinen Herzschmerz reden und schon gar nicht über die Probleme in der Schule. Er hatte sich doch so gefreut, dass ich auf dieser Schule noch einen Platz bekommen hatte. Die nächste wäre 7km entfernt. Natürlich könnte ich dann eine Busfahrkarte anfordern, aber selbst bei diesem kurzen Schulweg wird mir das zu stressig mit dem Busfahren, deshalb fuhr ich ja sooft mit dem Fahrrad.

Auch diesmal schnappte ich mir mein Fahrrad. Ich fuhr die Straße entlang. Schaden konnte es nicht, da ich diese Gegend eh noch zu wenig kannte. Ich entdeckte rechts von mir einen Wald und er zog mich förmlich an. Deshalb schob ich mein Fahrrad über die Wiese, da mein Fahrrad nicht Gelände tauglich war, bis zum Eingang des Waldes. Jedenfalls sah es aus wie ein Eingang, da ein Weg von dort direkt in den Wald führte. Ich legte mein Fahrrad in das hohe Gras und ging zu Fuß weiter. Ich folgte dem Weg tiefer in den Wald. Es war so schön hier. Man hörte nichts außer das Rascheln der Bäume und dem sanften gezwitscher der Vögel. Hier vergaß ich meine Sorgen für einen Moment, aber nach einer Zeit wo ich in den Wald lief, fiel mir wieder ein, warum ich eigentlich hier war; ich bin von Zuhause abgehauen. Und warum? Wegen dem ganzen Ausfragen meines Dads. Und warum konnte ich ihm das nicht sagen? Weil ich einfach nicht mit ihm darüber reden wollte. Es gab auch Sachen, die ihm nichts angehen! Hm...obwohl...Eigentlich ging ihn das was an, immerhin ist er mein Vater... Mir wurde das alles einfach zuviel.

Nach einiger Zeit war es mir zu langweilig einfach nur dem Weg zu folgen, deshalb bog ich nach links ab. Ich ging zwischen die Bäume hindurch und trat durch das Laub, welches auf dem matschigen Boden lag. Noch waren die Bäume ziemlich kahl und mein Pullover reichte gerade noch aus, um mich ein wenig zu wärmen. Es müsste nur ein kleiner Windstoß vorbei ziehen und ich würde ziemlich frösteln. Es wird ja erst bald Frühling. Leider hatte ich bei meinem schnellen Abgang keine Jacke mitgenommen. Nun musste ich ohne auskommen.

Das neue LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt