Flucht

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Ich sah ins Auto. Jimi machte das Fenster von der Beifahrerseite runter. Ich näherte mich dem Auto. ,,Hey." Ich nickte Jimi zu. ,,Hi Jimi." Er sah mich besorgt an. Diese Mine hatte ich eigentlich satt, aber bei ihm wirkte sie irgendwie anders... Ich wusste nicht wie anders, aber seine besorgte Mine störte mich nicht. Ich fand sie eher niedlich.

,,Was machst du hier alleine?" Ich seufzte. Es war verständlich, dass er sich Sorgen machte und es ungewöhnlich fand, dass ich hier alleine war. Sonst ging ich nur mit Cookie spazieren. Aber der Kleine musste nun wirklich genug leiden. Er musste ständig die heftigen Auseinandersetzungen mit mir und meinem Vater aushalten. Seine Ohren waren doch so empfindlich und allgemein reagierte Cookie sensibler als andere Hunde auf solche Streitereien. Er verzog sich immer.

Da fiel mir ein, dass Jimi mir eine Frage gestellt hatte. ,,Wenn du's genau wissen willst, bin ich von Zuhause abgehauen. Ich hatte einen heftigen Streit mit meinem Va...mit Luke." Irgendwie verweigerte mein Mund es, Luke meinen Vater zu nennen. Ein echter Vater hätte sich viel früher um seine Tochter gekümmert. Jimi sah nach vorn, dann wieder zu mir. ,,Wohin willst du?" Ich zuckte mit den Schultern und flüsterte: ,,So genau weiß ich das auch nicht. Ich will nur weg von ihm." Der Junge nickte. ,,Verstehe ich." Ich versuchte ihn nur etwas anzulächeln, aber es gelang mir nicht wirklich. Jimi beugte sich vor, machte die Beifahrertür auf und setzte sich wieder ans Steuer. ,,Wenn du willst, dann kannst du zu mir kommen." Ich lächelte leicht. Diesmal ehrlich. Abgesehen davon, dass ich eigentlich keine andere Möglichkeit hatte mit ihm zu gehen, so zog es mich auch an. Mein Kopf sagte nein, mein Verstand sagte ,,Geh nach Hause" aber mein Wille und mein Herz schrien; ,,Ja! Steig ein!" Somit stieg ich ins Auto, schloss die Autotür und schnallte mich an. Dann fuhr Jimi los. Wir schwiegen eine Weile. Ich sah mir die Inneneinrichtung des Autos an. Es war ziemlich modern. Mit einer Freisprechanlage, eingebautes Radio und Bluthoos.

,,Seit wann hast du einen Führerschein?", fragte ich dann, um die Stille etwas zu lösen. Er sah nur einen kurzen Augenblick zu mir rüber und dann wieder auf die Straße.

,,Wir haben uns lange nicht mehr gesprochen..." Ich nickte. ,,Ich hab kurz nach unserer...unserer letzten Auseinandersetzung eine Ablenkung benötigt. Was gibt es da sinnvolleres als Fahrstunden?" Ich nickte. Ja, unser letztes aufeinander treffen war ja nicht gerade reizend... Er schien mir verziehen zu haben, dass ich ihn damals ausgenutzt hatte. Es tat mir noch immer sehr leid.

Der Rest der Autofahrt verlief ruhig. Nach ca. 20 Minuten Fahrt fuhr Jimi auf ein Grundstück. Hier stand ein kleines, aber feines Haus. So wie es schien, wohnte Jimi hier.

,,Darf ich dir mein kleines Häuschen zeigen?" Ich nickte lächelnd. Wir stiegen aus dem Auto und gingen zur Haustür, die mein Begleiter sofort aufschloss. Wir kamen in einen schmalen Flur. Dieser enthielt mehrere Eingänge die auf der rechten und linken Seite verteilt waren. Wenn man schnurstracks weiter geradeaus ging, dann kam man bei einer Treppe an, die nach oben führte. Beim Eingang stand eine Gaderobe und ein Regal für Schuhe. Jimi hatte eine echt große Sammlung. Ich sah verschiedene Sneaker, Air Max, Vans und noch viele mehr. Jimi ging die erste Tür links hinein. Ich folgte ihm nachdem ich meine Schuhe ausgezogen hatte. Wir kamen in eine Art Esszimmer. Ein Tisch mit vier Stühlen stand hier und eine Küche war auch vorhanden. Dieser Raum war sehr schlicht gehalten. Alles in Holzoptik gehalten bis auf den Herd und der Ablagefläche darum.

,,Darf ich dir deine Jacke abnehmen oder ist dir kalt?", fragte Jimi mich lächelnd. Peinlich! Ich hatte gar nicht daran gedacht, dass ich meine Jacke noch anhatte. ,,Oh...Ja danke." Damit übergab ich ihm meine Jacke und er hing sie an die Gaderobe im schmalen Flur. Danach folgte ich ihm zur ersten Tür rechts. Hier handelte es sich augenscheinlich um ein Wohnzimmer. Er hatte eine Eckcouch mit einem niedrigen Tisch. Dieser war so hoch wie die Couch und wieder aus Holz mit einer Glasplatte. Die Couch bestand aus einem weichen Stoff. Von der Couch konnte man den Flachbild-Fernsehr sehr gut betrachten. Dieser war mit LSD Lichtern umgeben. Das gab abends bestimmt eine herrliche Atmosphäre.

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