Trauer

84 3 0
                                    

Liebe Leser,
Mir ist gerade eben erst aufgefallen, dass die Veröffentlichung letzte Woche wohl schief gelaufen ist. Deshalb kommen heute zur Entschädigung drei neue Kapitel. Viel Spaß beim Lesen :)

Ich starrte die Decke des Zimmers an. Das tat ich schon seit Tagen. In die Schule ging ich nicht. Auch nicht, als Jimi mir sagte, dass es nichts brachte zu schwänzen. Kontrollieren konnte er es aber eh nicht. Er musste die letzten Tage immer sehr früh weg, da er wieder dabei war ein Musikvideo zu drehen. Er war erst abends um 20 Uhr wieder Zuhause. Ich machte in der Zeit ein bisschen Haushalt und sorgte dafür, dass er was zu Essen hatte sobald er von der Arbeit wieder Zuhause war. Jimi wusste, dass ich nicht in die Schule ging, aber er tolerierte es nicht. Er gab mir auch keine Entschuldigung für die Schule. Er meinte, das müsse ich mit meinem Direktor selbst ausmachen. Dieser rief mich auch jeden Tag an, aber ich ging nicht ran. Obwohl ich ihm versprochen hatte Bescheid zu geben, sobald ich was Neues wusste, hatte ich es nicht getan. Luke lag im Koma und seine Chancen waren nur sehr gering. Durch seine Saufaktion hatte er eine schwere Vergiftung erlitten. Davor hatte er schon zu viel getrunken. Seine Nieren wurden schon angegriffen. Sein Herz war schwach. Innerlich wusste ich, dass ich Abschied nehmen musste. Er hatte wirklich nur eine sehr geringe Chance. Ich wollte aber nicht aufgeben. Ich glaubte an ihn! Ich musste an ihn glauben... Er konnte mich doch nicht jetzt schon verlassen! Ich hatte ihn doch gerade erst richtig kennengelernt.

Es war inzwischen 19 Uhr. Das Zimmer war schon dunkel und ich tastete mich zum Lichtschalter. Erst jetzt erleuchtete sich das Haus nach und nach. Andere hatten ihre Lichter schon seit zwei Stunden an. Ich bereitete einen Teig vor. Ich wollte Jimi heute Pancakes machen. Ich nahm mir seinen Laptop und suchte ein Rezept raus. Ich wog als erstes 150g Mehl ab. Dann kam noch ein halbes Päckchen Backpulver, eine Prise Salz und 300ml Milch hinzu. Für meinen eigenen Geschmack machte ich noch ein bisschen Zucker und Schokostreusel rein. Dann nahm ich mir eine Pfanne, erhitzte das Öl und machte die erste Kelle von dem Teig in die Pfanne. Zwischendurch deckte ich noch nach und nach den Tisch mit zwei Tellern und jeweils einer Gabel und Messer. Zu Pancakes nahm man normalerweise Ahornsirup...Ich nicht. Ich stellte Zimt und Zucker und Nutella auf den Tisch. Dann noch zwei Gläser und etwas zu trinken. Dann kam Jimi auch nach Hause. Im Flur hörte ich ihn schon sagen: ,,Hm hier riecht es aber gut. Mein Mädchen kocht also schon. ,,Daran könnte ich mich gewöhnen." Ich lächelte und drehte dabei den Pancake in der Pfanne um. Jimi umarmte mich von hinten und gab mir einen Kuss. ,,Na du.", sagte er mit seiner zaghaften Stimme. ,,Na. Wie war die Arbeit?" Er legte seine Tasche ins Wohnzimmer und kam dann wieder in die Küche zurück. ,,Totales Chaos. Zwei Schauspielerinnen kamen mal wieder zu spät, dann war ein Beleuchter kaputt, ich kam mit den Choreographien durcheinander...Und der Regisseur hat die Krise bekommen." Ich lachte. ,,Aber gefeuert hat er euch noch nicht?" Jimi schüttelte mit dem Kopf. ,,Nein. Das Projekt ist ja auch fast fertig. Morgen muss ich nochmal hin und dann sind wir fertig." Ich hatte gerade den letzten Pancake auf den Teller gelegt, als ich mich entsetzt zu ihm umdrehte. ,,Morgen? Morgen ist Samstag!" Ich stellte die Herdplatte aus und brachte den Teller zum Tisch. Jimi hatte sich inzwischen schon an den Tisch gesetzt und uns Trinken eingeschenkt. ,,Ja morgen. In der Musikbranche kann es auch mal zu Wochenendarbeiten kommen." Er nahm sich einen Pancake. Ich setzte mich an den Tisch und nahm mir ebenfalls einen. Dabei sagte ich: ,,Du weißt genau, dass wir morgen zum Krankenhaus wollten." Zack! Meine gute Laune war wieder weg. Sie war nur ganz kurz da. So schnell sie gekommen war, so schnell war sie auch wieder weg. Jimi wusste aber, wie wichtig es mir war Luke zu sehen. Jimi hatte in ihm schon alle Hoffnungen aufgegeben. Dies bestätigte er auch mit seinem nächsten Satz den er sprach: ,,Schatz, du solltest so langsam vielleicht einfach loslassen. Du hast doch selbst gehört was die Ärzte gesagt haben." Ich konterte: ,,Ja, sie haben gesagt, dass er geringe Chancen hat, aber nicht, dass er wirklich stirbt!" Ich streute Zimt und Zucker über meinen amerikanischen Pfannkuchen. Jimi seufzte nur. Er wusste genau, dass es keinen Sinn machte mit mir darüber zu diskutieren.

Das neue LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt