Als ich beim Sportplatz ankam, war noch keiner da. Kein Wunder, ich war auch eine halbe Stunde zu früh dran, aber auf eine längere Diskussion mit meinem Vater hatte ich keine Lust. Deshalb trainierte ich erst mal alleine. Ich dribbelte, schoss ein paar Tore und balancierte den Ball auf meinem Fuß, meine Beine, meinem Kopf und meine Arme. Auf meinem ganzen Körper eigentlich. Als ich den Ball gerade auf meinem Fuß balanciert und ins Tor geschossen hatte, hörte ich ein Klatschen hinter mir. ,,Nicht schlecht. Von dir kann ich wirklich noch was lernen." Nicholas kam auf mich zu. ,,Hey, du bist aber pünktlich. Sogar fünf Minuten zu früh.", entgegnete ich lächelnd. ,,Du ja auch. Wie lange bist du schon hier?", fragte er mich und mein Lächeln verschwand schnell wieder. Ich seufzte und antwortete: ,,Schon eine halbe Stunde. Ich hatte ein klein wenig Stress mit meinem Vater und wollte nicht länger bleiben." ,,Bist du etwa abgehauen?" ,,Nein, nein, aber ich brauchte halt ein wenig Ruhe. Ich freue mich aber, dass du jetzt da bist, denn alleine war es nach einiger Zeit auch langweilig." Er lächelte mich süß an. ,,Wenn irgendetwas ist, dann kannst du immer zu mir kommen. Mit mir kannst du über alles reden, selbst wenn es Mädchenprobleme sind." Dabei zwinkerte er mir zu. ,,Dankeschön. Das ist echt lieb von dir. Ich komme bestimmt mal drauf zurück." Wir lächelten uns an. Es war ein magischer Moment. Es war so, als würde ich meinen Blick nicht mehr abwenden können. Als hätte ich eine Starre...
Nach einiger Zeit fragte ich dann: ,,Also, wollen wir dann Fußball trainieren?" Nicholas nickte und zusammen machten wir uns an die Arbeit. In dreieinhalb Stunden war er schon fast besser als ich. Es machte wirklich Spaß mit ihm. In der letzten halben Stunden spielten wir noch ein Fußballspiel. Ich nahm ihm den Ball gerade ab. Ich zielte auf das Tor und wollte gerade schießen, da schnappte mir Niko das Leder weg. Er drehte einmal um und lief auf mein Tor zu. Da er zu langsam war, versuchte ich mir den Ball von hinten, mit dem Fuß, zu holen, jedoch drehte und wendete er sich immer wieder geschickt raus. Dann reichte es mir. Ich griff ihn einfach von hinten an. Ich sprang auf seinen Rücken und versuchte den Jungen zu stoppen.
,,Vergiss es, damit kommst du nicht durch!", rief Nicholas laut lachend. Ich lachte auch und erwiderte: ,,Na das werden wir noch sehen." Niko versuchte mich abzuschmeißen, aber es gelang ihm nicht. Ich klammerte mich richtig an seiner Schulter fest. Da ignorierte Nicholas den Ball einfach und nahm mich huckepack. Ich lachte und rief: ,,Hey, was wird das?" Bevor er antworten konnte, stolperte er und wir fielen auf den Boden. Ich landete noch relativ sanft, denn ich lag nach dem Sturz auf dem vorderen Oberkörper des Jungen. Wir sahen uns lange und tief in die Augen. Ich beugte mich mit meinem Gesicht genau über seins, damit Niko besser zu mir gucken konnte.
Wir kamen uns ganz nah. Halt! Was machte ich hier? Was geschah gerade? Ich konnte mich doch gar nicht so schnell neu verlieben...Zu spät... Ich spürte Nicholas' weiche, zarte und warme Lippen auf meinen. Eine Weile blieben wir so. Dann lösten wir uns voneinander. Danach sahen wir uns wieder an. Er lächelte so zuckersüß...
Ich stand schnell auf und half dann dem Jungen hoch. Leider wusste ich nicht, das wir beobachtet wurden.
Wir verabschiedeten uns und Jeder machte sich auf seinen Weg nach Hause. Ich war pünktlich um 7 Uhr Zuhause. Luke wartete schon mit dem Abendessen auf mich. Wir setzten uns gemeinsam an den Tisch und aßen Brot. Keiner sagte auch nur ein Wort. Selbst begrüßt hatten wir uns nicht... Am Ende hielt es Papa aber dann nicht aus. Er musste etwas sagen: ,,Und wie war der Tag?" ,,Gut.", antwortete ich knapp. ,,Geht das auch genauer?" Ich verdrehte die Augen. ,,Es war ein ganz toller Tag." Mein Vater schüttelte mit dem Kopf. ,,Du weißt genau wie ich das meine." ,,Nein. Wie meinst du es denn?", fragte ich genervt. ,,Kannst du auch mal normal mit mir reden?", fragte Luke mich etwas angesäuert. Das ging mir wieder gegen den Strich. ,,Hattest du vielleicht einen schlechten Tag, oder warum bist du so mies drauf?" Nun fing er sogar an mich anzubrüllen: ,,Nein, hatte ich nicht. Mir geht es nur auf die Nerven dass man mit dir in letzter Zeit nicht richtig reden kann!" ,,Wenn's dir nicht passt, wie ich mit dir rede, dann geh doch einfach!", brüllte ich zurück. Mein Gegenüber stand aufgebraust auf. ,,Wenn hier Jemand geht, dann du!!" ,,Schön!", schrie ich, stand auf und flüchtete in mein Zimmer. Ich knallte die Tür zu, so wie vorhin mit der Haustür.
,,Hier werden die Türen nicht geknallt!", rief mein Vater mir noch hinterher. Ich nahm mir meinen MP3-Player, steckte mir die Kopfhörer in die Ohren und machte meine Musik so laut, wie es nur ging. Ich legte mich auf mein Bett und schloss die Augen. Ich schaltete die Welt um mir komplett aus und flüchtete in meine Fantasywelt. Ich stellte mir alles besser vor...
,,Ronja! Du musst aufstehen, sonst kommst du zu spät zur Schule!", platzte Luke in mein Zimmer und machte gnadenlos das Licht an. Dann verschwand er wieder. Ich kniff die Augen zusammen und gab ein Brummen von mir. Dann rieb ich mir die Augen und blinzelte gegen das grelle und helle Licht an. Ich gab ein Seufzen von mir. Ich sollte also wieder durch die Hölle gehen. In die Schule, in der mich sowieso keiner mochte. Warum sollte ich noch dahin gehen? Ich hatte dort keine Freunde außer Nicholas.
,,Ronja, jetzt steh endlich auf!!", kam die laute Stimme von Luke aus der Küche. Ich komm ja schon. Bleib ruhig... Ich schwang meine Beine aus dem Bett und sah mich in meinem Zimmer um. Wie immer herrschte hier reines Chaos.
Ich schnappte mir meine Sachen und ging ins Bad. Ich sah auf meine Uhr. Halb 8... Sollte ich noch duschen? Ich könnte es schaffen, würde dann nur das Frühstück verpassen. So müsste ich wenigstens nicht wieder mit meinem Vater streiten. Also entschied ich mich fürs Duschen.
Ich brauchte 20 Minuten und kam dann aus dem Bad. Luke kam schon angedackelt. ,,Mensch Ronja, du kommst noch zu spät!" Ich verdrehte die Augen und sagte genervt: ,,Man, chill mal. Ich bin gleich soweit." Papa sah mich verdutzt an. Er war es nicht gewohnt, solche Worte aus meinem Mund zu hören. Wenn er mir aber auf die Nerven ging hatte er selber Schuld!
Ich nahm mir meinen Rucksack und ging an meinen Vater vorbei. Ich nahm mir mein Fahrrad und fuhr los. Genau beim Klingeln kam ich an. Ich schloss mein Rad ab und lief dann in die Schule.
Ich kam gerade noch an meiner Lehrerin vorbei, als sie die Tür schloss. Schnell setzte ich mich an meinen Platz. Wir hatten jetzt Biologie Unterricht. Es war so langweilig... Die 45 Minuten kamen mir wie Stunden vor... Ich war so froh als es endlich klingelte. Verdammt! Jetzt hatten wir noch eine Stunde Mathe und ich hatte die Hausaufgaben nicht. Naja, Augen zu und durch.
In Mathe saß ich nervös da. Ich hatte in letzter Zeit die Schule sehr schleifen gelassen. Meine Noten waren zurzeit nur durchschnittlich. Meistens kam auch eine 4 dazwischen. Einige Fünfen waren auch dabei.
,,Ok Schüler, ihr bekommt heute eure Mathearbeiten wieder. Sie sind recht gut ausgefallen, mit ein paar Ausnahmen." Ich schluckte. Die Arbeit hatte ich total vergessen! Unser Mathelerer ging rum und teilte sie aus. Als er bei mir ankam, hatte er keinen guten Gesichtsausdruck. Das bedeutete meistens bei ihm nichts Gutes. Ich sah mir meine Aufgaben an. Rot. Überall rot. Ich sah schon nichts anderes mehr... Ich blätterte um. Genau das Gleiche. Am Ende der Seite sah ich die Note. Eine dicke, fette 5. Sogar mit einem -. Wie sollte ich das bloß meinem Vater erklären? Das würde nur noch mehr Stress geben. Darauf hatte ich echt keine Lust!
In der Pause ging ich wieder zu Nicholas und dem Team. Wir spielten wie immer Fußball. In der Pause stand es 3:2 für meine Mannschaft. Ich ging zu meinem Platz und trank einen Schluck Wasser. Ich hörte hinter mir auf einmal eine bekannte Stimme. Ich konnte sie nicht richtig zuordnen. Es musste Jemand von den wilden Kerlen sein... Ich drehte mich um und erschrak. Was machte der denn hier? Der war doch auf der Schule in Grünwald! Als er mich sah, stockte er auch und blieb stehen. Wir sahen uns in die Augen. Es war nun schon etwas länger her das wir uns gesehen hatten und unsere Vergangenheit war einerseits schön, auf der anderen wiederum echt grausam... Raban

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Das neue Leben
FanficDie Fortsetzung von ,,Beziehungsstress und Familiengeheimnisse" Ronja ist nun bei ihrem Vater. Sie hatte ein neues Leben angefangen. Die ersten Tage in der neuen Schule waren nicht gerade die Besten und sie vermisste ihre Brüder und besonders Raban...