Betrug

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Die Tage bei meiner alten Familie vergingen wie im Flug. Samstagsvormittags brachte Leon mich dann mit Cookie und dessen Sachen nach Hause. Leon half mir nur die Sachen rein zu bringen und fuhr dann auch schon wieder da er noch für seine Prüfungen lernen musste. Das Lernen hatte er ziemlich vernachlässigt als ich da war.

Als ich Raban von Jimi erzählte konnte er ebenfalls nicht nachvollziehen, warum er so war und dass es ziemlich daneben und unangebracht war. Jimi hatte sich seither nicht mehr gemeldet... Ich war wirklich sehr enttäuscht von ihm und irgendwie hatte ich ein komisches Gefühl. Ich sah es aber auch nicht ein ihn als erster wieder anzuschreiben. Also herrschte Funkstille.

Ich brachte meine Tasche nach oben und erst da sah ich den zerbrochenen Spiegel wieder. Ich legte die Tasche auf die rechte Bettseite und setzte mich dann auf die Linke, direkt vor den Scherben. Was war bloß in mich gefahren? Ich hatte darauf immer noch keine Antwort. Ich konnte einfach nicht aufhören die Splitter anzusehen. Ich wusste, dass ich sie wegmachen musste bevor Jimi nach Hause kam. Die Stille war so laut. Man konnte es nicht beschreiben. Dafür gab es einfach keine Worte und nur die Personen die sowas spürten konnten es verstehen. Außenstehende, die diese Situation noch nie erlebt hatten konnten diesen Ausdruck nicht nachvollziehen. Aber von was für einer Situation sprach ich hier? Es gab doch gar keine konkrete, oder?

Ich beugte mich vor um eine Scherbe vom Spiegel aufzuheben. Dieser Scherbe sah man schon mehr an dass sie scharf und spitz war. Ich konnte nicht anders. Ich musste es ausprobieren. Ich zog meinen Ärmel vom linken Arm hoch und setzte die Scherbe an meinem Unterarm an und zog langsam aber fest. Erst bemerkte ich gar nichts, doch irgendwann schnitt sich das Objekt in die Haut hinein. Es war nicht wirklich die Neugierde, ob es nun stumpf oder spitz war, welche mich das machen ließ. Nein. Ich wollte das Gefühl wieder erlangen welches ich gefühlt hatte, als ich das Blut sah. Aus der Wunde trat das warme Blut aus und lief seitlich hinunter. Noch immer konnte ich das Gefühl nicht beschreiben, aber es tat mir gut. Blut war ein Zeichen von Leben, wobei das auch relativ war. Ein toter Mensch trug ja auch noch Blut in sich.

Ich setzte den Gegenstand noch ein zweites Mal, ein drittes Mal, ein viertes Mal an. Bei allen Versuchen zog ich es durch meine Haut und bei jedem Mal doller. Das Brennen kam erst später dazu. Aus allen Wunden floss die rote Flüssigkeit. Ich beobachtete wie es lief. Dass es dabei auf meine Hose tropfte störte mich zunächst nicht. Bis ich wieder erwachte.

Ich schüttelte meinen Kopf. Was tat ich hier? War ich verrückt geworden? Ich schmiss die Scherbe auf den Boden und stand vom Bett auf. Zitternd lief ich die Treppe hinunter und holte Handfeger und Schaufel. Damit ging ich wieder ins Zimmer und kehrte die Scherben zusammen. Bis ich kein Stück mehr sehen konnte. Dann ging ich die Treppe wieder runter und schmiss die Stücke in den Müll. Kurz darauf schnappte ich mir den Staubsauger und saugte die Stelle nochmal, damit ich auch sicher gehen konnte, dass alles entfernt wurde und sich keiner mehr verletzen konnte. Der Ärmel war bereits wieder von allein über meinen Arm gerutscht und man konnte die Blutflecken sehen. Ich schnappte mir eine Jogginghose vom Wäscheständer und ein Schlafoberteil und verschwand damit im Bad. Meine Hose und mein Oberteil wanderten in die Wäsche und nun ging ich erstmal ausgiebig duschen. Die Wunden brannten dabei und ich wusste nun wirklich nicht, warum ich das getan hatte. Unter der Dusche flossen ein paar Tränen, da ich mich einfach selbst nicht mehr verstand. Ich dachte, dass das Duschen mir dabei helfen würde wieder einen klaren Kopf zu bekommen, aber es half nicht.

Da ich wusste, dass ich mir nur noch mehr den Kopf darüber zerbrechen würde wenn ich in der Wohnung rumsitzen würde, zog ich mir eine Jacke über und schlüpfte mit meinen Puschelsocken in meine Schuhe. Dann schnappte ich mir Cookie und ging mit ihm raus. Cookie genoss es anscheinend wieder Spaziergänge mit mir zu unternehmen. Er lief freudig umher, schnupperte hier und da, markierte und war einfach wieder gut drauf. Er hechelte zufrieden und sah nicht mehr so betrübt aus. Er hatte vorhin auch schon wieder gegessen.

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