Kapitel 8

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Felicity.Wir standen außerhalb des National Aquariums und betrachteten das rießige Gebäude, dessen Architektur unglaublich schön war. Das Bauwerk war komplett verglast, sodass man das Innere des Hauses sehen konnte. Das zweite Gebäude rechts daneben hatte nur das Dach verglast, wo man sich eine Dschungel-Ausstellung ansehen konnte. Jetzt wo wir angekommen waren nach dieser nie endenden und nervigen Autofahrt, war ich froh, dass Harry entschieden hatte, hierher zu kommen. Ehrlich gesagt wäre ich total ausgeflippt, wenn ich so eine Möglichkeit verpasst hätte das alles zu sehen. Zuerst wollte ich ja nicht herkommen, doch jetzt, wo ich da war, war ich hypnotisiert und fasziniert. Harry stupste mich mit seinem Ellbogen an, damit ich ihn ansah. Ein kleines dummes Grinsen war auf seinem Gesicht, während er zwischen mir und dem Gebäude hin und her schaute. Er gab mir mein Ticket und führte mich aufgeregt hinein. Es gab so viel zu sehen. Wenn du durch die Tür gegangen bist, wurdest du sofort von einem Wasserfall umgeben von Pflanzen begrüßt. Als mein Blick den Felsen entlang schweifte, konnte ich die Decke über uns sehen, wo noch mehr Gewächs war. Ein ziehen an meinem Handgelenk befreite mich von meiner Art Trance und ich sah, dass es Harry war, der seine Hand um mich gelegt hatte. Ich folgte ihm in die Haupthalle, wo ein offenes Becken war. Wir sahen über das Geländer um die ganzen Haie und die verschiedenen Fische zu sehen, die direkt vor uns schwammen. Das ganze Gebäude war im Inneren offen, wodurch ich die Leute auf den Stockwerken über uns sehen konnte und es gab im ganzen Raum Brücken, über die man von Stockwerk zu Stockwerk gelangte. Neben dem offenen Tank gab es einen, der aussah wie ein Zylinder. Man konnte also vom Inneren des Tankes reingucken. Es war alles so unglaublich. "Wo fangen wir überhaupt an?", fragte ich, während ich zurück zu Harry sah. Er hielt eine Karte hoch und zog seine Augenbrauen zusammen, als er versuchte sie zu lesen. "Ich denke, es ist schon eine vorgegebene Route. Man geht einfach von einem Stock zum nächsten. Den Gang entlang gibt es auch eine Delfin Ausstellung und dort drüben eine über Australien. Was willst du machen? Die Entscheidung liegt bei dir." "Ich?" Verwirrt sah ich ihn an. "Aber es war doch deine Idee hierher zu kommen." "Ich weiß, ich weiß. Tut mir leid, dass ich dich hierher geschleppt habe. Aber trotzdem will ich, dass du entscheidest, was wir machen. Auch wenn es die ist, von hier zu verschwinden. Du hast die Wahl." "Wieso lässt du mich das machen?" Er machte einen Schritt auf mich zu und streckte seine Hand nach meiner aus. "Weil ich nicht denke, dass du das oft machst." Ich wollte meine Hand zurückziehen, doch er ließ seinen Griff sanft aber doch fest. "Sei nicht böse, wenn ich sowas sage, es ist nur eine Beobachtung. Aber es kommt halt so rüber, alsob du nicht viel machst, was du willst oder was dich glücklich macht. Vergiss, dass ich die Tickets gezahlt habe und alles andre. Wenn du gehen willst, gehen wir." Trotzdem war ich noch unsicher darüber, wieso er das tat. War er wirklich ehrlich mit mir oder war es irgendein Trick? Ich konnte es nicht wirklich sagen und langsam wurde es wirklich frustrierend. Ich wollte nicht gehen um ehrlich zu sein. Ich wollte eine Weile hier bleiben und mir dieses Aquarium angucken. Und wenn ich wirklich ehrlich mit mir selbst war, war es nicht mehr so wichtig so schnell wie möglich nach Kalifornien zu kommen, wie davor. Meine Ziele waren nach LA zu gehen um Colton zu sehen, aber nach gestern Nacht, hatte dies keine Eile. Als ich mich ins Bett gelegt hatte, hab ich über alles nachgedacht, was Harry gesagt hatte. Und ich denke, dass er Recht hatte. Diese Beziehung, die ich mit Colton führte, tat mir überhaupt nicht gut und ich brauchte vier Jahre um das zu erkennen. Vielleicht ist es wirklich an der Zeit, Dinge zu tun, die ich wirklich will. Dinge, die mich glücklich machen werden. Und ich musste wirklich damit aufhören allen gefallen zu wollen. Ich musste einige Sachen von Harry übernehmen und vielleicht würde ich mich dann selber finden. "Ich will nicht gehen.", sagte ich und schaute Harry an. Er lächelte mich an bevor er meine Hand wieder losließ. "Alles klar. Du bestimmst den Weg hier." Sein Lachen war ansteckend und ich fühlte, wie ich selber schon grinste. Das komische Gefühl machte sich in mir breit, dass ich selber entscheiden konnte, was wir machen. Noch nie habe ich so gefühlt und es war das erste Mal so zu fühlen, da ich wirklich etwas machte, was ich wollte ohne das es mir jemand sagte. Harry folgte mir runter zu der Unterwasseraussicht und dem Hai-Tank. Wir setzten uns zusammen auf eine Bank und beobachteten die Haie, wie sie hin und her schwammen. Harry zeigte immer wieder auf einen der Haie und fand etwas urkomisches, entweder wie der Hai aussah oder wie er schwamm. Er würde jedes Mal etwas zum Lachen finden und es würde mich jedes Mal zum Lachen bringen.

Wir machten uns auf zur zweiten Station und an den Grenzen des Stockwerks entlang. Das Thema dort waren Tiere und Kreaturen von den Bergen Marylands bis zu den Seen. Es gab mehrere Arten von Fischen, genauso wie Ochsenfrösche und einige Krabben. Harry piekste mich immer wieder in die Seite um mir etwas zu zeigen, was er lustig fand. Er erzählte mir auch was über die Tiere und versuchte diese nachzumachen, was richtig amüsant anzusehen war. Im dritten Stockwerk waren Tiere ausgestellt, die eine besondere Art und Weise hatten zu überleben, im vierten Stock gab es Tiere von der atlantischen und pazifischen Küste und im fünften Stock war eine Ausstellung über den Regenwald. Der letzte war definitiv mein Favorit! Harry ging total ab als ein Vogel genau über ihn drüber flog. Dieser Anblick war unbezahlbar! Er gab mir einen schockierten Blick, als er erfahren hatte, das Frösche giftig waren und er hatte genug von diesem Stockwerk, als er gelesen hatte, dass dort überall Taranteln rumkrochen. Er zog mich rüber zum Aufzug, wo wir auf einen anderen Fischtank trafen. Harry benahm sich wie ein kleines Kind als er darauf zu ging und seinen Vorderkopf an die Scheibe presste, genauso seine Handflächen. "Hast du diesen Fisch gesehen?" Ich musste lachen, während er immer noch in das Aquarium starrte. "Nein, weil ich mich nicht so gegen die Scheibe drücke." "Na dann, komm her." Er winkte mich mit einer Hand rüber und ich ging dazu. Wir beide standen da wie Idioten, als wir unsere Köpfe an das Glas drückten. Ich konnte spüren, wie die anderen Menschen alle in unsre Richtung guckten. Und das Ding war, es war mir komplette egal. Ich hatte Spaß und es war eine Art von Spaß, die ich schon lange nicht mehr hatte.

Schließlich schafften wir es noch zur australischen Ausstellung, wo Harry versuchte ein Krokodil zu imitieren. Seit wir keine Tickets für die Delfinshow hatten, saßen wir beim dem Unterwassersicht-Glas. Wir sahen den Delfinen dabei zu, wie sie aus dem Pool raussprangen und wieder eintauchten und im Wasser umher schwammen. Harry hatte wirklich eine gute Zeit, was ich mir schon dachte, da es ja seine Idee gewesen war. Ich hatte ebenfalls eine gute Zeit und für einen Augenblick hatte ich sogar LA vergessen. "Möchtest du etwas zu Mittag essen?", fragte Harry, während wir aus dem Aquarium gingen. "Klar. An was denkst du?" Er zuckte mit den Schultern und strich sich mit einer Hand durchs Haar. "Vielleicht ein Restaurant statt Fast Food?" "Einverstanden." "Ist hier irgendwo ein Steakhouse?" "Woher soll ich das denn wissen?" "Weis nicht. Dachte einfach mal, ich frag nach.", lachte er und holte sein Handy heraus. "Ich war noch nie in Maryland," sagte ich beim Einsteigen in das Auto. "Eigentlich, war ich noch nie raus aus New York außer einmal, als ich nach Florida gefahren bin." "Wirklich?" Ich nickte und er fuhr fort. "Also, dann müssen wir das Beste aus jeder Stadt machen, in der wir halten." "Jeder Stadt? Wie viele Städte planst du denn?" Ich zog eine Augenbraue hoch, während ich versuchte ein Grinsen zu unterdrücken. "Keine Ahnung. Vielleicht viele, vielleicht wenige." "Harry", stöhnte ich. "Was? Was daran ist so schlimm in ein paar Städten Halt zu machen?" "Wir kommen nie an bevor meine Ferien enden." Seine Hand griff nach meiner. "Felicity, du solltest damit aufhören alles zu kontrollieren, indem du alles planst. Lebe einfach den Moment." "Aber ich mag es nicht, wenn ich nicht weiß, was passieren wird. Es ist, als ob ich einen Raum laufen würde mit verbundenen Augen." "Stell die Gedanken ab und entspann dich. Und wenn du schon dabei ist, fang an, Sachen zu tun, die du wirklich willst und hör auf allen gefallen zu wollen."

"Du verstehst das nicht-" "Stimmt. Vielleicht verstehe ich es nicht", unterbrach er mich und drückte leicht meine Hand. "Aber wenn du rumsitzt und versuchst alles so zu machen, dass du jedem gefällst nur dir selbst nicht, verpasst du so viele Dinge. Da gibt es etwas, was mir mal ein Freund gesagt hat. 'In deinem Leben bist du entweder ein Passagier und ein Pilot, deine Entscheidung.' Du solltest dir das merken."

Er ließ meine Hand los und konzentrierte sich wieder auf die Straße und ließ mich darüber nachdenkend zurück. Bewegte ich mich einfach so im Leben oder hatte ich wirklich die Kontrolle darüber? War ich der Passagier oder der Pilot?

Road Trip (German Translation)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt