Kapitel 1

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»Komm schon. Was soll das?«, hallte eine wütende Stimme durch den Raum, doch ich zuckte bloß gleichgültig mit den Schultern. »Was denn?«, murmelte ich und schnappte mir ein Handtuch, um mir den Schweiß aus dem Nacken zu wischen. Das Adrenalin in meinem Körper drang noch immer extrem nach außen. Ich war zappelig und aufgewühlt. Das lag nicht bloß an meinem Körper, sondern auch an Gedanken, die mich nicht mehr losließen.

Mein Schädel brummte schon seit Tagen durch. Trotz alledem strengte ich mich an, versuchte nicht zu zeigen, wie es in mir aussah. Was wäre, wenn man es bemerkt? Brach man die ganze Aktion mit Martinez dann ab? Meine Labilität spürte nicht mal Aiden. Schauspielern war schon je her eines meiner Naturtalente. Ungeachtet dessen war es schwerer wie sonst.

Das rote Handtuch flog wieder auf den Stapel Matten neben mir und ich tänzelte erneut zu Tompson, dessen Atem laut durch den großen Raum hallte. Ich hielt ihn extrem auf Trab. Das spürte ich genau. »Wir sollten eine Pause machen, Alice!«, sprach er nüchtern, trat einen Schritt nach hinten und suchte etwas mehr Abstand zu mir. »Eine Pause? Warum eine Pause? Wolltest du mir nicht noch was beibringen?«, schnalzte ich mit der Zunge. »Ich dachte du wärst ein Gegner für mich.« Diese Worte kotzten Aiden an und er verdrehte genervt die Augen. »Du weißt ganz genau, dass ich dich nicht so anpackte, wie die Jungs.« Sollte er nicht, doch er hielt sich viel zu sehr zurück.

»Und was habe ich dir gesagt? Was bringt mir das, wenn du mich mit Samthandschuhen anfasst? Ich soll doch was lernen. Dort wird auch keiner Acht auf mich nehmen. Also stelle dich nicht so an.« Seit Tagen sprachen wir kaum noch miteinander. Das waren nach einer ganzen Weile die ersten Worte, die wir überhaupt miteinander wechselten. Nach der Abfuhr, die mir Aiden verpasste, suchte ich nicht wieder seine Nähe. Es machte mich zwar verrückt, aber ich hatte auch meinen Stolz. Meine Gefühle überspielte ich in seiner Nähe ziemlich gut. Nur wenn ich allein in meinem Zimmer hockte, fühlte ich mich richtig beschissen und das sah man mir auch an. Trotz alledem musste ich mich am Riemen reißen. Ich hatte etwas vor und wenn McCain, der Freund meiner Schwester, bemerkte, dass ich nicht klar im Kopf war, brach er die Sache definitiv ab. Dabei musste ich ihm Simon Martinez ausliefern. Für jeden von uns. Damit wir ganz normal aus dem Haus gehen konnten.

Sogar meine Sis Jasmin bekam langsam eine Macke in der Villa. Immer öfter ging sie in den großen Garten hinter dem Haus, um wenigstens etwas Abwechslung zu haben. Sie nahm oft die kleine Luisa, Damians Schwester, mit und meine Hündin Bella, die schon richtig groß geworden war. Auch Jasmins Babybauch wuchs und wuchs. Ihre Launen hatten sich sogar wieder etwas gebessert, auch wenn es sie ankotzte, dass sie noch immer keine Ahnung hatte, was es genau wurde.

Das Kleine wollte sich einfach nicht drehen und die Ärztin, die nun immer öfter in die Villa kam, teilte nie etwas Neues mit. Nur, dass alles soweit in Ordnung war. »Ich muss es doch nicht übertreiben oder willst du, dass ich dir die Nase breche? Du hast schon genug blaue Flecke«, riss mich Aiden wieder ins Hier und Jetzt. Das stimmte allerdings. Ich hatte sie von ihm. Das lag daran, dass er sich zurücknahm, ich ihn überrumpelte und so hart im Nahkampf angriff, dass er gar keine andere Möglichkeit besaß, sich zu wehren. Aber ich stand das durch. Ich war kein kleines Kind.

»Ich musste schon viel mehr wegstecken. Also mach schon« und ich hob meine Fäuste vor mein Gesicht, doch Aiden seufzte bloß laut auf. »Wird das nun immer so laufen? Willst du unbedingt, dass wir uns auf die Fresse hauen, oder was?«, platzte es plötzlich lautstark aus ihm heraus und nach seinen Worten versteifte ich mich auf Anhieb. »Warum? Was hast du denn gedacht? Dass alles so weiterläuft wie bisher? Du wolltest mich doch ignorieren. Soll ich dann hier auf Knien angebettelt kommen oder dich anschmachten?«

Er vergaß nämlich eine Kleinigkeit. Selbstverständlich war mir Aiden extrem wichtig, doch ich konnte so nicht weitermachen. Er hielt ständig Abstand und das bekam auch jeder im Haus mit. Anders konnte ich mich nicht schützen. Außerdem tat es echt gut. Meine aufgestaute Wut konnte ich somit an ihm auslassen. Einzelne Spuren auf seinem trainierten Körper konnte man aus diesem Grund von mir erkennen. Trotzdem verdiente er es. Er hatte mich mit seiner Abfuhr tief verletzt. Sollte er halt auf dieser Art dafür büßen.

Dark Attraction II - Hold Tight (WIRD BEARBEITET)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt