Erschöpft ließ ich meinen Kopf auf den frischen Boden fallen und meinen Tränen freien Lauf. Scheiße. Auf was habe ich mich da eigentlich eingelassen? Was werde ich Aiden sagen? Was Zac? Oder gar meiner Schwester? Ich wusste nicht mehr was ich machen sollte. Lieber von hier verschwinden und zurück in die Villa der Jungs gehen? Das wäre eigentlich das Beste. Ich musste unbedingt von diesem Ort weg, aber erneut drangen meine eigenen Worte in mein Ohr. »Ich bin stark genug.« Bin ich das tatsächlich? Da wäre ich jedoch nie davon ausgegangen, dass so etwas passierte.
Ungeachtet dessen musste ich die Bilder aus meinem Hirn kriegen. Außerdem konnte ich meine Gedanken sowieso nicht ordnen. Ich stand komplett neben mir. Die Trance ließ noch immer nicht von mir ab. Kein Bisschen. Plötzlich hörte ich etwas. Waren das Schuhe? Half mir jemand? Hatte mich wer gefunden? Da war dieses Klacken auf den Fliesen. Jemand der sich anschließend nach unten beugte. Etwas Rotes machte sich vor meiner verschwommenen Sicht breit. Zugleich erkannte ich die Person. »Komm hoch!« Es war Trixie. Eines der Mädchen.
Sie half mir nach oben, obwohl ich kaum noch laufen konnte. »Wie spät ist es?«, war das Einzige, was aus meinem Mund kam. Ich wollte wissen, wie lang ich hier lag, weil ich Raum und Zeit vergaß. Sogar meine Haut war aufgeweicht, weil ich eine halbe Ewigkeit nackt im Nassen lag. »Es ist gleich Mitternacht!« Was? Was war mit Zac? Machte er sich Sorgen? Bestimmt. Wo waren meine Sachen? Wo mein Handy? Erneut hörte ich Trixie, die mich nun in ein Handtuch wickelte. »Ich muss nach Hause!«, schluchzte ich, doch sie zog mich in einen Raum, den ich nicht kannte. Darin befanden sich ein paar Poster und ein ordentlich gemachtes Bett. »Was ist das?«, bebte meine Unterlippe.
»Ich wohne hier!«, antwortete sie und ich entdeckte meine Klamotten ordentlich zusammengelegt. Als ich mit zitternden Fingern meine Tasche öffnete, war alles noch an Ort und Stelle. Mein Handy. Sogar die Uhr, die ich eigentlich um mein Handgelenk tragen sollte. Doch ich konnte ja schlecht mit ihr in diesen komischen Raum gehen und hatte sie zuvor abgelegt. Nun saß ich hier und wusste genau, dass Jacob mitbekam, was ich gleich von mir gab.
Ich war so verdammt durcheinander. Das alles war verrückt. Die ganze Sache war es. Nun auch noch das. Doch Trixie tat so, als wäre nie etwas gewesen. Sie gab mit lediglich eine Tasse Kaffee und sagte anschließend: »Hier etwas Warmes. Wenn du willst, kannst du dich lang machen und ein paar Stunden schlafen.« Das klang gut, aber ich wusste, dass funktionierte nicht einfach so.
»Wo ist Zac?«, fragte ich stattdessen und die Rothaarige schnappte sich mein Handy. Ich nahm es ihr nicht weg. Dafür war ich zu schwach. Binnen weniger Sekunden zeigte sie mir lediglich eine Nachricht, die ich natürlich niemals zuvor schrieb. »Simon hat ihm von dir aus getextet, dass du mal ein paar Tage Ruhe brauchst.« Was mich nur wunderte, dass Zac tatsächlich das glaubte und mir antwortete, ich könne mich mal richtig auspennen und mich melden, wenn ich wieder fit war. Sollte ich erleichtert sein, dass er kein Problem für seinen Bruder darstellte, oder sollte es mich ankotzen, dass er glaubte alles sei in Ordnung? Ich wusste es nicht. Ungeachtet dessen sendete ich die angebliche Nachricht schon vor einer Weile.
»War er hier gewesen?«, fragte ich Trixie, die gleich wusste, wen ich meinte. »Zac war nicht da. Ich gehe davon aus, dass er auch nicht weiß, dass du hier steckst« und sie nahm mir wieder die Tasse aus der Hand. »Irgendwann wird es besser! Glaub mir!« Was war das denn für eine bescheuerte Aussage? Ihr Ernst? Glaubte sie wirklich daran? Im Moment war ich eher in einem Loch und dachte nicht daran, dass es besser werden konnte. Möglicherweise musste ich nun auch den Rest meiner letzten Tage in diesem beschissenen Club verbringen, doch es kam anders wie gedacht.
In dieser Nacht ließ man mich in Ruhe. Sogar Simon scherte sich einen Scheißdreck, wie es mir ging. Erst am nächsten Tag tauchte er wieder auf. Jedoch mit extremen Augenringen. Er klopfte nicht an die Tür von Trixie, sondern stürmte hinein und holte mich ohne ein Wort nach draußen. Selbstverständlich versteifte ich mich auf Anhieb. Augenblicklich brannten Tränen in meinen Augen und ich stand kurz davor zu heulen. Das bemerkte auch Simon, der mich mit in eine voll eingerichtete Küche schleifte. Ich wusste, dass man hier auch Essen zubereitete. Extra für die Kunden, die auftauchten, doch das war nicht mein Gebiet. Dort hatte ich nämlich nichts zu suchen.
DU LIEST GERADE
Dark Attraction II - Hold Tight (WIRD BEARBEITET)
ActionAlles steht Kopf in Alice' Leben. Die junge Frau, die vor Monaten noch nicht einmal wusste, in was für eine Klemme ihre Schwester steckt, lebt nun in einer Welt, in der Gewalt und Mord an oberster Stelle stehen. Bisher wurde sie sicher davon fernge...