Kapitel 21

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Ich konnte es gar nicht fassen. Aber ich wusste auch so, dass Tyler mich nicht belog. Ich sah es in seinen Augen. Diese Panik, die er nun gekonnt überspiele. Gerade, als ich einen Schritt nach vorn setzen wollte, rannte ich aber auch schon fast jemanden um. Eine Person, die durch den Gang hetzte. Nur binnen weniger Sekunden sah ich dann auch schon, um wen es sich handelte. Es war Zac. »Was machst du denn hier?«, sprach ich laut und er kam schlitternd zum Stehen, fuhr herum und überrannte mich fast selbst.

Zielgerichtet schnappte er sich meine Hand. »Du musst mitkommen. Wir müssen hier weg.« Flüchtig fuhr sein Blick zu Ty, der ihn sofort verstand. »Vergiss es!«, sagte ich kopfschüttelnd. »Warum soll ich denn hier weg?« Seine braunen Augen huschten immer wieder umher, als wäre der Teufel hinter ihm her. »Mein Bruder ist es. Er hat mich gerade angerufen. Er kommt her. Ich will nicht, dass ihr euch begegnet.« Die Panik stand in seinen Augen, was mich natürlich innerlich selbst nervös machte, doch ich versuchte dieses Gefühl wegzuschieben.

»Mensch. Was soll denn das alles? Wollt ihr mir Angst machen oder was?« Ungeachtet dessen wusste ich, dass ich womöglich lieber die Beine in die Hand nehmen sollte. Normalerweise hätte ich das auch getan, doch ich konnte nicht anders. Ich musste bleiben. Es würde schon nichts schief gehen. Nicht heute. Da war ich mir sicher, auch wenn ich ein mulmiges Gefühl hatte. »Wenn er herkommt, weil er neugierig auf dich ist, ist das kein gutes Zeichen«, versuchte er es nun so, aber ich legte ihm beruhigend meine Hand auf den Unterarm und sagte in einem etwas stärkeren Ton, um meine Unsicherheit zu überspielen: »Es ist alles okay. Wirklich. Mache dir keine Gedanken um mich. Alles ist gut. Und wenn dein Bruder herkommt, dann soll er das machen. Hast du das gehört?«

Im letzten Satz ließ ich schließlich meine Hand auf seine Schulter sinken und schüttelte ihn kurz, da sein Blick hinter mich ins Leere schweifte. »Ich bin ein großes Mädchen. Was hast du denn gedacht, was wir nun tun werden? Weglaufen? Und dann? Du sagst, dass er gefährlich ist... Das heißt nur, dass er, wenn er das will, mich auch so wiederfindet und glaubst du nicht, dass es besser so ist, nicht wegzulaufen, anstatt ihn sinnlos sauer zu machen? Das stachelt ihn doch bloß noch mehr an, oder?« Die Frage war an beide gerichtet. »Da hat sie allerdings nicht ganz Unrecht«, stellte sich nun Tyler zwischen uns und stieß Zac etwas nach hinten. »Hörst du? Es stimmt was sie sagt!« Dieser schüttelte nun kurz seinen Kopf und braune Augen fuhren erst zu ihm, schließlich zu mir. 

»Klar stimmt das, aber... Ach das ist doch alles scheiße. Ich habe nicht daran... Ich bin einfach nicht davon ausgegangen, dass er so ein extremes Interesse hegt, was dich betrifft.« Er schien tatsächlich überrascht zu sein. »Ich habe es dir aber gesagt«, murrte Ty und biss sich auf die Unterlippe. »Ich wusste es. Du hast doch nicht geglaubt, dass du auf Abstand zu ihm gehen kannst. Früher oder später hätte er sowieso wieder den Kontakt zu dir gesucht. Wenn du auch noch so dämlich bist und herkommst... Ich konnte mir das denken, dass es nicht lange dauert.« 

Sofort plusterte sich Zac auf. Seine breite Brust erhob sich und die Hände verformten sich zu Fäusten. »Willst du mir jetzt sagen, dass ich selbst dran schuld bin? Du hättest auch einfach nur deine Fresse halten können, was sie betrifft! Du musst nicht wegen jedem Scheiß zu ihm rennen.« Allerdings verstand ich auch Ty. Wenn Simon so schlimm war, konnte er schlecht etwas verheimlichen. »Willst du mich verarschen?«, knurrte Tyler und erinnerte mich mit seiner Art und Weise wieder extrem an Aiden, was mich innehalten ließ. Definitiv waren die zwei verwandt. Da gab ich Brief und Siegel dafür. 

Trotz alledem brachte es auch nichts, dass die sie sich nun auch noch stritten. Dadurch würde Martinez trotzdem nicht verschwinden. »Du hast sie doch mit hergebracht.« In dem Moment sah ich schon seine Hände nach vorn wandern. Er wollte Zac nach hinten stoßen, da dieser sich so sehr vor ihm aufbäumte. Auf der Stelle riss ich den niedlichen Collegboy deswegen gleich weiter zu mir und maulte: »Mensch. Jetzt reißt euch doch endlich mal zusammen. Was soll das denn jetzt? Damit macht ihr die Sache auch nicht besser. Es wäre nett, wenn wir alle etwas herunterkommen und einfach nur tief Luft holen.« Somit versuchte ich Zac und Tyler irgendwie zu beruhigen. Mehr war mir auch nicht möglich. Außer das. Immerhin konnte keiner etwas an der jetzigen Situation ändern. Ich wollte es auch nicht, denn es hieß somit, ich würde näher an ihn herankommen. An Simon Martinez.

Dark Attraction II - Hold Tight (WIRD BEARBEITET)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt