Kapitel 19

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Es war doch schwerer, wie angenommen. Ich konnte meine kompletten Gefühle kaum noch kontrollieren. Shit. Jedoch musste ich diese eine Sache irgendwann sicher tun, falls ich Zacs Vertrauen komplett gewinnen wollte. Ich muss Aiden vergessen. Schlussendlich kamen wir vor meiner Wohnung an. Zac blieb allerdings sitzen, aber schaute mich aufmunternd an. »Alles okay zwischen uns?«, fragte ich nach und er antwortete auf Anhieb: »Natürlich! Zwischen uns ist alles in Ordnung. Du machst dir einfach nur zu viele Gedanken, Alice!«

Seine Finger streiften gezielt über meine Wange. Dabei schaute er mich aufmunternd an. Ich machte mir tatsächlich Sorgen, dass ich nun alles versaut hatte. Ungeachtet dessen schien er ganz anders zu denken. Das war wirklich gut. Somit hatte ich Luft. Ich brauchte die irgendwie. Ich war noch nicht mal richtig von den Jungs weg, da stürzte ich mich schon in die Arme eines Fremden, den ich ausspionieren wollte, weil ich zu seinem Bruder musste. Dabei hatte ich mich kaum um mich selbst gekümmert. Außerdem war ich echt im Arsch.

»Wir sehen uns morgen«, murmelte ich, umklammerte seine Finger und senkte den Kopf. Im selben Augenblick setzte er auch schon seine Lippen auf meine. Der Kuss war liebevoll, kurz und zeigte, dass er in uns Vertrauen hatte. Im Anschluss stieg ich aus dem Wagen und zog meinen Wohnungsschlüssel aus der Jeans. Als der Motor aufheulte winkte ich ihm noch einmal zu. Dann verschwand er rückwärts aus der Gasse. Ich hingegen seufzte leise auf.

Augenblicklich hörte man ein leises Klicken und schon stand die Haustür offen. Eigentlich war das totaler Schwachsinn. Normalerweise konnte man mit Leichtigkeit dieses Brett eintreten. Jedoch fühlten sich die meisten Leute sicherer, wenn man alles verriegelte. Kurz holte ich tief Luft, schaltete das Licht ein, was matt erleuchtete. Die erste Birne, unten bei den Briefkästen, schien kaputt zu sein. Aus diesem Grund hielt sich die Sicht eher in Grenzen, weswegen ich mein Handy aus der Jacke zog und mir dort die Taschenlampe anmachte. Nach Post brauchte ich sowieso nicht schauen. Das war eh alles nur zum Schein. Und wenn dann wäre darin auch nur Werbung oder irgendwelcher Mist, den man sowieso gleich in die Tonne warf.

Mit schweren Schritten lief ich im Anschluss lautlos die Stufen nach oben. Sogar das Paar, was sich sonst immer stritt, hörte dieses Mal nicht und war ruhig. Sicher lag es an der Uhrzeit. Ich wollte gar nicht wissen, wie spät es genau war. Schnaufend kam ich schließlich oben vor meiner Wohnungstür an. Alles war wie ausgestorben und die Ruhe fühlte sich zwar auf der einen Seite nicht unangenehm an, aber andererseits auch nicht wirklich beruhigend. Mir fehlten die Jungs um mich herum. Auch als Aiden sich von mir entfernte, war da noch Jacob, der sicher wusste, dass ich nun wieder in meine vier Wände ging.

Seufzend warf ich meine Jacke an die Garderobe und auch meine Tasche fand ihren Platz an einen der Hacken. Bevor ich mich allerdings noch umsah, lief ich müde ins Badezimmer. Ohne auf meine weitere Umgebung zu achten und auch nicht auf die Kameras, zog ich mir die Klamotten vom Leib. In diesem Augenblick ging es mir am Allerwertesten vorbei, ob Jacob oder ein anderer der Jungs mich sah. Egal. Ich war einfach nur schlagartig extrem im Arsch. Die Nacht war wirklich beschissen gewesen. Ich schlief kaum und nun auch noch der Alkohol, der an meinen Knochen zerrte. Verdammte Kacke.

Zugleich trat ich in die Dusche hinein. Zum Glück, auch wenn die Wohnung nicht die beste war, sahen die Fliesen sauber aus und kein Schimmel befand sich in den Fugen. Auch das Wasser war heiß, als ich es aufdrehte. Laut stöhnte ich auf, schloss die Lider und streckte das Gesicht in den Strahl. Tropfen perlten von meinem Kinn.

Warum war mein Leben nur so kompliziert geworden? Ich hätte zurückfliegen können, doch den Gedanken konnte ich nicht ertragen, wenn ich in L.A. sitzen würde und Jasmin hier in Gefahr war. Nicht nur das, sondern auch ihr Baby. Ein Baby. Ein leichtes Lächeln huschte sofort über meine Lippen, als ich daran dachte. Ich freute mich schon wahnsinnig darauf endlich Tante zu werden. Erst recht war ich extrem neugierig und gespannt, wann ich diesen einen Anruf von meiner Schwester bekam. Dann, wenn sie endlich wusste, ob es ein Junge oder Mädchen wurde und sich dieser kleine Schlingel endlich herumdrehte und sein Geschlecht nicht die ganze Zeit versteckte. Erst recht freute ich mich darauf diesen kleinen Wurm endlich halten zu können.

Dark Attraction II - Hold Tight (WIRD BEARBEITET)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt