Kapitel 3

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Ich wollte fliehen. Vor ihm. Eigentlich. Zumindest wäre es das Beste gewesen, aber um ehrlich zu sein, musste ich nicht nur endlich etwas essen, sondern es war auch ganz gut, wenn er sich wenigstens einigermaßen normal verhielt. Er schluckte, spürte selbst, dass wir nun ungestört waren und drehte sich leicht zu mir herum. Dabei fragte er mich: »Willst du Majo drauf?« Ich nickte und schaute ihm dabei zu, wie er das Weißbrot bestrich.

Sofort knurrte mein Magen so laut auf, dass sogar er es mitbekam, obwohl er in einigen Metern Entfernung stand. Ich beschloss mich dann zögerlich zu erheben, würgte den Kloß in meinem Hals herunter und schritt langsam auf ihn zu. Meine Beine fühlten sich wie Pudding an. Ich hatte keine Ahnung weswegen. Lag es daran, dass es mir noch immer nicht allzu gut ging oder an Aiden, weil ich näher zu ihm stieß? Ich wusste es nicht. Bei ihm angekommen, drehte er sich nicht zu mir, sondern werkelte weiter herum. Nebenbei setzte er noch zwei große Töpfe mit Wasser an. Einen für Nudeln und den anderen für einen kleinen Sack Kartoffeln. Ich würde mich definitiv für den Kartoffelauflauf entscheiden.

Selbstverständlich war ich gespannt, wie er diesen zubereitete. Neugierig schaute ich Aiden aber erst einmal dabei zu, wie er mein Sandwich fertigmachte. Im Anschluss holte er einen Teller heraus und schob es auf der Küchenzeile zu mir. »Danke!«, murmelte ich leise, drehte mich herum und zog mich auf die Arbeitsplatte. Schließlich schnappte ich mir meinen Teller und legte ihn auf meinem Schoß ab. Meine Finger zitterten leicht, als ich das Sandwich in die Hände nahm und eilig hineinbiss. Aiden ließ mich dabei nicht aus den Augen. »Es stimmt was Melone sagt. Du musst unbedingt etwas essen«, hörte ich nebenbei.

Ungeachtet dessen konzentrierte ich mich eher auf mein Sandwich. Darüber hinaus verschluckte ich mich noch, weil ich es gierig herunterschlang. »Mach doch langsam«, äußerte sich Aiden laut, als ich begann immer wieder zu husten. Er kam mit einem Glas Wasser auf mich zu und nahm den Teller von meinen nackten Schenkeln, damit er nicht herunterfiel. Sofort bekam ich bei seiner Berührung eine extreme Gänsehaut. Verdammt. Warum musste mich mein Körper bloß verraten? Aiden tat jedoch so, als hätte er es nicht bemerkt. Trotz alledem wusste ich, dass er es definitiv sah. Dafür lagen seine grünen Augen zu sehr auf meinem Körper. »Du musst echt langsamer machen«, murmelte er erneut und hielt mir etwas zu trinken hin, was ich dankend annahm.

In einem Zug kippte ich das Wasser nach hinten und hielt ihm das Glas wieder entgegen, doch er ergriff es erst nicht, sondern schaute auf meinen Mundwinkel. Ich schluckte schwer. Wusste nicht, was das nun zu bedeuten hatte, aber er nahm es mir ziemlich schnell ab. Prompt stand er ganz nahe vor mir, streckte seine Hand aus und strich mit seinem Daumen über meine Unterlippe.

Geradewegs erkannte ich etwas Majo auf seinem Finger, den er ohne Vorwarnung einfach in seinen Mund steckte und ablenkte. Schließlich sahen mich seine stechend grünen Augen an. Irgendetwas funkelte darin. Das erkannte ich genau. Auf der anderen Seite legte sich wiederum etwas auf sein Gesicht, was aussah wie Trauer. Ungeachtet dessen wich er meinem Blick nicht aus, sondern ergriff eine braune Strähne meines Haares, die aus meinem Dutt gerutscht war. Er zwirbelte sie. Noch mehr Gänsehaut machte sich auf meinem Körper breit und nun tat mein Magen nicht mehr weh, sondern kribbelte extrem. Das lag nur an ihm. An Aiden. Er war es, der so etwas in mir hervorrief. Doch warum machte er das? Weswegen? Das war ein Widerspruch in sich und das wusste er genau.

Immer wieder starrte er mir in die Augen. Anschließend auf meine Lippen. Seine teilten sich etwas. Es wirkte, als wüsste er selbst nicht, was er tun sollte. Ich wusste: Aiden will mich eindeutig küssen. Sollte ich ihm die Entscheidung abnehmen und mich nach vorn beugen? War es besser den ersten Schritt zu tun? Doch er war es, der sich von mir die ganze Zeit entfernte. Ich konnte ihn doch nicht einfach überfallen. Zwar war Aiden halt Aiden, aber nicht umsonst zog er sich zurück und war extrem komisch zu mir. Verkackte ich die Sache, ging das Gleiche wieder von vorn los, oder? Was aber, wenn er seine Lippen auf meine setzten wollte und dann doch noch vorher einen Rückzieher machte?

Dark Attraction II - Hold Tight (WIRD BEARBEITET)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt