Kapitel 50

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Mit zitternden Fingern wischte ich mir das restliche Blut von der Nase. Ich war mir sicher, dass sie gebrochen war. Dafür war die Wucht der Tür einfach zu stark gewesen. Hinzukommend schmerzte sie extrem, wenn ich dagegen drückte. Auf der anderen Seite brauchte mich das nicht zu kümmern. Wir mussten hier weg. Ich hatte tatsächlich Simon's Schlüssel in der Hand. Doch was sollte ich nun machen? Zac konnte sich doch nicht für uns opfern. Das wäre nicht richtig und ich würde mein restliches Leben, falls ich noch viele Jahre Zeit hatte, darüber nachdenken und mir selbst die Schuld dafür geben.

Möglicherweise wäre doch alles anders gewesen, hätte es mich nicht an diesen Ort verschlagen. Aber Zac? Hätte er trotzdem versucht seinen Bruder umzubringen? Ich hatte keine Ahnung. Die beiden waren sich sowieso nicht grün und außerdem wusste ich nicht, was da tatsächlich alles zwischen ihnen passierte. Zac konnte ich nun nicht fragen und bei Simon wollte ich es ebenso nicht probieren. Er sollte mir bestenfalls gar nicht mehr begegnen. Ich konnte raus. Trixie konnte es mit ihrem Sohn. Aber was war dann? Was wäre, wenn wir das alles vergaßen, nicht mehr an Zac dachten, und verschwanden? Vor der Tür in die Freiheit standen definitiv Wachen. Simon's Männer werden uns niemals durchlassen.

Mein Blick fiel zu der geschlossenen Tür des Raumes in dem wir standen. Auch wenn ich nicht viel sah, war da nichts weiter. Martinez hatte lediglich das Licht angelassen. Ich wusste, dass da gegenüber dieser tote Typ lag. Die Blondine hatte keine Waffe. Die andere Leiche auch nicht. Vielleicht dieser Volltrottel von Simon? Ich wusste es nicht, da ich gar nicht zuvor darüber nachdachte, ob dieser tatsächlich eine Waffe trug. Zugleich drehte ich mich etwas zu Trixie, die sich genau neben mir befand. Sie presste ihren Sohn fest gegen sich. »Was sollen wir jetzt machen?«, fragte sie mich leise. »Ich habe keine Ahnung, aber ich werde noch mal in meine Zelle gehen und gucken, ob dieser Arsch doch eine Waffe bei sich trug. Wenn wir hier raus wollen, irgendwie, sollten wir wenigstens eine Möglichkeit haben uns zu wehren.«

Ich sah sie in der Dämmerung leicht nicken, doch sie wusste selbst nicht, was das Richtige war. Sie wurde von Minute zu Minute ruhiger. Die Hysterie wechselte in komplette Angst. Ich verstand sie. Vollkommen. Doch ich konnte nicht wie sie still da stehen. Ich brauchte einen Plan. Erst einmal musste ich hier raus und gegenüber von uns durch die Tür. Ich drückte den Schlüssel, den Zac dagelassen hatte erst einmal ihr in die Hand. Diesen hielt sie sofort eisern fest. Ich hingegen öffnete lautlos das schwarze Loch und streckte langsam den Kopf heraus. Mein Blick fiel sofort auf den kalten Beton. Dort waren Spuren. Blut. Es hielt sich zwar in Grenzen, aber wenig war es nun auch wiederum nicht. Diese waren vor einigen Minuten noch nicht da gewesen, aus diesem Grund wusste ich, dass sie von Zac stammten.

Kurz hielt ich inne, starrte darauf und hatte extreme Angst, dass Simon ihn tötete. Ich liebte ihn zwar nicht, doch er war mir nicht egal. Er sollte nicht sterben. Prompt wurden meine Augen feucht und ich blinzelte mehrmals. Jedoch tippte mir Trixie auf die Schulter und flüsterte: »Alles in Ordnung mit dir?« Zuallererst schüttelte ich mit dem Kopf. Ungeachtet dessen konnte ich jetzt nicht auch noch am Rad drehen. Sie sollte spüren, dass ich mir einen Kopf machte und irgendwie versuchen würde auf die beiden aufzupassen. Das brauchte sie. Immerhin war da noch ihr Kleiner, dessen Namen ich noch gar nicht wusste. Deshalb musste ich stark sein. Sie und auch ihr Baby sollten glauben, ich wäre dazu im Stande uns herauszuholen. Dann war auch vielleicht der kleine Wurm still.

Denn wenn ich nur daran dachte, dass wir irgendwie dort hinaus mussten, graute es mich schon. Ich hatte keine Ahnung, was kommen würde. Auch, wenn wir etwas hatten, um uns zu wehren, wussten wir doch beide, dass es aussichtslos war. »Es ist okay!«, hörte ich leise hinter mir und schüttelte schließlich mit dem Kopf. Allerdings hielt ich nicht inne. Nein. Ich winkte kurz ab und machte mich schließlich an der zweiten Tür zu schaffen. Dort öffnete ich ebenso diese und machte mich über die jüngste Leiche her. Er lag noch immer so da, wie ich ihn in Erinnerung hatte.

Dark Attraction II - Hold Tight (WIRD BEARBEITET)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt