Kapitel 16

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Aiden

»Ist sie rausgekommen?«, fragte ich durch den Hörer und Jacob antwortete mir: »Die Bullen haben die beiden nicht erwischt.« Nach seiner Antwort befuhr ich mit meinem Wagen ein Stück Highway, verließ ihn nicht einmal binnen weniger Minuten wieder und sah mich neugierig um, wo wir uns nun befanden. In dieser Ecke war ich zwar schon gewesen, aber eher selten. Es war ein ganz normaler Stadtteil von New York. Hier wohnten Menschen aus der Mittelschicht. Kleine Häuser säumten die Straßen, was hin und wieder von einem Mehrfamilienhaus unterbrochen wurde.

»Wo sind sie?«, fragte ich mit kräftiger Stimme, doch Melone stöhnte genervt auf. »Ihr geht es gut. Ich glaube nicht mal, dass Zac Alice in Gefahr bringen würde.« Er tippte irgendetwas auf seiner Tastatur herum, was ich hören konnte und seufzte leise. »Wo willst du überhaupt hin?«, fragte er mich nebenbei. »Ich bring ein Mädchen nach Hause. Das erkläre ich dir, wenn ich wieder zurück bin« und ich suchte im Rückspiegel Lizas Blick. Sie saß verkrampft auf der Rückbank und schaute sich die Lichter der Stadt an. Immer wieder unterbrach sie sich selbst dabei, wenn sie mir sagte, wo wir lang mussten.

»Aber das ist keine Antwort auf meine Frage. Also wo steck sie?«, setzte ich noch einmal nach, aber Jacob ließ sich nicht erweichen. Das kotzte mich schon wieder an. »Das sage ich dir, wenn du wieder hier bist. Das hat McCain beschlossen. Also fahr das Mädchen, was auch immer, nach Hause und dann komm wieder zurück. Es wird sich schon darum gekümmert, dass wir Alice nicht aus den Augen verlieren. Du brauchst dir keinen Kopf machen. Ich will auch nicht, dass ihr etwas passiert. Bis dann!« Mit diesen Worten legte er auf und ich steckte genervt mein Handy in die Hosentasche. Schließlich fuhr ich nun etwas langsamer, da die Häuser stetig mehr wurden. »Da vorn ist es gleich!«, drang von hinten hervor. Dass sie sich nicht neben mich setzte, war sicher, weil sie Schiss vor mir hatte. 

In dem Moment, als ich beim Rennen durchs Ziel fuhr, kamen kurz darauf auch schon die Bullen. Das war nichts Neues. Fast alle schafften es zu verschwinden. Zu diesem Zeitpunkt stieg Kaity in eines der anderen Autos und ließ ihre Schwester tatsächlich zurück. Ich schnappe sie mir, doch sie wollte partout nicht nach vorn und ich hatte auch keinen Bock erwischt zu werden. Also ließ ich sie nach hinten. Vielleicht dachte sie, ich würde ihr etwas antun, aber wenn es danach ging, hätte ich das schon längst tun können. Da mein Wagen ein Dreitürer war, konnte sie hinten nicht einmal flüchten. Ohne Worte. Sinnlos einfach nur. Kinder.

Ich seufzte auf und schlagartig wurde ich wütend, als ich erblickte, wer da vor ihrem Haus hielt. Irgendein Typ, dessen Namen ich nicht kannte. Er fuhr auch sonst kein Rennen mit, sondern war nur ab und zu mit dabei. Heraus stieg diese Schlampe von Kaity. Mein Blick fiel in den Rückspiegel und ich versuchte Lizas Mimik einzufangen. Diese war nicht zu deuten. Eine Mischung aus Enttäuschung und Wut. Das war ich auch. Wie konnte sie bloß dieses Mädchen einfach zurücklassen? Hätten die Cops sie gekriegt, säße sie die ganze Nacht auf der Wache.

Mit einem scharfen Bremsen hielt ich nicht gerade geräuschlos neben ihr. Der Fahrer der Karre fuhr erschrocken herum. Ich hingegen ignorierte ihn, sprang aus dem Auto und hetzte zu dieser bescheuerten Blondine, die mich sprachlos anschaute. Ich schnappte mir ihren Arm und riss sie zu mir herum. Im Anschluss giftete ich: »Hast du nicht was vergessen?« Perplex starrte sie mich von unten an und schien tatsächlich zu überlegen. »Was meinst du? Dich oder wie? Ich habe dich nicht gesehen, sonst wäre ich mit dir mit«, doch ich verdrehte die Augen. Ich wusste nicht, wo sie wohnte. Das war vollkommen unlogisch, was sie da von sich gab. »Als wenn ich dir hinterherfahre, oder was?«, lachte ich laut. »Du bist echt dumm« und ich zeigte auf meinen Wagen. »Ich rede von deiner Schwester. Die hast du vergessen.«

Im gleichen Moment hörte ich einen Motor und wie sich ihr Fahrer verpisste. »Ich dachte sie ist nicht mehr da«, knurrte Kaity und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. »Es ist schon das Letzte, dass du sie mit zu einem der Rennen bringst, aber sie noch alleinzulassen... Dann noch bei diesen ganzen Typen... Das ist doch krank. Was, wenn sich jemand an ihr vergangen hätte. Du weißt genau, was dort herumspringt. Sie ist fünfzehn. Hast du einen an der Waffel oder was?«, knurrte ich sie an. Wenn sie keine Frau gewesen wäre, hätte ich ihr eine geklatscht. Obwohl... Vielleicht sollte ich mich ein einziges Mal nicht zurücknehmen.

Dark Attraction II - Hold Tight (WIRD BEARBEITET)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt