Kapitel 43

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Verwirrt schaute ich mich im Badezimmer um, in der Hoffnung meine präparierte Armbanduhr wiederzufinden. Vergebens. Das machte mich verrückt und mein Blick wanderte durch den ganzen Raum. Nichts. Da war überhaupt nichts. Scheiße. Sie sah zwar aus, wie jede andere Uhr, aber man wusste ja nie. Verdammt. Eilig stürmte ich wieder aus dem Bad und rannte ins Schlafzimmer. Möglicherweise hatte Simon sie ja mit zu meinen Klamotten gelegt. Nervös riss ich aus diesem Grund beide Türen auf, ignorierte seine Sachen und widmete mich jeder Ritze. Ich griff zwischen die Laken von Stoff. Auch da war da nichts.

»Fuck!«, hauchte ich. Nein. Wenn er sie fand und... Ich malte mir schon das Schlimmste aus. War ich nun aufgeflogen? Meine Fresse. Das durfte doch nicht wahr sein. Auf der Stelle hetzte ich durch die ganze Wohnung. Aber da war nichts. Als wäre sie wie vom Erdboden verschluckt. Trotzdem wusste ich, dass ich sie auf den Waschbeckenrand gelegt hatte. Da war ich mir sicher. Nun war sie verschwunden. Das hieß, dass Simon sie haben musste. Er war der einzige hier drin. Er musste sie haben.

Panisch drehte ich mich herum, als ich ein Murmeln hörte. Komplett neben der Spur machte ich mich zum Kinderbettchen auf und hob mit zitternden Händen das Baby heraus, um ihn zu wickeln. Ich war gar nicht richtig da. Die ganze Zeit machten meine Bewegungen das, was sie sollten, doch mein Hirn war weit weg. Es malte sich das Schlimmste aus. Auch, als ich den Kleinen fütterte und die Flasche im Anschluss gab, beruhigte mich zwar seine Anwesenheit, aber ich hatte viel zu viel Angst, dass ich doch erwischt wurde. Dann war alles zu spät.

Was passierte dann mit dem Jungen? Was mit Zac? Was mit mir? In dem Moment, als ich das kleine Windelpaket wieder in sein Bett setzte, hörte ich auch schon das Schloss. Simon. Er kommt wieder. Sofort gefror mein Körper zu Eis. Jedoch brachte ich ein paar Worte heraus. »Ich habe ihn soweit fertig und wollte mir gerade einen Kaffee machen. Willst du auch einen?« Simon hob eine Braue, wirkte wie sonst auch, aber kam dann einen Schritt zu mir. Noch weiter. Und noch weiter. »Mach mit einen Kaffee mit! Schwarz!«, zischte er in mein Ohr und ich bekam prompt eine extreme Gänsehaut. Meine Kopfhaut prickelte. Schon aus Angst, machte ich mich auf der Stelle an die Arbeit, befüllte die Maschine und stellte zwei Tassen darunter.

In der Zwischenzeit war es still. Viel zu still. Der kleine Junge in seinem Kinderbett hielt den Mund und fummelte mit seinem Deckenzipfel herum. Es kam mir vor, wie die Ruhe vor dem Sturm. Als ich mich schließlich herumdrehte, um zu schauen, wo Martinez sich befand, entdeckte ich ihn gleich. Er stand hinter mir. Nun bohrten sich seine braunen Augen in meine grauen. Er wusste es. Ich war mir sicher. Er wusste es definitiv. Und genau das würde mein Ende sein. Das war gewiss. »Dein Kaffee!«, sprach ich gedämpft und drückte ihm die Tasse in die Hand. Er hingegen legte den Kopf schief.

»Hast du ein schlechtes Gewissen?«, fragte er mich unverhofft und beobachtete jede Regung von mir. Zögerlich leckte ich mir über die trockenen Lippen, brachte kein Wort heraus. »Du hast ein schlechtes Gewissen!«, brummte es. Unvermittelt griff sich Simon in die Hosentasche und zog tatsächlich meine Uhr aus seiner Jeans. Oh, mein Gott. »Ich glaube wir sollten mal miteinander reden!«, sprach er nüchtern, aber auf schon fast einer freundlichen Art und Weise, dass es gruselig wirkte. Plötzlich klimperte es. Sie war auseinander gebaut und lauter Einzelteile breiteten sich auf der Anrichte aus. Auch der kleine Knopf mit dem mich Jacob hörte. Jedoch hatte man ihn zerstört. Er war eingebeult und mit etwas Schwerem zerborsten. Er war eindeutig kaputt. Also war ich verloren. Ich war es tatsächlich. Nein. Scheiße. Scheiße. Scheiße.

»Lass es mich erklären, Simon! Bitte!«, versuchte ich die Lage irgendwie zu entspannen. Ich hoffte den großen Knall zu vermeiden. »Auf deine Erklärung bin ich aber gespannt.« Allerdings hatte ich keine Ahnung, wie ich mich aus der Sache herausreden konnte. Das war mir gar nicht möglich oder doch? »Ich bin hier, wegen...«

Dark Attraction II - Hold Tight (WIRD BEARBEITET)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt