Prolog

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Panisch drehe ich mich im Kreis. Meine blutigen Hände fahren bebend durch mein braunes Haar. Ich kann nicht klar denken. Darüber hinaus versperren mir meine Tränen die Sicht. Eigentlich sollte ich von diesem Ort schnellstmöglich verschwinden. Leider weiß ich nicht wohin. Doch wenn ich mich von meinen Gefühlen so sehr überwältigen lassen, wie soll ich da einen klaren Gedanken fassen? Ich muss es hinkriegen. Irgendwie.

Zitternd lasse ich den Sauerstoff aus meinen Lungen strömen. Es ist kalt. Schon fast eisig. Das leichte knappe Oberteil, was ich trage, hält mich nicht besonders warm und mein hechelnder Atem ist nicht bloß zu hören, sondern auch zu erblicken. Mein Kopf wendet sich nach rechts. Dort ist nur Schwärze. Ich kann kaum etwas erkennen. Nicht einmal wirklich die Hand vor Augen. Dabei muss ich doch unbedingt von diesem Ort weg.

Ich drehe mich auf der Stelle nach links. Dort ist etwas. Ja. Ich kann ein bisschen sehen. Es ist ein kleines Licht, was in mir die Hoffnung hervorholt, die ich ganz sehr festhalte. Eine klitzekleine. Unwillkürlich driftet mein Blick jedoch auf den Boden vor mir. Ich habe mich verlaufen. Hier in diesem Labyrinth von elend langen Tunneln und Gängen, die mich nicht an die Oberfläche kommen lassen wollen.

Kurz quietsche ich auf, halte aber schlagartig meine feuchte Hand vor den Mund. Es ist nur mein Blut. Soll mich das aber nun beruhigen? Nicht wirklich. Ich unterdrücke den Schmerz, der mich urplötzlich in die Ohnmacht ziehen will, versuche die leblose Person vor meinen Füßen auszumachen. Allerdings erkenne ich einfach zu wenig. Ich reiße die Lider weiter nach oben, in der Hoffnung, dass es besser wird, doch ich muss mich in die Knie sinken lassen, um etwas zu sehen. Ich weiß genau: Ich habe keine Zeit.

Ich muss so schnell wie möglich verschwinden, doch ich kann nicht anders. Mein Körper tut Dinge, die ich nicht mehr steuern kann. Aus diesem Grund schnappe ich mir die Schulter eines schweren Körpers, um diesen auf den Rücken zu drehen. Ich habe Angst. Sehr viel Angst. Um ehrlich zu sein, habe ich so einen Schiss, dass ich mir vorkomme, als würde ich mir jeden Augenblick in die Hose scheißen. Zugleich ignoriere ich diese Empfindungen, bete, dass es kein Bekannter ist, doch vergeblich.

Noch mehr Tränen sammeln sich, als ich das weiße Gesicht vor mir entdecke. Sogar in der Finsternis ist mir die erstarrte Mimik bekannt. Ich glaube es nicht, falle nach hinten und kann das Gleichgewicht nicht mehr halten. Dumpf komme ich mit meinem Arsch auf den kalten versifften Boden auf und rapple mich bloß mit Mühe und Not wieder etwas nach oben. »Nein. Nein. Nein. Sag, dass das nur ein Traum ist. Du bist nicht tot!«

Meine Lippe bebt. Meine Stimme klingt, als würde ich das erste Mal seit Monaten wieder sprechen. Mein Hals ist sogar so rau, dass mir jedes Wort regelrecht im Halse stecken bleibt, mir schmerzt, aber darauf kann ich nicht achten. Ich will einfach nur noch, dass das alles ein Traum ist. Doch das ist es nicht. Es ist real. Die Realität, die mich mal wieder einholt. Meine zitternden Hände umklammerten seine Schultern. »Mach die Augen auf!«, zische ich panisch, damit man mich nicht hört. Ich darf mich nicht erwischen lassen. Nicht schon wieder.

»Komm schon. Bitte. Du kannst mir das nicht antun. Lass mich nicht alleine. Du bist der Einige, der noch hier...« Plötzlich höre ich meinen Namen durch die Gänge hallen. Ein Echo macht sich in meinem Ohr breit, geht mir bis ins Mark. Ich will schreien, weinen, alles auf einmal. Ungeachtet dessen muss ich die Flucht ergreifen. Ich strecke noch ein letztes Mal meine Finger aus, streife das Haar aus seinem Gesicht und berühre zaghaft die kalte Wange. Er ist tot. Er muss es schon eine Weile sein. Und man hat ihn einfach so liegen lassen.

Meine Seele zerreißt. Das alles tut mir so wahnsinnig leid. Es ist meine Schuld. Meine ganz allein. Wäre ich nicht nach New York gekommen würde er noch leben. Nicht bloß er. Mein Herz setzt aus, als ich erneut meinen Namen hörte. Dazu ein fieses Lachen. Jeder weiß, dass ich in diesen Tunneln verloren bin. Auch ich. Trotz alledem stehe ich bebend auf, taumle und presse meine Hand gegen meinen Unterbauch. Noch immer verliere ich Blut. Zu viel. Es lässt mich in eine Art Trance gleiten.

Jedoch treibt mich noch immer der Wille in meinem Herzen an. Ich muss hier raus. Irgendwie. Auch, wenn ich keine großen Chancen habe, muss ich es wenigstens probieren. Aus diesem Grund schlucke ich den Schmerz herunter, versuche einigermaßen nach vorn zu kommen und hetze schließlich in die Ungewissheit.

Der letzte Teil der Dilogie mit Alice und Aiden geht weiter. Somit ist es auch der Letzte, der gesamten New-York-Reihe. Ich hoffe auch hier euch wieder zu sehen. Freue mich, wer mir den ein oder anderen Vote schenkt oder vielleicht auch ein Kommentar. <3 

 <3 

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Dark Attraction II - Hold Tight (WIRD BEARBEITET)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt