Was soll das? Ich nahm das Handy prompt vom Ohr weg und schaute auf das Display. Der Anrufer war noch immer in der Leitung. »Hallo?«, rief ich nun etwas lauter. »Melone! Wenn du nicht sofort deine Fresse aufmachst, krieche ich durchs Telefon und verpasse dir eine.« Immerhin machte mir das schon etwas Angst. Ich saß nämlich allein in dieser Wohnung, wusste noch nicht, was ich tun sollte und nun auch noch das. Dann drang plötzlich ein Rascheln durch den Hörer. »Was soll der Scheiß?«, fauchte ich und war schon drauf und dran aufzulegen und mit dem anderen jemand anzurufen, um zu sagen, dass doch einer die Nummer hatte. Aber das erübrigte sich spätestens dann, als eine Stimme durch mein Ohr drang.
»Alice! Du bist echt bescheuert. Du kannst doch nicht ernsthaft so dumm sein und meinen Namen rufen.« Ich spürte regelrecht wie Melone mit den Augen rollte. »Egal was ist... Wenn sich keiner meldet, dann lege einfach auf und rufe nicht irgendeinen Namen von uns. Was, wenn es jemand hört?« Natürlich dachte ich zuvor nicht darüber nach.
»Du hast gesagt ich bin hier in dieser Wohnung sicher«, rechtfertigte ich mich. »Richtig, aber weißt du wer da am anderen Ende der Leitung ist?«, fragte er mich und ich brummte genervt auf. »Ich bin kein kleines Kind mehr. Ich weiß, dass das dumm war«, knurrte ich. »Du kannst dir nie sicher sein. Also halte dich etwas zurück, auch wenn du in deiner Wohnung weitgehend sicher bist.« So kam mir das allerdings nicht wirklich vor. Wenn ich die Haustür unten betrachtete und dann meine Wohnungstür... Man würde mit Leichtigkeit hereinkommen.
Müde streifte ich mir durch das braune Haar. »Mache dir keine Gedanken. Es ist immer jemand in deiner Nähe. Versprochen!«, drang aufmunternd durch den Hörer. »Wenn du das sagst... Was ist eigentlich mit dem ganzen Geld?«, wollte ich wissen. »Soll ich mir davon ein Haus kaufen, oder was?« und Melone lachte auf. »Das Geld ist dafür da, falls du mal entweder eine höhere Summe brauchst, oder es hart auf hart kommt und doch etwas schief geht und du vielleicht erst mal verschwinden musst. Mache dir aber darum mal keine Gedanken. Es ist nur zur Sicherheit. Wenn du aber etwas davon benötigst, dann kannst du dir ruhig immer etwas herausnehmen. Sonst wirst du mindestens jede Woche Besuch bekommen. Einer der Jungs wird somit in der Wohnung sein. Du wirst gar nicht bemerken, dass einer da war. Unter dem Couchtisch ist eine kleine Box. Öffne sie.«
Gezielt lief ich binnen weniger Minuten darauf zu, beugte mich nach unten und hob die Tischdecke an, die die Sicht darauf versperrte. Es sah aus wie eine stinknormale Geldkassette. Der Schlüssel steckte. Als ich sie öffnete lagen ebenso einige Scheine darin. »Immerhin brauchst du auch Essen, Sprit und so weiter. Das müsste immer eine Zeit lang reichen. Wie gesagt. Einmal in der Woche wird einer vorbeikommen und dir was hineinlegen. Also wundere dich nicht, wenn das passiert falls du nicht da bist.« Also um so etwas musste ich mir schon mal keine Gedanken machen. War das nun gut, oder schlecht? »Aber das viele Geld im Bad«, brummte ich verwirrt. »Das ist von Tompson. Er hat es beim letzten Rennen gewonnen. Es ist deines. Er will es auch nicht wiederhaben.«
Gott. Er hatte mir schon das Auto geschenkt. So viel wollte ich nicht. Ich kam mir aus diesem Grund schon etwas dämlich vor, nickte aber trotz alledem, auch wenn ich nicht wollte, dass man mir so etwas in den Arsch steckte. »Gut. Und jetzt gehe nach links zur Wohnwand.« Ich stand auf und setzte mich in Bewegung. »Nach links habe ich gesagt!«, wurde ich aufgefordert. »Was?«, stotterte ich und blieb wie angewurzelt stehen. »Ich habe dir gesagt, dass einige Kameras in der Wohnung sein werden. Immerhin müssen wir auf Nummer sicher gehen, dass dir nichts geschieht. Ich kann dich also sehen.« Stimmt. »Trotzdem ist das echt komisch«, murrte ich und trottete nach links.
Dort stand eine künstliche Topfpflanze und als ich die Blätter etwas nach drüben streifte, sah ich auch einen kleinen schwarzen Knopf. »Das ist eine Kamera?«, fragte ich verblüfft. Sie war echt winzig. »Das ist nicht die Einzige im Wohnzimmer. Hinter dir ist das Bild.« Es war ziemlich düster gehalten. Schwarzweiß. Eine öde Landschaft. Es war extrem herunterziehend. »Ich wollte es schon abhängen, als ich es gesehen habe!«, erklärte ich schmunzelnd. »Das ist echt hässlich.« Eigentlich mochte ich hin und wieder solche Kunst, doch das war nicht unbedingt mein Geschmack.
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Dark Attraction II - Hold Tight (WIRD BEARBEITET)
AksiAlles steht Kopf in Alice' Leben. Die junge Frau, die vor Monaten noch nicht einmal wusste, in was für eine Klemme ihre Schwester steckt, lebt nun in einer Welt, in der Gewalt und Mord an oberster Stelle stehen. Bisher wurde sie sicher davon fernge...