Dass Talis in der nächsten Nacht sein Leben lassen musste, war nicht sonderlich überraschend. Er war der Letzte gewesen, der Pixie zu Unrecht verdammt hatte. All diese Personen systematisch und aus Rache umzubringen, war zwar auffällig, schließlich gab es nur eine Person, der Pixie wirklich sehr am Herzen gelegen hatte und die dafür in Frage kam, jedoch wäre Evelyn nicht Evelyn gewesen, wenn sie sich aus dieser Lage nicht geschickt hätte herausreden können. Und das tat sie sogar noch vor den Anklagen und noch viel früher, als sie das Podest zu den Angeklagten hinauf schritt. Sie tat es, als sie darauf angesprochen wurde.
Neben Talis Leiche, dem Auraseher, fand sich in der Nähe keine weitere Leiche mehr. Sowohl der Serienmörder als auch die Wölfe hatten das selbe Ziel gewählt. Aidan hatte Chap und Marco nicht mehr umstimmen können. Nach Cherrys Tod hatten sie kein Vertrauen mehr in ihn und seine Entscheidungen.
Da Talis zuvor den Drohbrief erhalten hatte, standen heute nur zwei Personen auf dem Podest. Silly und Evelyn. Nachdem Evelyn und Aidan am vergangenen Tag dem Geheimnis um Evelyns Vater erstaunlich nahe gekommen waren und sie ihr Ziel noch einmal präzisiert hatten, waren beide viel gelassener. Die Schnitte des Möders und die Klauen des Wolfes saßen präziser als je zuvor, es gab keine Aufregung mehr und keine wirren, störenden Gedanken. Nur noch das Verlangen des Sieges dominierte ihre Köpfe. Was jedoch nicht hieß, dass sie keinen Platz zum Denken mehr für die Anklagen aufgewendet hatten.
Evelyn klagte Silly mit überzeugenden Argumenten an, beschuldigte sie als Drahtzieherin der Sekte und wurde von Aidan gestützt, der genaue, kleinere Phrasen einwarf, die so klangen, als würden sie Evelyn feinlich gesinnt sein, unterbewusst in den Köpfen der Menschen jedoch den Gedanken festigten, dass Silly böse und ihre Vernichtung die Priorität Nummer eins war. Silly hatte daraufhin gegen Evelyn geklagt, ebenfalls überzeugende Argumente geliefert, doch egal was sie auch sagte, gegen die zuvor aufgestellte Argumentationskette kam sie einfach nicht an.
Auf dem Podest, wo sie jetzt stand, zitterte sie kein bisschen. Evelyn wusste, dass sie sich ihres Schicksals bewusst war. Sie war klug und würde es wissen. Als jedoch die alles besiegelnden Zahlen auftauchten, versetzte ihr dass doch einen kleinen Stich. Evelyn verstand ihre Gefühle -die Zahl zu sehen, musste ein erschlagendes Gefühl sein. Es stand sieben zu vier.
Evelyn verließ die Bühne. Als sie sich dann unten zur Bühne umdrehte, lag Silly bereits am Boden. Ihre Augen waren gläsern und sahen in den Himmel. Ihre Stimme murmelte erstickte Worte. Auch jetzt verlor ihre Gestalt nichts an Eleganz.
Dann passierte es. Einer nach dem anderen stieg die Stufen zum Podest hinauf und kniete sich nieder. Fairy, Pitsch und Lucas bildeten einen kleinen Kreis um ihre Anführerin. Sie fassten sich an den Händen und schlossen die Augen. Jetzt würden sie zu ihren verlorenen Mitgliedern reisen. Sie würden ihre Freunde wiedersehen. Verwunderlicherweise hatte keiner der drei Tränen in den Augen, als sie plauzend nach hinten fielen und ihre Finger den der anderen entglitten. Sie waren treue Menschen gewissen und bereuten es nicht, für ihre Anführerin zu sterben. Das sah man selbst jetzt nach ihrem Tod.
Fairy hatte die Rolle der Holde Maid. Das wusste man bereits seit der dritten Nacht. Lucas war der schwarze Rabe gewesen. Seine Drohbriefe würden wohl niemandem fehlen. Pitsch war jedoch Jäger gewesen. Er hatte das Rotkäppchen, Elera, beschützt und eine Verbindung zu ihr aufgebaut, die ihn nach ihrem Tod verändert hatte. Seine eigenliche Rolle bestand jedoch darauß, jemanden mit in den Tod zu ziehen.
Genau das war die Sorge von Evelyn und Aidan gewesen. Die letzte Hürde. Wenn einer von ihnen hier starb, war es aus. Das Geheimnis schien jetzt nah, der Duft des Sieges strömte bereits von fern näher. Über Pitsch bildete sich eine Waffe, die seinen letzte Willen ausführen sollte. Sie richtete sich auf die Überlebenden und schoss.
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Werewolf Game ✔
Viễn tưởngDas Leben des Dorfes nahe des Düsterwaldes ist unspektakulär und eintönig. Als jedoch eines Tages eine geheimnisvolle Stimme das Dorf zu einem Spielbrett erklärt, ändert sich dies schlagartig. Aus Menschen werden Spieler und aus Freunden werden Fein...