۞ 39. кαρiτєℓ - ∂αs ℓєвєท ทαcн ∂єм єท∂є

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Evelyn und Aidan saßen in einer großen Kantine. Die Wände waren weiß und es wirkte fast so, als seien sie in einem großen Haus, doch beide wussten mittlerweile, dass sie sich auf einem riesigen Wolkenschiff befanden, welches so groß war, dass es den gesammten Himmel über dem Düsterwald einnahm. Ihr kleines Hovercraft war die ganze Zeit unter diesem Schiff geflogen - um den neuen Beobachtern eine Eingewöhnungszeit zu geben - und dockte dann am Mutterschiff an. Beide trugen weiße Kleidung. Evelyn ein weißes Kleid mit Strumpfhose, doch war der Stoff bei beidem so dick wie bei einem Arztkittel. Die Kleidung war nicht hübsch, doch auf dieser Etage trugen sie alle.

Wie würde es nun weitergehen? Mit trüben Augen rühte sie ihre Suppe um. Man hatte ihnen erklärt, sie müssten nun warten. Warten auf ihr erste Spiel, das bei dieser Menge an Beobachtern Jahre dauern konnte. Was taten sie in der Zwischenzeit? Leben?

"Seid ihr die Sieger aus 5?" Evelyn hob den Kopf vom Tisch. Vor ihnen stand ein kleine Gruppe an Menschen. Sie nickte. Die Gruppe begann zu tuscheln und setzte sich dann stürmisch ihnen gegenüber.

"Unfassbar! Ihr wart die ganze Zeit Gesprächsthema Nummer eins hier in der Kantine", sagte ein Mädchen und griff nach Evelyns Hand, "Wir haben hier keine Möglichkeit, den Spielen von anderen zuzusehen. Die Monitore stehen lediglich im Spielraum und den Schlüssel hat nur der Spieler selbst! Gerüchte gingen umher, Unwahrheiten verbreiteten sich. Bis es einmal ein anderer Spieler in den Raum schaffte und uns die Wahrheit verriet."

Evelyn spürte Ekel. Ekel vor der Wortwahl des Mädchens. "Spieler?", raunte sie.

"Klar, wir alle hier sind Spieler und spielen mit unseren Spielfiguren." Sie lächelte breit. 

"Das sind Menschen wie ihr auch!", rief Evelyn und sprang auf, "Bis gestern war ich ebenfalls noch einer von diesen Spielfiguren. Wie kannst du mich dann heute wie einen von euch betrachten?!"

"Aber jetzt bist du keine Spielfigur mehr", das Gesicht des Mädchens wurde ernster, "Das ist eine Art natürliche Selektion. Ihr habt überlebt. Ihr seid würdig, zu Spielern zu werden. Herzlich Willkommen, übrigens."

"Diese Spiele werden von Technologie und Menschen geleitet, die sich daran erfreuen. Nichts ist natürlich daran", sagte sie und starrte dem Mädchen in die Augen.

Aidan legte seine Hand auf ihre. Sein warmer Blick zog sie zurück in die Vernunft. Sie setzte sich wieder. Die Gruppe betrachtete die beiden noch einen Moment, ehe das Mädchen den Mund aufmachte: "Jeder benötigt seine individuelle Eingewöhnungszeitspanne. Wir lassen euch dann mal in Ruhe." Sie gingen. 

Evelyn stieß angestaute Luft aus. Dann sah sie zu Aidan. "Danke."

"Ich bringe dich immer zurück, wenn es dir nicht gut geht", sagte er leise und kniff die Augen zusammen, "Wie damals auf dem Fest."

"Das Fest?", fragte Evelyn, ehe sich ihre Augen weiteten und sie verstand, "Du hast mich betrunken weggebracht, oder?"

Aidan lächelte und nickte. "Bis Ed dich mir abgenommen hat. Eigentlich wollte ich dich gar nicht hergeben." Evelyn lehnte ihre Stirn gegen seine. 

"Du hast dich schon damals um mich gekümmert, was?"

"So kann man es ausdrücken." Aidan gab ihr einen sanften Kuss, als die beiden Jubel aus Richtung der Tür vernahmen. Sie lösten sich und blickten zu einem Tumult, der sich um die Tür gebildet hatte. Erst sahen sie den Menschen innerhalb der Menschenmenge nicht, doch dann trat er hindurch. Wild Look. 

Der ehemalige Kopfgeldjäger - den Ed aus dem Dorf spazieren gesehen hatte - kam auf sie zugeschlendert. Umringt wurde er von allen möglichen Menschen, die etwas von ihm wollten. Mit einem lässigen Beinheben setzte er sich auf den Stuhl vor ihnen. Seine Augen glänzten und er griff sich an den Hut. 

"Siehe da, die legitimen Sieger des Dorfes Nummer 5", sagte er mit einer tiefen Stimme, "Jetzt muss ich mir das Treppchen und den Ruhm teilen."

Die Umstehenden, welche jetzt erst mitbekamen, wer Evelyn und Aidan waren, begannen zu kreischen und wuselten nun begeistert auch um sie herum.

"Ich bin schon etwas eher hier eingetroffen", sagte er mit entschuldigendem Ausdruck, "Dafür kann ich euch jetzt alles zeigen! Kommt, kommt." Er stand auf. Evelyn betrachtete Wild Look und seine einladende Handbewegung ganz genau. Sie sah zu Aidan und erhob sich dann mit ihm. Die drei schlenderten hinaus auf die Gänge, immer noch gefolgt von einem Großteil der Masse. 

"Dann lasst mal hören, wie ihr gewonnen habt", sagte Wild Look und lachte laut. 

Evelyn schwieg zuerst und antwortete dann: "Mord."

Wild Look lachte noch stärker. "Du lässt das wie eine furchbare Tat klingen! In Wahrheit habt ihr euch damit selbst das Leben gerettet!" 

"Es ist dennoch Mord", raunte Evelyn und drückte Aidans Hand fester. 

Wild Look schüttelte den Kopf. "Ich vergesse viel zu häufig, dass verliebte Pärchen immer noch eine Moralvorstellung haben, wenn sie hier ankommen. Das wird schon noch, glaubt mir. Ihr werdet euch hier noch eingewöhnen."

Beide schwiegen. Wild Look erklärte ein paar Türen und Räumlichkeiten, die sie sich bereits angesehen und eingeprägt hatten. Schließlich sprach er mit Evelyn und Aidan, den beiden, die etwas nicht vergaßen, wenn sie es einmal sahen. 

Irgendwann löste sich die stummte Gleichgültigkeit der beiden. "Haben Sie bereits ein Spiel hinter sich?", fragte Aidan. 

Wild Look drehte sich erstaunt um, dass die beiden doch noch mit ihm sprachen. "Tatsächlich ja. Ich bin einer der Glücklichen, die bereits in der ersten Woche ihre Daseins ausgewählt wurden."

"Und, wie gefiel es Ihnen?"

"Sehr gut. Es läuft natürlich noch, so ein Spiel ist selten an nur drei Tagen vorbei."

"Erzählen Sie uns ein wenig mehr", sagte Aidan nun eingehender, "Schelten Sie die Spieler? Oder treiben Sie nur einen Spaß mit Ihnen? Was ist ihre Spielerart?"

Wild Look starrte ihn erst an, begann dann zu grinsten und stieß beiden mit der Faust gegen die Brust. "Ich bin froh, dass ihr fragt! Ihr scheint euch bereits in dieser kurzen Zeit eures Rundgangs eingewöhnt zu haben, wie wunderbar!" Er führte sie in einen großen Raum mit einem großen Tisch und vielen Stühlen daran. Sie und der Rest der Menschenmasse setzten sich daran. 

"Die Spieler meines Spieles - Dorf 34 um genau zu sein - sind ein einziger Haufen Dreck. Es scheint niemand wirklich über Intelligenz zu verfügen. Keiner streng sich auch nur im entferntesten an. Als ich das erste Mal erschien, glaubten sie mir sofort jedes einzelne Wort. Naive kleine Gören." Die Menschen am Tisch lachten. Evelyn fragte sich, was so lustig gewesen war. 

"Nach der ersten Lynchung stand jeder einzelne wie angewurzelt da. Der Großteil brach in Tränen aus. Ein lächerlicher Haufen, absolut. Aber ich bin auch verwöhnt, schließlich komme ich wie ihr aus dem Legendendorf Nummer 5." Die Masse gab zustimmende Ah's und Oh's von sich. 

Evelyn und Aidan hörten den Rest des Nachmittages Wild Look und seiner Schilderung zu. Es war grauenvoll. Doch sie ließen sich nichts weiter anmerken. Selbst wenn Evelyn gewollt hätte, war sie innerlich so ausgebrannt und erschöpft, dass sie die Stimme nicht gegen ihn erheben konnte. Als Wild Look irgendwann zu einem Ende kam - durch das Fesnter fiel bereits rotes Abendlicht - erhob er sich. 

"Das war's", sagte er stolz, "Aber ich spiele ja noch. Demzufolge kann ich euch in den nächsten Tagen sicher mehr erzählen." Er hob zur Verabschiedung die Hand und ging aus dem Raum. Der Großteil der Masse folgte ihm treu, wenige schauten zurück, wurden dann aber von den leeren Augen Evelyns und Aidans wie von allein hinausgescheucht. Nun war es still. Niemand sprach ein Wort. 

Evelyn drehte den Kopf und betrachtete Aidan. Nach weinen war ihr nicht zumute, schließlich saß er immer noch bei ihr. Sie fuhr ihm durch das Haar und lehnte den Kopf gegen seine Schulter. Das war ihr stummer Beistand.

Aidan schien jedoch einen Entschluss gefasst zu haben. "Evelyn. Ich weiß, was wir jetzt tun werden."

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