۞ 33. кαρiτєℓ - ρƒєiℓ υท∂ вσgєท

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Die Seilwinde klackte im Takt, während Evelyn das Seil warf, sich daran durch die Luft schwang und sie es wieder zusammenraffte.

Evelyn war schneller unterwegs, als sonst. Sie versuchte ihre Gedanken zu zügeln, allerdings schaffte sie es heute einfach nicht. Die Begegnung mit Aidan hatte sie in zutiefste Überlegung gestürzt, jedoch anders, als an anderen Tagen. Heute war es keine Wut, kein Ärger über ihn. Diese Gefühle plagten sie höchstens über sich selbst, da sie einfach zu viel gesprochen hatte. Sie hatte ihm wirklich fast alles verraten. Beinahe alle Verdächtigungen und Theorien, die sie bis zu diesem Zeitpunkt gesammelt hatte. Und mit einem Mal war dieser Vorteil, der aus Wissen bestand, dahin, da sie ihn geteilt hatte.

Das war wirklich frustrierend. Doch so wirklich war das auch noch nicht alles. Das Ärgernis streckte sich in einen undefinierbaren Winkel, den sie nicht zu bestimmen vermochte. Es schien fast so, als ob sie irgendetwas anderes neben dem Teilen von Informationen noch falsch gemacht hatte. Andauernd kam ihr die selbe Frage und zwar ob sie in seiner Gegenwart etwas falsch gemacht hatte. Einen falschen Schritt, eine falsche Mimik.

Evelyn machte ein strenges Gesicht und erhöhte ihr Tempo nochmals.

Sie beschloss, dass ihre Fragen, solange sie zu keiner neuen Theorie führten, sinnlos waren. Ein kleines Fünkchen Gewissheit machte sich in ihr breit. Ihn gänzlich aus ihren Gedanken zu verscheuchen, schaffte sie allerdings nicht. Aber das war kein Problem, früher hatte sie sich über Aidan auch schon den Kopf zermartert, hier war das nicht anders. Es gab nicht den geringsten Unterschied.

Sie raffte das Seil erneut und landete auf dem Hausdach am Rande des Düsterwaldes. Er lag dunkel und schreckenerregend vor ihr. Gerade da er so düster war, hatte sie ihn für die heutige Nacht gewählt. Sie musste mit Pfeil und Bogen besser umgehen lernen und wenn sie es inmitten der Dunkelheit schaffte zu treffen, wo sie ihre Ziele sowieso am schlechtesten sehen konnte, dann würde sie auch zu jeder anderen Tageszeit treffen. Außerdem wollte sie jemandem einen kleinen Besuch abstatten.

Evelyn sprang mit einem leisen Sprung vom Dach und spazierte zu Fuß in den Wald hinein. Gedanken um Wölfe, auf die sie treffen könnte, machte sie sich nicht, da vertraute sie einmal auf ihre Intuition.

Seit sie den Wald das erste Mal betreten hatte, hatte sie ihn noch nie so gesehen, wie er in dieser Nacht erblühte. Und er blühte wirklich. Aus allen Seiten stachen Nachtgewächse, die sich um ihre Gelenke schlängelten und auf ihre Schultern legten, jedoch nicht angriffslustig wie fleischfressende Pflanzen, sondern behutsam.

Das besondere an den Pflanzen waren nicht etwa ihre Formen, diese sahen genauso aus wie bei Tageslicht, sondern das feine Schimmern ihrer Blätter. Evelyn hätte nicht sagen können, ob dieser Glanz vom reflektierten Mondlicht oder etwas anderem kam, da jedoch das dichte Gestrüpp in den oberen Baumabschnitten weiterhin die Sicht zum Himmel versperrten, musste es wohl ein Schimmern sein, dass die Blätter von sich aus abgaben.

Evelyn kämpfte sich weiterhin durch, halb von Faszination ergriffen, halb erwartungsvoll auf die altbekannte Trainingslichtung, die sie ansteuerte.

Bald hatte sie es geschafft und erblickte die dunklen Wolken am Himmel der Lichtung.

Evelyn dachte an das Training mit Ed, wie sie hier niemals gegen ihn gewinnen konnte und wie er ihr nach einer kurzen Ruhepause das Messer an den Hals gehalten hatte. Das alles waren alte Erinnerungen in einem nostalgischen Eckchen ihres Gehirns, die eigentlich positives Licht auf das vergangene werfen sollten. Evelyn konnte allerdings nicht lächeln.

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