۞ 26. кαρiτєℓ - ∂єr grσßє кαмρƒ

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Neunte Nacht, neun Grad Nachttemperatur und bereits neun Minuten nach Mitternacht.

Evelyn wurde zwar nicht ungeduldig, das auf keinen Fall, doch ein gewisses Zwicken plagte dennoch ihren Bauch. Möglicherweise war es auch das seltsame Gefühl, Mary verloren zu haben und sich nicht einmal richtig verabschiedet zu haben. Doch anderseits hatte sie dies bei ihrem Vater ebenso erlebt. Er war auch gegangen, ohne ein Wort des Abschieds verlauten zu lassen.

Als es dann schließlich zwanzig nach null war, raffte sie ihre Seilhaken zusammen und sprang über die Dächer davon. Wonach sie suchte wusste sie nicht recht, doch Ed musste irgendwo doch sein. Mitten in der Lüfte, als sie mit ihrem neuen Abschussmechanismus durch die Nacht flog, fiel es ihr ein. Ed hatte die Apperatur heute im Wald benutzt. Da ihn die kurzfristig zusammengewürfelte Jagdtruppe gesehen hatte und er dennoch auf dem Rückweg zu ihnen gestoßen war, um kein Aufsehen zu erregen, musste er seine Ausrüstung im Wald versteckt haben. Und höchstwahrscheinlich holte er diese gerade.

Während sie einen kleinen, zugegeben verspielten und unnötigen Bogen flog, einzig und allein aus dem Grund, dass ihr das neue Fliegen ungewöhnlich viel Spaß bereitete; kam ihr ein kleiner Hacken an ihrer Theorie. Ed hatte ihr nach dem Waldspiel eine Zeit ins Ohr geraunt. Und da er womöglich schon mit eingeplant hatte, seine Apperatur zurückzuholen, musste irgendetwas anderes seinen selbst ausgemachten Treffpunkt gestört haben. Möglicherweise steckte er sogar in Schwierigkeiten.

Langsam tauchte der Waldrand vor ihren Augen auf. Abrupt riss sie das Seil herum und landete aus hoher Höhe genaustens auf einem spitzen Dach. Langsam und ganz sanft spähte sie unter ihrem Umhang hervor. Ihre Augen wurden augenblicklich größer, als sie das Szenario unten erblickte.

Ed kämpfte allein gegen das gesamte Rudel. Evelyn hatte ihm sofort helfen wollen, doch gerade in diesem Moment schwang er sich hinauf auf einen Baum und versuchte dort schwer atmend zu Luft zu kommen. Evelyn hockte sich sofort wieder in ihre alte Position und blickte mit zusammengezogenen Augenbrauen zu Ed.

Unten scharrten die Wölfen mit den Pfoten, falls man dies so nennen konnte, doch bald schon erkannten sie, dass es für sie keine Möglichkeit gab, ebenfalls diese Höhen zu erreichen, weshalb sie sich in Richtung des Dorfes verzogen und dort auf Jagd gingen. Evelyn nutzte diesen perfekten Moment, um mit Leichtigkeit hinüber zu segeln und neben Ed auf dem Ast zu landen.

Etwas überrascht drehte er den Kopf zu ihr.

"Sie haben mich warten lassen", meinte sie und lächelte leicht.

"Ja, mir wurde eine kleine Falle gestellt", hüstelte der Mörder und setzte sich von seiner knienden Position in eine Richtige, "Ich hatte lediglich vor, meine Flugapperatur zu holen, sogar noch bevor wir verabredet waren, nur leider fanden die Wölfe sie eher als ich selbst."

Evelyn hatte sich ebenfalls auf den Ast gesetzt, während ihre beiden Beine links und rechts hinunter baumelten. Neugierig hörte sie ihm zu, denn eines musste man ihm lassen, mittlerweile hatte sie erkannt, dass Ed mit seiner rauen Stimme sogar einem ganz normalen Ereignis eine gewisse Spannung verleihen konnte.

"Sie legten sich auf die Lauer und erwischten mich doch eiskalt", meinte er und schüttelte den Kopf.

"Sind Sie verletzt?", wollte Evelyn wissen.

"Nein, nur Schrammen, aber die bekomme ich schließlich fast jede Nacht." Evelyn lächelte leicht und begann, ein wenig zu schaukeln.

"Das war sehr waghalsig von Ihnen", begann sie ein wenig später, "Die Jagdtruppe hätte ihre Identität auch gänzlich aufdecken können."

Ed hob seine Beine an, um sie in den Schneidersitz zu legen. Währenddessen nickte er. "Natürlich, aber ich dachte so den Preis schneller finden zu können."

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