۞ 31. кαρiτєℓ - вєσвαcнτєr

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"Ein Tod, der mich am meisten berührt hat?", wiederholte Pitsch kritisch.

"Ja", erwiderte Franklin, "ich habe heute morgen ein wenig die Vergangenheit betrachtet. Und dabei ist mir dieses kleine Mädchen aufgefallen. Wie hieß sie gleich noch?"

"Sie meinen Mary."

"Ja, genau. Meine Güte, wie mir das nur entfallen konnte", Franklin schüttelte den Kopf, "Ich höre ihren Schrei immer noch. Ich sehe ihr Gesicht immer noch vor mir. Und sie war nicht einmal mein eigenes Kind."

Pitsch nickte nur mit dem Kopf. Seine Hände lagen in seinen Taschen, seine Gestalt war in den letzten Tagen immer krummer geworden.

"Sie sehen mir auch nicht allzu gesund aus", hüstelte Franklin und sah mit wachsamen Augen hinüber.

"Wir sollen uns nicht siezen, das wissen sie doch", raunte Pitsch.

"Ach, davon halte ich nicht viel", meinte Franklin, "Diese Verordnungen sollen uns sogar unsere Sozialstrukturen vorschreiben. Also ein wenig Freiheit möchte ich meiner Person noch gönnen."

Pitsch sah Franklin nun etwas länger Zeit an, ehe er den Kopf schüttelte. "Du hast doch an über der Hälfte des Dorfes gesehen, was hier passieren kann. Tod. Mord. Verrat. Und wer hat sich das alles ausgedacht? Niemand Geringeres als derjenige, dem du dich widersetzen willst. Ein gut gemeinter Tipp - tue es nicht."

Der Bürgermeister sah Pitsch kurz entgegen, bis er leicht schmunzelte. "Ich nehme den Tipp dankend auf und entscheide dann selbst, ob ich ihn befolgen werde."

Pitsch pfiff leise und steckte die Hände in die Taschen.
"Ich hab's dir gesagt. Mach mich nicht dafür verantwortlich, falls es schiefgeht."

Franklin nickte verständnisvoll. "Langsam wird es Zeit", meinte er kurz darauf. Pitsch wusste auch ohne genauere Instruktionen, was gemeint war. Gemeinsam gingen sie zum Marktplatz. William und Carter, die zwei völlig unterschiedliche Auren an den Tag legten, der eine zitterte am ganzen Leib, der andere hatte die Hände in den Taschen und blickte beleidigt um sich, standen bereits auf der Bühne. Jetzt fehlte nur noch die Stimme des Beobachters.

Die Dorfbewohner warteten länger als sonst, ehe einige begannen, unruhig zu werden. Die Frage, wieso der Beobachter sich nicht meldete, obwohl er die Zeiten eigenst festgelegt hatte, war höchst merkwürdig. Konnte auch er sich verspäten? Das war eine höchst menschliche Eigenschaft.

"Hört ihr das?", meinte jemand in dem unterschwelligen Brabbeln der Dorfbewohner. Ein eigenartiges Geräusch war zu hören, es klang, als ob jemand gegen einen Tisch geschubst werden würde, weil sich um das, was auf dem Tisch lag, gestritten wurde.

Plötzlich ertönte etwas. Nur nicht das, was die meisten erwartet hatten.

"Spieler! Die heutige Lynchung wird unter meiner Aufsicht vonstattengehen." Die Stimme, die hier zu den Dorfbewohnern sprach, glich der des Beobachters nicht im geringsten. Sie war hart und drückte sich mit knapper Wortwahl aus. Doch das ungewöhnlichste an ihr war, dass an ihrer Stelle eigentlich eine andere hätte sein müssen.

"Nun, ich schätze, ihr beiden da seid angeklagt?", spie es giftig hervor.

William zuckte zusammen und hielt die Arme schützend vor sich. Carter blickte in den Himmel und versuchte die Person hinter der Stimme, falls sie überhaupt Augen besaß, fest in Visier zu nehmen. 

"Was ist denn los?", rief die Stimme provokant, "Will mir niemand antworten?"

Das Dorf blieb still und betrachtete das Geschehen. Jeder schien so viel Urteilsvermögen zu haben, um hier nichts zu entgegnen.

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