Evelyn hatte schlecht geschlafen. Im Traum wurde sie von Sebastian gejagt und das gesamte Dorf hatte ihr von allen Seiten Beleidigungen und Vorwürfe zugerufen. Sogar Pixie und ihre Familie hatten ihr missbillige Blicke zugeworfen.
Lieblos stopfte sie das Brot in ihren Mund und stand vom Tisch auf. Heute war ihr nicht einmal danach, im Baumhaus zu frühstücken. Auch als sie ihre Lieblingsjacke anzog, zog sie diese Nostalgie nur noch ein wenig tiefer.
Sie machte sich früher als sonst auf den Weg zum Markplatz. Es war ein trüber Tag, die Wolken hingen tief. Und es war leer. Vielleicht waren so früh wirklich noch keine Leute auf.
Doch als sie die Masse an Dorfbewohnern sah, welche sich auf dem Marktplatz zu einem kleinen Kreis zusammen geschart hatten, stutzte sie kurz. Die Bewohner murmelten leise, doch einige sprachen nicht. Sie starrte einfach nur auf den Boden.
Als Evelyn näher trat, stockte ihr ebenfalls der Atem.Leo lag am Boden. Sein Gesicht war noch klar und deutlich zu erkennen, doch an einigen Stellen seines Körpers wucherte Fell. Ganz dunkles braun, wie das eines Tieres. Wie das eines Werwolfes.
Das Fell war blutgetränkt. Der Angreifer hatte einen tiefen Stich mitten ins Herz hinterlassen. Über der Leiche schwebe seine hinterbliebene Holorole, welche Folgendes zeigte:
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LEO
Rolle: W e r w o l f
Tod: S e r i e n m ö r d e r
╰────────╮•╭────────╯Evelyn kniff die Augen zusammen und betrachtete das gesamte Szenario kritisch. Gestern noch hatte sie mit ihm am selben Tisch gesessen. Sie horchte auf ein paar Gefühle tief in ihr, doch da war nichts.
Auf einmal hörte sie hinter sich ein leises Schluchzen. Sie drehte den Kopf und sah Pixie, welche ihre kleine Mary im Arm hielt und erbittert weinte. Evelyn ging zu ihr, zögerte kurz, legte dann aber den Arm über ihre Schulter. Ein kleiner Funken Mitleid strich über ihr Gesicht.
Doch lange hielt die Umarmung nicht, denn ein schriller Schrei ertönte. Geschockt ließen die zwei sich los und rannten in Richtung der Stimme. Pixie mehr schleppend als rennend. Am Rande des Dorfes, nahe des Düsterwaldes, lag eine weitere Leiche. Robbin zeigte Krallenspuren am ganzen Körper. Eveylns sofortige Vermutung wurde durch seine zurück gelassene Holorole gestützt.
╭────────╯•╰────────╮
ROBBIN
Rolle: D o r f b e w o h n e r
Tod: W e r w ö l f e
╰────────╮•╭────────╯Das Dorf schauderte. Das war also die Macht der dunklen und bösen Gestalten dieses Spieles. Wie sollte man gegen so etwas Kaltblütiges gewinnen? Wie sollte man ihre Rollen aufdecken?
Der Schock saß tief. Zwei Menschen hatten ihr Leben in nur einer Nacht verloren und ein drittes sollte bald folgen.
Erschüttert gingen die Dorfbewohner zum Marktplatz. Die Botschaft der Toten hatte sich in sekundenschnelle verbreitet und nun war auch der letzte Zweifel ausgeräumt, dass es sich um ein Mordsspiel handelte.
Pixie und Mary hielten sich nur notdürftig auf den Beinen. Der Anblick Leos war zu schlimm gewesen. Evelyn versuchte die zwei zumindest mit ihrer Anwesenheit zu stützen.
Bald war der Marktplatz voller Menschen, die unglücklich oder missmutig zur Statur hinauf schauten.
Und eine freudige Stimme, welche das genaue Gegenteil der momentanen Stimmung widerspiegelte, erfüllte den Platz.
"Guten Morgen! Ich hoffe sehr, dass sie sich genauso auf die erste Lynchung freuen wie ich." Der Beobachter hatte sich kein Stück verändert.
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Werewolf Game ✔
FantastikDas Leben des Dorfes nahe des Düsterwaldes ist unspektakulär und eintönig. Als jedoch eines Tages eine geheimnisvolle Stimme das Dorf zu einem Spielbrett erklärt, ändert sich dies schlagartig. Aus Menschen werden Spieler und aus Freunden werden Fein...