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Achtung: Zeitsprung zurück ---> September 2018

Es war ein kalter aber sonniger Montag Morgen. Lena und ich fuhren über die Schnellstraße in die nächste Stadt. Wir kamen vom Kaff und unsere Schule war 25 Minuten Autofahrt entfernt. Wir wechselten uns wöchentlich ab mit fahren, das war am bequemsten.

Wir hatten uns die Sommerferien über nicht häufig gesehen. Ihr Freundeskreis bestand hauptsächlich aus Hand- und Fußballern und meiner aus Kindergartenfreundschaften, Gewichthebern, "Großstädtern" und Leuten die Tanya in mein Leben gebracht hatte. Nach ihr sind "Bekanntschaften in alle Bereiche des Lebens" ultra wichtig. Sie war zwar nicht meine beste Freundin, aber seid sie wusste, dass ich bii war, schleppte sie mich auf alle möglichen Parties und wir unternahmen viel. Wir waren, soweit wir wussten, die einzigen der LGBTQ+ -Gemeinschaft bei uns an der Schule und redeten vor allem darüber. Allerdings stellten wir schon früh fest, dass wir nicht zusammen passten. Was uns nicht weiter störte.

Die Schule ging heute in die 2. Woche nach der Sommerpause und ich hatte ein mulmiges Gefühl dabei wieder einen ganz normalen Tagesablauf mit Schulzeugskack und Abendtraining im Athletikverein zu haben. Beides hatte ich die letzten Wochen über arg schleifen lassen, weshalb ich auch unvorbereitet in das neue Schuljahr gestartet war, welches zu gleich mein, endlich, letztes sein sollte.

Wir betraten die große Eingangshalle und ich blickte auf die große weiße Uhr die immer 5 Minuten vor ging. Das war ein netter Spaß der Schulleitung gewesen, damit auch immer alle pünktlich waren. Naja bei Lena und mir zog das nie. Wir waren immer mindestens 5 Minuten zu spät oder kamen gerade so pünktlich. Der Verkehr war ja auch immer die Hölle....

Wir gingen am linken Rand entlang, bogen dann zur Treppe in den 1. Stock ab, und klopften dann an der Tür. Es dauerte bis Frau Wegener diese öffnete und uns lächelnd ansah. "Eigentlich hätte ich das wissen müssen. Also geht es so weiter wie es geendet hat." Sagte sie belustigt und deutete uns mit dem Kopf das wir eintreten sollten. "Sin' die klassischen 5 Minuten." Lena zuckte mit den Schultern. "Und nein am besten geht es nicht so weiter." Murmelte sie dann eher zu mir und zu sich selbst. Sie war im letzten Jahr bisschen sehr stark abgesackt in Sachen Schule und hatte schon im Auto letzte Woche gesagt, dass sich das dieses Jahr ändert. "Wers glaubt wird selig" dachte ich mir und setzte mich zu ihr ans Fenster auf unseren Stammplatz. Mit einem freundlichen "Guten Morgen", startete dann Frau Wegener eine recht ermüdende Spanischstunde. Es lag aber nicht an ihr, sondern eher an dem Fakt das Fremdsprachen allgemein nicht mein Ding waren.
Ich schrieb Gedichte und Romane und schaute amerikanische Filme immer in Originalsprache, aber noch ne Sprache? Neee.
Das Handwerkliche lag mir mehr.
Weshalb ich mich auch an den Gedanken klammerte gleich danach 4 Stunden Technik zu haben. Wir bauten gerade Häuser im Miniformat als Klausurvorbereitung und ich war in meinem Team für das konstruieren zuständig, wofür ich mich freiwillig gemeldet hatte, weil die Aufsicht für Konstruktion Frau Jansen war.
Mir kribbelte es in den Fingern, wenn ich an sie denken musste und an ihren gespielt prüfenden Blick auf alle und jeden. Ich wusste aber, dass sie eigentlich ganz nett und erträglich war. Einmal war ich die Letzte im Raum und musste ihr deshalb helfen das restliche Material wieder in die Schränke zu räumen. Dabei fragte ich sie unterschwellig nach dem Grund warum sie Technik und, so glaubte ich zumindest, Architektur studiert hatte. Sie antwortete widerwillig mit den Worten "Eigentlich gehört das ja nicht hierher, aber..." und erzählte mir dann, dass sie das schon immer werden wollte irgendwie und das ihr Mann auch Architekt war, sie sich aber schon länger kannten. Traurig wurde mir bewusst, dass sie wohl ihre Jugendliebe geheiratet und mit ihm 2 Kinder bekommen hatte. Ein Mädchen und einen Jungen. Letzteres hatte sie uns in der ersten Stunde in der 11. im Kennenlerngespräch erzählt.
Ich half ihr also und verabschiedete mich mit "Fals sie mal wieder Hilfe brauchen rufen sie mich an!" Sie hatte gelächelt und gesagt, dass sie darauf bestimmt zurück kommen würde. Ich hatte mich so dumm benommen und bereute es in dem Moment in dem ich die Tür hinter mir schloss. Aber hey... das war typisch für mich und diese Frau verdrehte mir den Kopf.

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